Als treibende Kraft der Wirtschaftsentwicklung ist der «schumpetersche Unternehmer» jedem Ökonomiestudenten ein Begriff. Der berühmte österreichische Volkswirt und Soziologe Joseph A. Schumpeter (1883–1950) beschrieb ihn als einen Pionier der Wirtschaft, der es versteht, technische Neuerungen in marktfähige Innovationen umzusetzen und damit den Prozess «schöpferischer Zerstörung» in Gang zu halten.

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Nach Schumpeters Credo befinden sich kapitalistische Märkte im Ungleichgewicht, weil innovative Kräfte pausenlos damit beschäftigt sind, neue Kombinationen am Markt durchzusetzen. Nicht im Entdecken und Erfinden – was die Aufgabe der Forscher und Techniker sei –, sondern im Realisieren, das heisst in der Produktion und der Vermarktung, sah Schumpeter die eigentliche «Führerfunktion» des Unternehmers. Hat sich dieser mit einer neuen Kombination am Markt durchgesetzt, so streicht er zunächst einen Monopolgewinn ein. Sein Erfolg ruft jedoch unweigerlich Nachahmer auf den Plan, womit die Gewinnspanne schon bald wieder sinkt, um irgendwann gänzlich vom Wettbewerb eingeebnet zu werden.

Geprägt ist diese Entwicklung von einem ständigen Auf und Ab: «Der erfolgreiche Unternehmer steigt sozial», beschrieb Schumpeter das Wechselspiel von Innovation und Imitation in seiner 1912 veröffentlichten «Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung». «Dieses Steigen stellt den wichtigsten Antrieb in der kapitalistischen Welt dar. Weil es im Weg des Niederkonkurrierens alter Betriebe vor sich geht und damit auch den mit diesen verknüpften Existenzen, so entspricht ihm immer ein Prozess des Sinkens, der Deklassierung, der Eliminierung.» Der soziale Niedergang trifft den Unternehmer, wenn seine «Kraft erlahmt ist», so Schumpeter, dem es als einem der ersten Ökonomen gelang, die Dynamik einer wettbewerbsorientierten Wirtschaft aus sich selbst heraus zu erklären. Zumindest drohe der Abstieg aber seinen Nachkommen, die «mit der Beute nicht auch die Klauen geerbt haben».

Der einflussreiche Vordenker, dessen Lehre im Gründerfieber der Neunzigerjahre eine Renaissance erlebte, musste die Erfahrung unternehmerischen Scheiterns am eigenen Leib machen. Ein Ausflug des Theoretikers in die Niederungen wirtschaftlicher Praxis geriet zum Desaster. Die Wiener Biedermann-Bank, deren Präsident Schumpeter 1921 wurde, führte er in die Pleite und handelte sich damit gesellschaftliche Schmach und einen Berg von Schulden ein. Diese Niederlage förderte wohl auch seinen Entschluss, Österreich für immer zu verlassen. Zunächst als Dozent in Bonn tätig, wechselte er 1932 an die renommierte Harvard-Universität in Cambridge. Joseph A. Schumpeter starb 1950 im amerikanischen Bundesstaat Connecticut.