Tolle Villen, eine 48-Meter-Jacht, schnelle Autos: Das liebt Jürg Marquard (76) und zeigt es auch. Er kann es sich leisten: Der Verleger erwirtschaftete laut dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» ein Vermögen von mehr als 400 Millionen Franken. Marquard startete seine Karriere als Radiomoderator, gründete das legendäre Musikmagazin «Pop» und verdiente viel Geld mit Lifestyle-Zeitschriften wie «Cosmopolitan». Heute ist seine Firmengruppe auch im Markt für Online-Spiele tätig.
Bestens passt ein Lebemann wie Marquard zur schillernden Klientel des Skiorts St. Moritz. Im Turm-Penthouse des Luxushotels Palace feierte er jahrelang rauschende Partys mit dem Who is who der Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kunst.
Villa im Engadin verkauft
Doch das ist passé: Jürg Marquard hat seine Ferienresidenzen im Engadin aufgegeben. Anfang Januar trennte er sich von der Villa Chantarella. Das stattliche Haus war einst die Unterkunft der Direktoren des Hotels Chantarella, das 2001 abgebrochen worden ist. Es wurde 1912 eröffnet.
Entworfen hat es der auf den Bau von Grand Hotels spezialisierte damalige Star-Architekt Emil Vogt. Nun sieht man von der Villa auf die nach 2003 hochgezogenen Ferienhäuser hinunter, die auf dem einstigen Hotel-Gelände stehen. Eines gehört dem indischen Stahlmagnaten und Multimilliardär Lakshmi Mittal, eines den Angehörigen des 2020 verstorbenen schwedischen Immobilienunternehmers Sten Mörtstedt sowie zwei den Söhnen des Mailänder Financiers und Co-Gründers der heutigen Swisscom-Telekom-Tochter Fastweb, Francesco Micheli.
Erworben hat Marquard das 1100 Quadratmeter grosse Grundstück auf rund 2000 Meter über Meer im Frühjahr 2013. Gemäss der Tageszeitung «Blick» soll der Angebotspreis 14 Millionen Franken betragen haben. Danach liess er die Villa Chantarella aufwendig renovieren. Um das gewaltige Untergeschoss auszuheben, musste das Gebäude gar auf Stelzen gestellt werden.
Die grosszügige Renovation prägt die Villa bis heute
Heute verfügt die Villa über eine 200 Quadratmeter grosse Tiefgarage. Sie kann auch als Partyraum genutzt werden. Dazu kommen unter anderem ein 88 Quadratmeter grosser Spa- und Fitnessbereich sowie ein Weinkeller. Zur total 600 Quadratmeter grossen Wohnfläche zählen fünf Schlafzimmer mit je einem Badezimmer, eine Bibliothek sowie eine ganz mit Holz verkleidete Stüvetta. Hier tafeln Gäste unter den ausgestopften Köpfen eines kapitalen Hirschs und eines Steinbocks. Eingerichtet hat das einstige Direktorenhaus Marquards Gattin Raquel (59) in der Wintersaison 2017/18.
Nun ist der Auszug wohl bereits vorüber. Der Verkaufspreis der Villa dürfte sich gemäss Immobilienexperten auf mehr als 25 Millionen Franken belaufen haben. Die im Engadin lebende Käuferin war für die «Handelszeitung» nicht zu sprechen. Jürg Marquard liess ausrichten, er wolle sich aus persönlichen Gründen aktuell nicht über seine privaten und geschäftlichen Aktivitäten äussern.
Auch aus dem legendären, dreistöckigen Penthouse im Turm des Luxushotels Palace sind die Marquards ausgezogen. Es steht nun allen Gästen offen, die sich das leisten wollen. Im März kostet das Appartement, das bis zu acht Gästen Platz bietet, rund 12’500 Franken pro Nacht.
Offen ist, ob Jürg Marquard seine 48 Meter lange Jacht Azzurra II und seine Ferienresidenz auf der Karibik-Insel Nevis behalten will. Die drei Bungalows können gemietet werden – wie auch die Jacht, auf der bis zu zwölf Personen wohnen können. Sie kostet je nach Saison zwischen 150’000 und 180’000 Franken pro Woche. Nur seinen Wohnsitz hoch über der Zürcher Goldküste überlässt er keinen Fremden.
Nach einer überstandenen Herzoperation gab Marquard das Verwaltungsratspräsidium der Marquard Media Group im Sommer 2020 ab. Er sitzt aber weiterhin in deren Verwaltungsrat. Ein Jahr zuvor hatte er zusammen mit dem Zürcher Immobilienunternehmer Urs Ledermann eine weitere Firma gegründet, die LMI Property. Sie baut in Herrliberg eine Luxus-Überbauung mit zehn Wohneinheiten, die sich im Handumdrehen absetzen liessen. Federführend bei der Innenausrichtung ist Raquel Marquard – wie unter anderem bei der Villa Chantarella.