Die Pressemeldungen zum Thema Champagner lassen normalerweise selten auf sich warten, je näher die Lese rückt. Gute Nachrichten zu Traubenqualität oder Absatz gibt es schliesslich fast immer zu vermelden. In den vergangenen Monaten indes war es in Marketinghinsicht verblüffend ruhig. Wenn überhaupt geschrieben wurde, dann zu neuen Cuvées, die aufgrund der Zeitverzögerung in der Champagne – die Weine lagern jahrelang im Keller – erst jetzt in den Verkauf gelangen.

Die Zurückhaltung lässt sich begründen, denn im direkten Gespräch mit Winzern und Kellermeisterinnen erfährt man viel über die problematischen Wetterverhältnisse im Jahr 2021. Frühjahrsfrost und Hagel dezimierten die Ernte, später kamen auch noch Pilzkrankheiten dazu. In vielen Weinbergen wurden nur zwei Drittel oder gar nur die Hälfte dessen eingebracht, was im Durchschnitt möglich gewesen wäre. Wirklichen Grund zur Sorge bieten diese Nachrichten freilich nicht. Die Winzer dieser Region planen langfristig, bunkern Reserven, lassen sich von einem singulären Ereignis nicht aus der Ruhe bringen. 2022 wird es schon wieder besser.

Ob man allerdings jetzt, in einem feuchten Jahr, über biologischen Anbau reden sollte? Ja. Obwohl die Lage tatsächlich besonders schwierig für all jene Champagnerwinzerinnen war, die sich nicht auf die Hilfsmittel der chemischen Industrie verliessen, sondern ausschliesslich mit natürlichen Mitteln arbeiteten. Eine Delle für die Bioerzeuger, aber kein Stopp der Umstellung.

Anders als in anderen Weinbauregionen Frankreichs spielte der Ökoanbau zwar lange nur eine untergeordnete Rolle, hat nun aber an Bedeutung gewonnen. Warum es so lange gedauert hat? Ganz einfach: Anreize zur Umstellung gab es kaum, denn sowohl Handelshäuser als auch Traubenlieferanten verdienten gutes Geld mit ihren konventionell erzeugten Trauben respektive Weinen. Warum Nachhaltigkeit in Betracht ziehen, wenn es doch auch so ging?

Ein paar Winzerinnen und Manager nur dachten frühzeitig weiter als andere. Frédéric Rouzaud, der Generaldirektor des renommierten Champagnerhauses Roederer, hat die Weichen schon vor einiger Zeit gestellt. Im Jahrgang 2021 wurde bereits die knappe Hälfte der Weinberge zertifiziert biologisch bewirtschaftet. Für ein Haus, das immer neue Wege gegangen ist – für den russischen Zaren wurde einst der Champagner in der durchsichtigen Flasche entwickelt und Cristal genannt –, ist das nur konsequent.

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