Eigentlich hätte der Swiss-CEO Christoph Franz das Präsidentenamt des mächtigen Business-Netzwerks AmCham gerne länger innegehabt, doch seine Karriere nahm unvermittelt eine Wende. Immerhin: Anders als seine Vorgänger Jacques Aigrain (Ex-CEO Swiss Re) oder Fred Kindle (Ex-CEO ABB) tritt Franz nicht wegen Absetzung vom Job, sondern wegen seiner Beförderung zurück. Wenige Tage nach seinem «ersten und letzten Auftritt» als AmCham-Präsident wechselte der Deutsche in die Geschäftsleitung der Lufthansa nach Frankfurt am Main.

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Franz leitete die Versammlung souverän und in sehr aufgeräumter Stimmung. Und es gab einiges zu vermelden in diesen turbulenten Zeiten. So verlässt eine ganze Reihe ausgeschiedener Firmenchefs auch den AmCham-Vorstand, darunter Ex-UBS-CEO Marcel Rohner, Ex-Adecco-Chef Dieter Scheiff oder Ex-Ciba-Chef Armin Meyer. An ihrer Stelle ziehen neue Köpfe ein, ABB-Chef Joe Hogan etwa, der neue Swiss-CEO Harry Hohmeister, und last but not least auch Marcel Rohners Nachfolger Oswald Grübel. Den trockenen Hinweis darauf, dass der Ex-CS-Chef Grübel im AmCham-Vorstand «diesmal die UBS vertritt», konnte sich Franz nicht verkneifen.

Der frisch gekürte Präsident der Handelskammer, Syngenta-CEO Michael Mack, machte gleich flott weiter. Er habe bei der Anfrage zuerst ein wenig gezögert, da das oberste AmCham-Amt als starkes Vorzeichen für einen anstehenden Jobwechsel betrachtet werden könne.

Weit weniger locker fiel dann die Ansprache der Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf aus. Lag es an ihrem Englisch, an dem manch einer nachher herumkrittelte, oder am monotonen Vortragsstil der Bundesrätin? Die versammelte Wirtschaftskammer war jedenfalls vom Auftritt nicht wirklich überzeugt. Immerhin verstand es Widmer-Schlumpf, dem hochbrisanten Streit zwischen der Schweiz und den USA um Bankkundendaten jegliche Spannung zu nehmen. Ganz unaufgeregt liess sie wissen, dass sich die Schweizer Banken im Ausland «an die dortigen gesetzlichen Rahmenbedingungen halten» müssten, wenn sie Geschäfte machen wollten. Und die Justizministerin liess dezent durchblicken, welchen Trumpf die Schweiz in den Verhandlungen mit den USA ausspielt: die direkte Demokratie. «Wenn der Druck auf die Herausgabe der UBS-Kundendaten aufhört, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das neue Steuerabkommen mit den USA vom Schweizervolk angenommen wird.»

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