BILANZ: In gut einem Jahr werden Sie 60. Machen Sie Ihre Ankündigung wahr und treten zurück?
Paul Hasenfratz:
Wenn nicht etwas gänzlich Unvorhergesehenes passiert, höre ich mit 60 auf. 2002 werde ich zehn Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gewesen sein. Der Bankrat wird meinen Nachfolger bis Ende Jahr bestimmt haben. Dann wird ein definitiver Termin für meinen Rücktritt vereinbart.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie der ZKB den Rücken gekehrt haben?
Nicht mehr von früh bis spät der Agenda nachlaufen zu müssen, sondern frei entscheiden zu können, heute dies zu machen und morgen das.

Sind Sie bereits auf der Jagd nach Verwaltungsratssitzen?
An Anfragen fehlt es nicht. Im Moment mache ich aber konsequent keine Zusagen. Sonst renne ich bereits am ersten Tag nach meiner Pensionierung erneut der Agenda nach. Ich werde sicher nicht nur im Liegestuhl liegen, aber die Entscheidung, was ich tun werde, will ich noch aufschieben.

Früher oder später werden Sie Verwaltungsratsprofi?
Kaum. Schon eher Journalist.

Wie bitte?
Ja. Warum denn nicht? Mit sicherem Gespür für die grosse Story einmal selber die heissen Fragen zu stellen, könnte doch selbst für einen Spätberufenen eine echte Herausforderung sein. Nein, Spass beiseite: Ich freue ich mich darauf, mehr Zeit für mich selber zu haben. Dann kann ich mich vermehrt der Familie und den Enkelkindern widmen, reisen, Sport treiben und wieder einmal in Ruhe ein Buch lesen.

Felix Walker, der frühere Chef der Raiffeisenbanken, wurde nach seinem Rücktritt Nationalrat. Wechseln auch Sie in die Politik?
Ich weiss nicht, ob ich zum Politiker geeignet wäre. Das ist ein schwieriges Geschäft.

Sie wissen, wovon Sie reden, denn Ihre Vorgesetzten in Bankpräsidium und -rat sind Politiker. Die kamen ihrer Boni wegen ins Gerede. Zu Recht?
Da es sich um meine Vorgesetzten handelt, möchte ich dazu nicht Stellung beziehen. Das überlasse ich der ZKB- Generalversammlung.

Reden wir daher von den Boni Ihrer Mitarbeiter. Diese Erfolgsprämien verlocken doch dazu, immer grössere Risiken einzugehen. Wenn es schief geht, verliert man allenfalls den Job, kann die früher eingestrichenen Boni aber behalten.
Genau deswegen sind unsere Boni im Handel nicht nur erfolgsabhängig, sondern auch risikogewichtet. Wünschenswert wäre zudem, die Boni würden beispielsweise erst nach drei Jahren ausgezahlt, wenn man einen kontinuierlichen und nachhaltigen Gewinn sieht. Doch das ist im Markt nicht durchsetzbar.

Erstmals nach fünf Rekordergebnissen in Serie zeichnet sich ab, dass Sie 2001 den Gewinn nicht steigern können. Bedauern Sie, nicht nach dem Glanzresultat des letzten Jahres zurückgetreten zu sein?
Das Millenniumsjahr brachte der Bank ein Ausnahmeergebnis. Nach einem Glanzresultat abzutreten, ist immer schön. Aber das kann ja nicht das Ziel eines CEO sein. Ich rechne für 2001 mit einem leicht reduzierten Gewinn. Das ist kein Trendbruch, sondern weist eher auf eine gewisse Konsolidierung hin.

Sie haben sich immer als überzeugten ZKBler bezeichnet. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. In den letzten Jahren haben wir mit schöner Regelmässigkeit einen markanten Gewinnzuwachs ausgewiesen. Das zeigt, dass die 1995 durchgeführte Restrukturierungsübung «Fit» ein Erfolg war. Ich trete sehr befriedigt ab, auch wenn es nicht im Rekordjahr passiert. Interview: Roman Seiler
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