Interpharma ist der Lobbyverband der Pharmahersteller, der die Interessen von Grosskonzernen wie Novartis, Roche, Merck oder Vifor Pharma bei den Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft vertritt. Prägende Figur, und dies für 28 Jahre, war Thomas Cueni, der von der «NZZ am Sonntag» einst als «der beste Netzwerker der Schweiz» bezeichnet wurde.
Anfang 2017 zog es Cueni weiter – er wurde Generaldirektor des Internationalen Pharmaverbandes IFPMA. Im Herbst 2017 übernahm ein Neuer das Ruder: René Buholzer von der Credit Suisse, der bei der Grossbank zuletzt als Leiter Public Policy tätig war.
Viele Wechsel in eineinhalb Jahren
Vorher ein Bollwerk der Kontinuität, ist seither beim Lobbyverband einiges im Umbruch. Im Team in Basel mit seinen 16 Vollzeitstellen kam es in den letzten eineinhalb Jahren bereits zu mehreren Wechseln. Nach Abgängen in tieferen Chargen kommen jetzt weitere auf oberster Ebene hinzu: Mit Cheflobbyist Bruno Henggi und Kommunikationschefin Sara Käch haben zwei der sechs Geschäftsleitungsmitglieder ihren Abgang angekündigt.
Beide sind seit Jahren bei Interpharma, Henggi zudem in einer Schlüsselrolle, mit besten Kontakten in den politischen Kreisen in Bern. Interpharma bestätigt die Abgänge. Wohin es Henggi zieht, wird nicht kommuniziert, Käch erklärte in einer E-Mail-Nachricht an Freunde und Geschäftspartner nur allgemein, sie wolle sich nach kurzer Auszeit einer neuen beruflichen Herausforderung stellen.
Neue Governance als Ursache
Buholzer bedauert die Abgänge, die Häufung beunruhigt ihn aber nicht. «Viele Mitarbeiter sind seit sehr vielen Jahren bei uns, dass sie Lust auf eine Veränderung haben, ist nachvollziehbar.» Über 27 Jahre sei Interpharma unter gleicher Führung gestanden, dass ein Wechsel Veränderungen auslösen würde, sei zu erwarten gewesen.
Er sieht die Abgänge auch teilweise vor dem Hintergrund der veränderten internen Strukturen und Prozesse, die im Zuge der seit seinem Amtsantritt neu gestalteten Governance eingeführt wurden. Diese Änderungen seien nötig gewesen, weil die Zahl der Mitglieder stark gewachsen sei – waren es 2012 noch zehn, so sind es heute 24. «Die strategische Ausrichtung an den Bedürfnissen der Mitglieder geht einher mit sich verändernden Anforderungen an die Geschäftsleitungsmitglieder des Verbandes», sagt Buholzer.