BILANZ: Jean-Claude Biver, Sie haben angekündigt, die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» kaufen zu wollen. Warum?

Jean-Claude Biver: Eine Regionalzeitung spielt nicht nur eine Rolle in der Informationsvermittlung. Sie spielt auch eine soziale Rolle. Sie ist wie eine Fahne: Wir erkennen uns alle unter dieser Fahne. Es ist etwas Patriotisches. Und weil ich ein grosser Patriot bin und immer versuche, unsere Werte und Traditionen zu verteidigen, bin ich sofort auf diese Idee gekommen. Wir müssen sicherstellen, dass so ein Blatt zu hundert Prozent schweizerisch bleibt.

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Was können Sie, das Ringier und Tamdia nicht können?
Ich weiss es nicht.

Wie bitte?
Ich habe bisher nur investiert in Business, das ich kenne. Das ist die erste Ausnahme in 40 Jahren. Für eine Velo- oder Skifabrik würde ich das nie machen. Hier ist es etwas anderes. Hier habe ich eine Mission! Aber ich weiss nicht, was auf mich zukommt.

Wie soll sich das dann je rentieren für Sie?
Gewinn ist sekundär. Ich mache es eher als Sponsor der Region. Es ist soziale, wirtschaftliche, politische Verantwortung. Das ist idealistisch, aber ich bin ja auch ein Idealist.

Wie viel Geld rechnen Sie denn investieren zu müssen?
Keine Ahnung. Ich habe die Verkaufsunterlagen noch nicht.

Wenn Sie den Zuschlag bekommen: Welche Pläne haben Sie?
Ich werde sechs Monate nichts tun ausser lernen, zuhören, zuschauen. Dann werden wir mit der Geschäftsleitung eine Strategie entwickeln. Vielleicht machen wir einige Seiten der Zeitung auf Deutsch oder Englisch. Es hat hier so viele Leute, die Englisch sprechen. An der EPFL wird ja auch auf Englisch unterrichtet.

Jeff Bezos kauft die «Washington Post», Christoph Blocher die «BaZ», Sie wollen «Le Temps». Sind Zeitungen das neue Statussymbol von Multimillionären – wie früher Hotels oder Pferdezuchten?
Das ist keine Mode, sondern Zufall. Ich will «Le Temps» ja aus einem anderen Grund kaufen als etwa Bezos. Wollte ich die «Financial Times» oder die «New York Times» kaufen, wäre es etwas anderes.

Kann Presse nur noch im Mäzenatentum überleben?
Für die Regionalpresse mag das vielleicht ein Modell sein. Überregionale Blätter wie etwa eine «NZZ» aber sollen geführt werden wie normale Unternehmen und ihr eigenes Geld verdienen. Sonst will jeder nur Subventionen und keiner mehr arbeiten.

Jean-Claude Biver (64) ist einer der umtriebigsten Unternehmer der Schweizer Uhrenindustrie. Der gebürtige Luxemburger erweckte in den achtziger Jahren die Marke Blancpain zu neuem Leben und verkaufte sie an die Swatch Group. Später leitete er Omega. Die letzten neun Jahre baute er die Marke Hublot wieder auf, erst als CEO, jetzt als VR-Präsident. BILANZ schätzt sein Vermögen auf 100 bis 200 Millionen Franken.