Ich parkiere das neue Jaguar-Cabriolet in der Garage des «Park Hyatt» in Zürich neben einem offenen Aston Martin DB9. Die Ähnlichkeit des XK ist schon verblüffend. Insbesondere die Seitenansicht sowie das Heck sind eine Reminiszenz an Aston Martin, was bei Jaguar zwar nicht so gern gehört wird, andererseits aber nicht verwundern sollte: Der XK-Ideengeber Ian Callum war vorher Designer für den DB9, den Vanquish und den Vantage.

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Unter dem Blech bleiben die Gene dann innerhalb der Jaguar-Familie: Die Technik für die Alu-Karosserie wurde bereits im XJ eingesetzt, der weiterentwickelte 4,2-Liter-V8-Motor stammt aus dem Vorgänger. Die Maschine entwickelt zwar nicht gerade Schwindel erregende Fahrleistungen – dafür muss man sich noch bis zur Version XKR gedulden –, sie stellt aber für die nur 1600 Kilogramm schwere Leichtbauversion mit 298 PS eine durchaus standesgemässe Motorisierung dar.

Der XK zielt wohl auf das Segment der betuchten BMW-6er-, Maserati-Coupé- oder Mercedes-SL-Fahrer, also auf Leute mit Stil und Freude an der ästhetischen Tradition. Das Protzen im Supersportwagen überlassen diese Menschen lieber anderen, den nimmersatten Leistungsfreaks. Dem XK-Fahrer ist es wichtiger, die passende Mütze zum englischen Tweedjackett zu tragen, statt mit PS zu prahlen.

Gross gewachsene Kunden werden sich freuen, dass sie im Neuen endlich eine vernünftige Position hinter dem Lenkrad einnehmen dürfen. Dazu harmoniert das auf den Fahrer ausgerichtete Cockpit. Das Interieur ist modern und – endlich – up to date, aber dennoch very British. Es gefällt mir ausserordentlich. Modernste Technik wie die Touchscreen-Informationseinheit oder das schlüssellose Startsystem geben dem Lenker das Gefühl, nicht lebendig in einer Retro-Gruft begraben worden zu sein.

Von Mercedes wurde die in den Türen untergebrachte Sitzverstellung abgeguckt. So grosszügig die Sitze vorne ausfallen, so klein und unbequem sind sie hinten. Die beiden Rücksitze sind wohl nur für den Notfall zu gebrauchen – oder am besten für den Golf Bag, denn dafür hat es im zu klein geratenen Kofferraum definitiv keinen Platz.

Beim ersten Ausritt fallen zunächst zwei Dinge auf: Die Karosserie zeigt eine für ein Cabrio sehr gute verwindungsfreie Steifigkeit. Dies sorgt für ein sehr präzises Fahrverhalten, das heisst, der Jaguar schwankt und wankt nicht. Zweitens wurde diese Fahrpräzision nicht durch Einbussen im Federungskomfort eingekauft. Der Fahrkomfort ist das grosse Plus des neuen XK. Das relaxte Cruisen wird insbesondere im geöffneten Cabrio zum Genuss – am Feierabend per Knopfdruck in knapp 20 Sekunden das Stoffdach versenken und einfach nur noch das Leben geniessen. Dazu haben auch die Sound-Ingenieure beigetragen: Im Leerlauf brabbelt der Motor gelassen und wartet auf die Befehle des Dompteurs, um sich beim Beschleunigen in eine fauchende Raubkatze zu verwandeln. In einen Jaguar eben.

Der Grundpreis von 139 000 Franken für das Cabrio ist sicherlich angemessen, wobei man mit den üblichen lebenswichtigen Kleinigkeiten schnell auf 160 000 Franken kommt. Das ist aber für Leute in diesem Segment kein wirklich relevantes Gesprächsthema, ebenso wenig wie Fragen nach den Unterhaltskosten, dem Preis der 20-Zoll-Räder oder dem Restwert. Dieser ist für diese Fahrzeugklasse gemäss unserer Erfahrung sowieso nur schwer festzulegen. Der BMW-6er dürfte in diesem Punkt leichte Vorteile haben. Aber eben: Wer sich mit der Anschaffung eines XK-Cabrios beschäftigt, ist finanziell aus dem Gröbsten raus. Das erklärt auch, warum das Verdeck weiterhin aus Stoff ist. Die Botschaft: Beim XK-Fahrer steht zu Hause mindestens ein weiteres Gefährt, um das Mobilitätsproblem auch an weniger warmen Tagen adäquat zu lösen.

Fazit: Der neue XK ist gottlob stilistisch wieder ganz Jaguar. Elegantes, traumhaftes Aussendesign, stilvoller Innenausbau. Er ist sicher nicht der Supersportwagen, denn der XK ist ein Auto geblieben, mit dem man lieber schnell in die Provence – oder eben auch nach Ascot – fahren als auf der Nordschleife Runden drehen möchte. Kein Protz, aber Stil. Very British.

Beat Imwinkelried (39) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.
b.imwinkelried@auto-interleasing.ch

Jaguar XK8 Convertible
Antrieb: Hinterräder
Motor: 4,2-Liter-V8
Leistung: 300 PS / 224 kW
Drehmoment1: 440 Nm bei 4100 U/min
Energieeffizienz2: G
Tankinhalt: 71 Liter
1 Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

2 Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.

Quelle: Auto-Interleasing AG