Am Freitag könnte in Genf Geschichte geschrieben werden. Nicht bei den Vereinten Nationen oder am Sitz des IKRK, sondern im edlen Hotel La Réserve etwas ausserhalb in Bellevue. Dort versteigert das Auktionshaus Phillips in Zusammenarbeit mit Bacs & Russo zum 50. Geburtstag der Royal Oak von Audemars Piguet sage und schreibe 88 Royal Oaks

Insbesondere das Los mit der Nummer 88 bringt Uhrenfans in Verzückung. Es handelt sich um eine schwarze Royal Oak aus dem Jahr 1973 mit deutlich sichtbaren Gebrauchsspuren. Letztere dürften vom Vorbesitzer stammen. Und dieser dürfte kein geringerer als Modelegende Karl Lagerfeld gewesen sein.

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Karl Lagerfelds Fetisch

Der Designer, der während Jahrzehnten für Chanel und Fendi arbeitete, gehörte zu den ersten Männern überhaupt, welche die in den 1970er Jahren hoch umstrittene Royal Oak trug. 2011 bezeichnete er die Uhr in einem Interview mit «Architectural Design» gar als sein «Fetisch-Objekt» und sagte weiter, dass er die Royal Oak «35 Jahre lang getragen» habe.

Phillips und Audemars Piguet konnten zwar nicht zu 100 Prozent verifizieren, ob die Uhr im Los 88 tatsächlich Lagerfeld gehört hat. Nach ausführlichen Recherchen in den Archiven sind die beiden Firmen aber zum Schluss gekommen, dass es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit so war. Passen tut es jedenfalls: Lagerfeld war bekannt dafür, dass er praktisch ausschliesslich weiss und schwarz trug. Und er trug tatsächlich oft eine schwarze Royal Oak, die er selbst in Italien beschichten liess.

Karl Lagerfeld und seine Royal Oak

Karl Lagerfeld und seine schwarze Royal Oak: Mann von Welt mit Uhr von Welt.

Quelle: ZVG

Aufgerufen sind für die Uhr lächerlich tiefe 100’000 bis 200’000 Franken. Klar ist: Dieser Schätzpreis wird um ein Vielfaches übertroffen werden. Viele Beobachter rechnen gar damit, dass am Freitag der bisherige Rekordpreis für eine Royal Oak fallen wird – und in Genf eben Geschichte geschrieben wird. Jedenfalls Uhrengeschichte.

Bisheriger Rekord für eine AP? 5,2 Millionen Dollar

Der Rekord für eine Royal Oak  – und eine Audemars Piguet – bei einer Auktion liegt bei 5,2 Millionen Dollar. Diese Summe hat Audemars Piguet selbst im Frühling 2021 erzielt, als ein Einzelstück einer Royal Oak Concept Black Panther Flying Tourbillon für einen wohltätigen Zweck versteigert wurde.

Für Alexandre Ghotbi, Chef Continental Europe and Middle East in der Uhrenabteilung von Phillips, ist schon jetzt klar, dass die Uhr aussergewöhnlich viel Aufmerksamkeit geniesst, wie er gegenüber dem Uhrenmagazin «Hodinkee» sagte: «Lagerfeld, Chanel, Fendi: All diese Namen sind grösser als Audemars Piguet. Ohne AP gegenüber respektlos sein zu wollen, aber Lagerfeld ist einfach eine überlebensgrosse Figur. Das weckt, sagen wir mal, eine Menge Neugier.» In die Karten blicken lässt er sich aber nicht: «Wird sich die Neugier auf den Verkaufspreis auswirken? Das werden wir am Freitagabend, nach dem Verkauf, herausfinden.»