Die Schweiz zählt als die Recycling-Nation. Nur bei einem Rohstoff hapert es: Plastik. Rund 195'000 Tonnen Plastikverpackungen und Getränkekartons fallen in Schweizer Haushalten jedes Jahr als Abfall an. Davon landet der Grossteil in der Verbrennung – gerade mal 3 Prozent werden bisher recycelt. Mit dem neuen Plastik-Sammelsack Recybag soll sich das nun ändern. «Damit schliessen wir eine der grössten Lücken in der Schweizer Kreislaufwirtschaft», sagt Odile Inauen, Geschäftsführerin von Recypac, an der Medienkonferenz in Bern.

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Was kommt in den Sammelsack?

Im neuen Sack kannst du alle möglichen Artikel aus Plastik wie Putzmittelflaschen, Joghurt-Becher, Tuben oder auch Verpackungen sammeln. Auch Getränkekartons zählen zum Sammelgut. Nicht in den Sammelsack gehören dagegen PET-Flaschen, Batterien, Styropor oder auch Spielsachen.

Wo gibt es den Recybag bereits?

Bisher gibt es den Sammelsack in folgenden Gemeinden:

  • Stadt Bern
  • Dietikon ZH
  • Greifensee ZH
  • Oetwil an der Limmat ZH
  • Schlieren ZH

Weitere Gemeinden sollen Schritt für Schritt folgen. Jedoch braucht Recypac jeweils die Erlaubnis von ihnen. «Wie schnell es geht, hängt davon ab, wie die Gemeinden mitmachen», so Inauen zu Blick. Bis 2030 strebt die Organisation eine Sammelquote von 70 bis 80 Prozent an.

Was kostet der Sammelsack?

Den Sammelsack kannst du bei Detailhändlern wie Coop oder Migros oder auch bei den kommunalen Recyclingstellen kaufen. Der Preis für den Sammelsack kann je nach Gemeinde variieren. Die Branchenorganisation Recypac, welche hinter dem Sammelsack steckt, empfiehlt unverbindlich folgende Maximalpreise:

  • 17 Liter: 1.00 Franken
  • 35 Liter: 1.60 Franken
  • 60 Liter: 2.40 Franken
  • 110 Liter: 4.00 Franken

«Damit sind wir in praktisch allen Gemeinden günstiger als der normale Kehrrichtsack», so Inauen weiter.

Wo kann ich die gesammelte Ware abgeben?

Der Sammelsack kann in verschiedenen Detailhandelsfilialen abgegeben werden: In der Stadt Bern bisher bei grösseren Migros oder Coop-Filiaen. Zudem nimmt auch die Sammelstelle der Gemeinde den Sack entgegen. Es lohnt sich aber, vorher kurz auf der Website zu überprüfen, wer den Sack tatsächlich entgegennimmt – denn es kommen laufend neue Stellen im Detailhandel hinzu.

Die Sammelstellen werden nicht in allen Migros- oder Coop Filialen gleich aussehen, da der Platz eine logistische Herausforderung darstellt. Der Container werde zum Teil auch draussen vor der Filiale stehen – wenn möglich dort, wo auch bereits PET oder Batterien eingeworfen werden können.

Was passiert mit der gesammelten Ware?

Die Verpackungen werden in Österreich nahe der Schweizer Grenze sortiert. In der Schweiz gibt es bisher keine entsprechende Sortieranlage – man suche aber bereits nach einer Lösung im Inland. In zertifizierten Anlagen werden die gebrauchten Verpackungen zu Rezyklaten verarbeitet. Diese werden dann etwa für die Industrie wiederverwendet. Es gibt jedoch auch Bestrebungen, dass daraus künftig wieder Lebensmittelverpackungen entstehen können – wie Joghurt-Becher. Es können aber nicht alle Stoffe rezykliert werden. Diese Materialien kommen dann zurück in die Schweiz und werden energetisch verwertet.

Was ist das Ziel von Recypac?

Recypac strebt bei Verpackungen bis 2030 eine Recycling-Quote von 55 Prozent an. Bei Getränkekartons gar 70 Prozent. Dafür braucht es eine Sammelquote von 70 bis 80 Prozent. Bis dahin soll der Recybag in der gesamten Schweiz verfügbar sein.

Wer steckt hinter dem Sammelsack?

Hinter dem Sammelsack steckt die Schweizer Branchenorganisation Recypac, die keine Gewinnabsichten verfolgt. Mitglieder sind sowohl die grössten Schweizer Detailhändler Coop, Migros und Spar, aber auch die Discounter Aldi, Denner und Lidl. Firmen wie unter anderem Emmi, Hug, Rivella, Nestlé oder Zweifel sind ebenfalls mit dabei. Gegründet wurde die Organisation unter der Leitung von Swiss Recycle.

Was passiert mit dem Plastik-Sammelsack der Migros?

Im Mai 2021 hat die Migros einen eigenen Sammelsack für Plastik lanciert. Gestartet hat alles in Luzern. Das Projekt wurde inzwischen ausgeweitet, unter anderem auf die Kantone Freiburg und Bern sowie die Städte Lausanne und Zürich. Für die Migros-Kundschaft ändert sich mit dem neuen Sammelsack aber nichts: «Die bisherigen Plastik-Sammelsäcke der Migros bleiben bestehen», bestätigt eine Sprecherin. Zu gegebener Zeit prüfe man dann eine Umstellung. Innert zwei Jahren sammelte die Migros so rund 500 Tonnen Plastik.