Ob einen Buick Skylark, ein Fiat Dino Spider, ein range Rover Defender oder ein VW Bus: Autos sind Charaktersache. Sie zeigen wer wir sind, wie wir denken, und auch, wer wir sein wollen. Wir haben fünf Menschen getroffen, die für ihre Leidenschaft leben. Sie bereichten von ihren Vintage Cars:
Nicole Neufeld (30), Model und zweifache Mutter und fährt einen Buick Skylark 1963
«Mir wurde die Begeisterung für US-Cars sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Vater handelt mit alten Corvettes, da kam ich schon sehr früh mit alten Amerikanern in Kontakt. Als Kind war ich häufig bei Autorennen oder Car-Treffs dabei. Folgerichtig war mein erstes Auto ein Buick Skylark, allerdings Baujahr 1980, fast 20 Jahre jünger als mein jetziger. Den ersten Skylark habe ich meinem Vater abgekauft, der hatte vorne eine richtige Bank drin, mit rotem Samt bezogen. War sehr bequem.
Als ich später mein jetziges Modell, einen Skylark mit Jahrgang 1963, zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist es! Mein Bruder und mein Mann halfen mir beim Suchen, und vor sechs Jahren fanden wir diesen im Internet; ein halbes Jahr lang hatten wir gesucht.
Ich hatte Glück: Es war ein Schnäppchen. Nur einige wenige Sachen musste ich ausbessern lassen, dann konnte ich den Wagen vorführen. Bis heute läuft er reibungslos. Und wenn mal eine Reparatur ansteht, erledigt das mein Mann. Der fährt auch einen alten Amerikaner. Wenn wir zusammen irgendwohin fahren, streiten wir uns immer, welches Auto wir nehmen sollen.
Das Schöne an diesen alten US-Cars sind der Motorensound und der Geruch – man fühlt sich ein wenig in die damalige Zeit zurückversetzt. Mir gefallen auch andere alte Amerikaner, besonders die bonbonfarbigen aus den fünfziger Jahren. Zum Beispiel der Chevrolet Bel Air von 1955 oder der Buick Special, Jahrgang 1951.
Für den Alltag habe ich noch einen Jeep Cherokee. Der ist praktisch und hat auch genug Platz für unsere zwei Kinder – oder die Ausrüstung für den Wintersport. Ich fahre gern Ski und Snowboard in der Freizeit. Aber auch den Buick schone ich nicht; die Kinder dürfen überall mitfahren und sogar auf der Rückbank etwas essen. Da bin ich nicht so heikel. Nur im Winter, wenn auf den Strassen Salz gestreut wird, bleibt er in der Garage.»
Peter Gut (57): Der Zeichner und Karikaturist fährt einen Fiat Dino Spider
«Meine früheste Erinnerung an Autos ist, wie wir auf Parkplätzen Modelle erraten gespielt haben. Und als ich etwa viereinhalb Jahre alt war, musste ich mich in einem Tessiner Taxi übergeben. Ich weiss noch: Das Wetter war schön, das Lederinterieur auch. Diese Aktion hat zu langen Diskussionen zwischen dem Taxichauffeur und meinem Vater geführt.
Als ich ein Kind war, brachte mir mein Vater von seinen Kneipentouren Spielzeugautos mit. Er hatte wohl ein schlechtes Gewissen. Diese Dinky Toys, meistens waren sie rot und Cabriolets, liebte ich heiss. Aber zugleich gab es wegen ihrer Herkunft auch einen Zwiespalt. So blieb auch das Verhältnis zu meinem Dino über all die Jahre nicht unbeschwert.
Zumal mir meine Eltern 4000 Franken dazugegeben haben, als ich den Dino vor 35 Jahren kaufte - unglaublich für mich damals. Ich kannte ja den Lohn meines Vaters. Aber im Grunde war auch der Kauf damals ein bisschen verrückt. Er kostete mich mein ganzes - kleines - Vermögen.
Warum gerade der Dino mich so sehr fasziniert, kann ich gar nicht mehr genau beantworten - ich habe mit diesem Auto inzwischen so viel erlebt. Damals war es wohl Gefallen auf den ersten Blick. Ein Fiat Dino Spider war seinerzeit unerschwinglich, für jemanden in meinem Alter sowieso. Aber als ich den Wagen dann das erste Mal fuhr, gab es für mich kein Halten mehr. Der Sound und der Zug des Ferrari-Triebwerks, dazu die wunderschöne Karosserie. Dieses Gefühl ist auch heute noch da.
Traumautos, falls ich welche habe, sind italienische und englische Sportwagen aus den fünfziger und sechziger Jahren. Am liebsten mit einer von Zagato entworfenen Karosserie. Schön war eigentlich auch schon mein erstes Auto: ein Fiat 124 Sport Coupé in Himmelblau. Unter der Deckfarbe gab es allerdings orangen Rost.
Der Dino fährt heute pro Jahr vielleicht noch einige hundert Kilometer. Für den Alltag habe ich einen Skoda Octavia Kombi, die reine Vernunft also. Mit dem Dino mache ich nur noch kleinere Ausflüge zum Fischen oder zum Vergnügen. Im Hochsommer bleibt er auch in der Garage; offen fahren macht nur bei frischem Wetter Spass.»
Thomas Rotach (60): Der Geograf fährt einen Range Rover Defender
«Mein Vater ist immer Italiener gefahren, Fiat oder Alfa Romeo. Ihm war wichtig, dass das Auto sportlich aussieht. Wenn wir mit seinem Fiat 124 Sport Coupé 1800 als Familie - wir waren zu viert - in die Ferien fuhren, mussten wir jede Ritze stopfen. Auch ich hatte als Erstes einen Fiat: den 850 Sport Coupé, Jahrgang 1971 - ein kleiner Flitzer, der viel Spass machte, aber auch viel Lärm im Heck. Das Geld dafür hatte ich mir als Student in Ferien- und Nachtschichtarbeit bei der Bahnpost verdient.
Ein echtes Traumauto habe ich nicht. Luxuskarossen oder Supersportwagen haben mich nie interessiert. Ein Traumauto war für mich aber der Lancia Thema von 1994: klassisches Design, Echtholz und Alcantara im Inneren, genug Platz für die Familie.
Auf den Defender bin ich gekommen, weil ich ein Auto suchte, das uns als Alltags- und Reisefahrzeug zu zweit dienen kann - unsere Kinder sind ja schon 18 und 20. Und das bisherige Arbeitstier in der Garage, mein zwölfjähriger Fiat Doblò Malibu, ist 300 000 Kilometer gefahren. Ich hatte nie ein sparsameres und zuverlässigeres Fahrzeug. Leider hat es die neue Konkurrenz durch den Defender nicht vertragen und sich vor kurzem mit Motorschaden verabschiedet.
Kurzstrecken und Winterfahrten bei gesalzenen Strassen vermeide ich mit dem Defender möglichst - Rostschutz ab Werk kannte der Hersteller nicht. Aber grundsätzlich ist er nicht zum Schonen gebaut.
Was mich fasziniert, ist sein Charakter: Er macht den Weg zum Ziel. Am Steuer verfliegt jede Hektik, Temporausch und abrupte Manöver sind nicht sein Ding. Dafür liefert er urtümliche Mechanik, er will vorausschauend und mit Krafteinsatz bewegt werden. Die gute Übersicht trägt zur Gelassenheit bei. Zudem ist er robust und wertbeständig und bietet genug Platz zum Campen. Luxus brauchen wir nicht.
Im Frühjahr 2015 konnte ich einen Defender übers Wochenende ausprobieren, doch schon im Mai hiess es, die gesamte Produktion für 2015 sei ausverkauft. Mit etwas Glück ergab sich dann die Möglichkeit, an mein jetziges Exemplar zu kommen. Ich habe es im Juli an meinem 60. Geburtstag in Empfang genommen.»
Ivo Meyer (42) und Rowena Downing (37): Der Hedge-Fund-Manager und die Personal Shopperin fahren einen VW-Bus T2a, Baujahr 1972
«Kinder haben wir keine. Dafür bezeichnen wir unseren VW T2a als unser gemeinsames Projekt. Für Rowena ist er das erste Auto, Ivo startete seine Fahrerkarriere mit einem Renault R4 von 1979 - eine totale Krücke.
Zu unserem T2a (der sich vom T2 in ganz wenigen optischen Details unterscheidet) sind wir ganz ohne Suchen gekommen; es ist, als hätte das Auto vielmehr uns gesucht.
Ein Freund musste Steuerschulden bezahlen und war komplett abgebrannt, da sind wir eingesprungen und haben ihm den Bus für 3500 Franken abgekauft.
Das klingt günstig, die grossen Kosten sind aber erst mit der Restauration entstanden. Wir mussten noch ziemlich viel reinstecken.
Aber es lohnt sich: Dieses Auto zaubert jedem ein Lächeln auf die Lippen. Und für uns ist der T2a mehr als ein Auto. Er schenkt uns viele Freiheiten. Wir entfliehen damit dem hektischen Alltag der Stadt. Und ob wir damit auf dem Pfannenstiel ankommen, an der Côte d'Azur oder in Schottland - mit dem Büssli sind wir überall willkommen.
Traumautos haben wir schon auch: Ivo den AC Cobra von 1965, Rowena schwärmt für einen Austin-Healey Sprite, Jahrgang 1963 - in Rot!
Für unsere Hobbys wie Schwimmen, Freediving, Snowboarden oder Velofahren in der Natur ist aber der VW natürlich viel nützlicher. Pro Jahr fahren wir vielleicht zwischen 4000 und 8000 Kilometer damit. Am liebsten sind wir mit Familie, Freunden und unseren Neffen und Nichten unterwegs und machen uns auf zu irgendwelchen neuen Abenteuern. Und wir haben schon einige erlebt! Allerdings nutzen wir den Bus nur im Sommer, weil die Karosserie das Streusalz in den Wintermonaten ganz schlecht verträgt. Also überwintert der T2a auf einem Bio-Bauernhof.»