Sie sei wie eine zweite Tochter für sie, sagt US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton über ihre enge Mitarbeiterin Huma Abedin. Schon ihr halbes Leben lang steht die 40-Jährige in Clintons Diensten, mittlerweile ist Abedin Vizechefin von Clintons Wahlkampfteam.
Dabei hält sich Abedin aber gerne im Hintergrund. Als neue Schlüsselfigur in Clintons E-Mail-Affäre kann sie die öffentliche Aufmerksamkeit aber nicht mehr vermeiden.
Schon oft hat Clinton gesagt, wenn sie eine zweite Tochter hätte, wäre es Huma Abedin. «Bei Huma sind ihre Anmut, ihr Intellekt und ihre Bescheidenheit unübertroffen», sagt die Präsidentschaftskandidatin über ihre langjährige Mitarbeiterin.
Abedin wurde im US-Bundesstaat Michigan als Kind eines Lehrerpaars aus Indien und Pakistan geboren, verbrachte ihre Kindheit aber in Saudi-Arabien. Zum Studium kehrte sie in die USA zurück. 1996 machte sie ein Praktikum im Weissen Haus und wurde der damaligen First Lady Hillary Clinton zugeteilt.
Von der «Gehilfin» zur «Beraterin»
Als Clinton 2001 Senatorin für New York wurde, wurde Abedin ihre Stabschefin. Während Clintons erfolgloser Präsidentschaftsbewerbung 2008 war Abedin ihre persönliche Assistentin. Als Clinton 2009 das State Department übernahm, wurde Abedin ihre Vize-Stabschefin.
Gemäss einer Sondervereinbarung durfte Abedin für die Clinton Foundation von Hillary und Bill Clinton arbeiten und zugleich für die Beratungsfirma Teneo, die Beziehungen zu der Stiftung unterhält. Abedin sei von einer «Gehilfin» zu ihrer «Beraterin» und zu einer Führungsfigur in ihrem Wahlkampf aufgestiegen, bilanzierte Clinton.
Seit die US-Bundespolizei FBI am Freitag bekannt gab, dass sie nach dem Auftauchen neuer Mails erneut der E-Mail-Affäre nachgeht, scheint Abedin allerdings wie vom Erdboden verschluckt. Laut US-Medien stammen die neuen Mails von einem Laptop, das Abedin zusammen mit ihrem Noch-Ehemann Anthony Weiner benutzte.
Gegen ihn ermittelt das FBI wegen mutmasslicher Sex-Botschaften an eine 15-Jährige. Was in den Mails steht, wissen aber offenbar noch nicht einmal die zuständigen Ermittler.
Affäre kocht erneut hoch
Clinton hatte in ihrer Zeit als Aussenministerin private und unzureichend gesicherte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Dafür erteilte ihr FBI-Chef James Comey im Juli eine scharfe Rüge. Ein Ermittlungsverfahren gegen Clinton wurde aber nicht eingeleitet.
Nun kocht die Affäre wieder hoch - zur Freude von Clintons Rivalen Donald Trump. Abedin wird dadurch ins grelle Scheinwerferlicht gerückt. Rückhalt bekommt sie aus ihrem Team. Huma habe sich in der Angelegenheit gegenüber den Behörden «vollkommen kooperativ» gezeigt, sagte der Chef von Clintons Wahlkampfteam, John Podesta, auf CNN.
Es ist nicht das erste Mal, dass Abedin wegen ihres Mannes öffentlich in Bedrängnis gerät. Als Ex-Präsident Bill Clinton bei der Hochzeit des Abgeordneten mit Abedin im Juli 2010 als Trauzeuge auftrat, schien Weiner eine grosse politische Zukunft vor sich zu haben.
Clinton als Konstante
Doch im Mai 2011 - Huma war gerade schwanger mit ihrem Sohn Jason - legte der Demokrat sein Mandat nieder, weil herausgekommen war, dass er Frauen über den Kurzbotschaftendienst Twitter Fotos von sich in Unterwäsche geschickt hatte. 2013 wurde bekannt, dass Weiner offenbar unter dem Pseudonym Carlos Danger weiter schlüpfrige Botschaften verschickte.
Als schliesslich sexuell aufgeladene Fotos von Weiner neben seinem kleinen Sohn öffentlich wurden, war das Mass voll. Abedin trennte sich im August von ihm.
Als Konstante in ihrem Leben bleibt Hillary Clinton. «Über die Jahre haben wir Geschichten aus unserem Leben miteinander geteilt, wir hatten mehr gemeinsame Essen, als ich zählen kann, wir haben zusammen gefeiert, wir haben zusammen getrauert», sagte Abedin kürzlich dem Magazin «Vogue».
Seit längerem wird sie als Stabschefin im Weissen Haus gehandelt, sollte Clinton die Wahl gewinnen. Der Weg dorthin ist durch die E-Mail-Affäre nicht einfacher geworden.
(sda/ccr)