Diamanten hatten zuletzt ja ein ähnlich altbackenes Image wie Pelzmäntel – und dass «Bling-Bling» seit der Finanzkrise zum Schimpfwort wurde, trug auch nicht gerade bei zum Geschäft mit den Glitzersteinen. Glaubt man aber einer neuen Studie und Datenauswertung, so hat der Trend gedreht – und der Diamant könnte wieder das werden, was er zu Marylin Monroes Zeiten war: «A girl’s best friend».
 
Jedenfalls legte der Absatz von Diamanten im letzten Jahr wieder spürbar zu – konkret: um zwei Prozent –, nachdem die Verkäufe im ganzen laufenden Jahrzehnt stagniert hatten. Dazu schürfen die Diamantenminen dieser Welt 20 Prozent mehr als noch 2017. Warum?

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Die Beratungsfirma Bain & Company hat die Grundlagen für das Antwerp World Diamond Center erarbeitet. Sie stellte fest, dass der Diamant insbesondere in China und den USA wieder stärker in Mode kommt – zumal unter der Generation der Millennials. Ein Aspekt dabei: Junge Chinesinnen liessen sich Diamantenschmuck nicht mehr einfach schenken, sondern kaufen ihn mehr und mehr gleich selber.

Kommt hinzu, dass die solide Weltkonjunktur den Absatz vielerorts stützte – von Japan über Indien bis zu den Tourismus-Hotspots in Europa.

Die Zahlen zeigen insgesamt, dass sich das Geschäft seit gut zwei Jahren neu zu beleben scheint – in allen Teilen der Diamanten-Wertschöpfung, also von den Minen über die Verarbeiter bis zum Schmuckhandel. «Dieser Trend wird sich voraussichtlich bis in die 2030er-Jahre fortsetzen», erwartet Josef Ming, Partner bei Bain und dort Experte für den Luxusmarkt.

Likes und Influencer im Diamanten-Handel

Für die Bain-Experten ist dabei klar, dass sich die Diamantenbranche verstärkt auf junge Kunden konzentrieren soll – mit entsprechenden Folgen fürs Marketing. Die Frauen der Generation Z und die Millennials kaufen ihren Schmuck selber, wobei sie auch auf Influencer und Likes achten. Eine Frage wäre also auch, wie der Schmuckhandel eine wachsende Nachfrage über Online-Kanäle befriedigen könnte.

Ein weiterer massgeblicher Faktor: die künstlichen Diamanten. Die so genannten CVD-Steine hätten sich endgültig durchgesetzt, so die Einsicht. Offensichtlichstes Indiz: Sogar De Beers, der alte Herrscher über den Diamantenmarkt, hat nun einen Shop zum Verkauf von Laborsteinen – Lightbox.

Laborsteine für Modeschmuck

Zwar grassierte in der Branche lange die Sorge, dass die Kunststeine den Nimbus des Diamanten ruinieren könnten – und dass sie zugleich den Markt kannibalisieren. Aber die Bain-Autoren entwarnen nun eher: «Gelingt es den Anbietern, die natürlichen Diamanten klar von den Laborsteinen abzugrenzen, indem Letztere beispielsweise als Modeschmuck verkauft werden, dürfte sich der negative Einfluss der Kunstdiamanten auf das Marktwachstum bis zum Jahr 2030 auf minus 5 bis minus 10 Prozent beschränken.»

Die Vergleichszahlen dazu: Der globale Umsatz mit Rohdiamanten erreichte letztes Jahr 16 Milliarden Dollar. Mit Labor-Diamanten dürften knapp 2 Milliarden Dollar weltweit umgesetzt worden sein – wobei die Experten hier recht starke Wachstumsraten um 5 Prozent prognostizieren. Mit der Folge, dass in fünf Jahren gut 5 Milliarden Dollar an Erträgen damit erzielt werden könnten.

Die Bain-Luxusfachleute erwarten andererseits bei den Rohdiamanten, dass der jährliche Absatz hier um etwa 2 Prozent zulegen wird – im Rahmen einer soliden Weltkonjunktur. Und dank dem Wachstum der Mittelklassen in China und Indien.

(rap)