Wie viele Vertreter von SMI-Firmen, also den grössten börsenkotierten Schweizer Firmen, fallen Ihnen spontan als «mächtig» ein und finden sich hier in dieser BILANZ-Rangliste?
Macht setzt einmal die Unangefochtenheit im eigenen Unternehmen voraus. Entscheide müssen aber auch von der Financial Community mitgetragen werden, die sich vor allem an der Glaubwürdigkeit der Exponenten und der Plausibilität von deren Entscheiden orientiert.
Wer wirklich Macht hat in der Wirtschaft, der hat sie über sein Unternehmen und über seine Branche hinaus. Macht zu haben, heisst auch, Einfluss nehmen zu können in komplementären Disziplinen wie Wissenschaft, Politik, Gesellschaft. Oder besser: Fragen, die dort anstehen, beantworten zu helfen. Wenn Macht Einfluss über die eigenen Grenzen hinaus bedeutet, dann auch geografisch. Nur wer in der vernetzten Welt ebenso gehört wird wie in der Schweiz, hat wirklich Macht.
Die Insignien der Macht sind nicht die ausgewiesenen Bezüge und ein möglichst grosser Korb an so genannten «Fringe-Benefits». Zentrales Insigne der Macht ist vor allem Kredibilität – Glaubwürdigkeit ist das grösste Machtinstrument. Denn nur derjenige, auf dessen Aufforderung «Mir nach!» selbstredend die Antwort «Dir nach!» folgt, ist wirklich mächtig.
So gesehen spiegelt die Rangliste der 30 Mächtigsten in der Wirtschaft verschiedene Kategorien von Macht und ist ein Kompromiss: Die Leisen, die Lauten, die Abtretenden und die Kommenden finden sich in trauter Nähe. Die Jurierung 2004 ist ein Zeitfenster, das im nächsten Jahr mit Sicherheit wieder anders aussehen wird.
Name Vorname (Alter, Nationalität)
Funktion Firma
Börsenwert in Mio. Fr. per 30.6.2003 / Anzahl Mitarbeiter 2002
1 - Vasella Daniel (50, CH)
VR-Präsident und CEO Novartis
150 159 / 72 877
Für «Time» posierte Novartis-Chef Daniel Vasella auf seiner BMW 1200, in New York nahm er im Beisein von Bill Clinton einen Preis für Industrial Leadership entgegen. In den USA ist Daniel Vasella zur Managerikone avanciert, in Europa ist er Taktgeber im Konsolidierungsprozess der Pharmabranche, in der Schweiz ist er Meinungsmacher einer neuen Generation von Führungskräften, deren Einfluss weit über die eigene Branche hinausreicht. Note 8,95
2 - Brabeck-Letmathe Peter (59, A)
VR-Delegierter Nestlé (112 160 / 254 199), Vizepräsident Credit Suisse Group (42 420 / 46 327), Vizepräsident «Winterthur» (– / k.A.), VR Roche Holding
(101 287 / 69 659)
Peter Brabeck-Letmathe ist hier zu Lande der einflussreichste Manager mit ausländischem Pass, und seine Macht ist breit abgestützt. Sie resultiert aus dem Chefposten beim grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt und Verwaltungsratsmandaten auf der traditionellen Achse Nestlé–CS–Roche. In diesem Sinne ist er legitimer Nachfolger der ehemaligen Wirtschaftsgrössen Helmut Maucher, Fritz Gerber und Rainer E. Gut. Vom Letztgenannten wird er 2005 wohl das Nestlé-Präsidium erben. Note 8,61
3 - Ospel Marcel (54, CH)
VR-Präsident UBS
88 938 / 69 061
Marcel Ospel nimmt seinen Einfluss diskret, aber wirkungsvoll wahr. Er hat mit Peter Wuffli und Marcel Rohner eine junge, bodenständige und schweizerische Führungscrew installiert, er sucht den Kontakt zu Wirtschaftsverbänden und Politikern – die UBS ist mittlerweile die in Bern am besten verankerte Grossbank. Im Ausland hat Ospel das lukrative Investment-Banking verstärkt und die Bank zur Topadresse im Private Banking gemacht. Und alles hat nur noch einen Namen: UBS, die mit den drei Schlüsseln. Note 8,59
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4 - Gut Rainer E. (71, CH)
VR-Präsident Nestlé
112 160 / 254 199
Jahrzehntelang war er der Strippenzieher der Schweizer Wirtschaft schlechthin. Jetzt, im Herbst seiner Karriere, hat Rainer E. Gut seine letzten Traktanden erledigt: Er hat von Daniel Borel bis Carolina Müller-Möhl neue, jüngere und zum Teil überraschende Gesichter in den Nestlé-Verwaltungsrat geholt, die ausserhalb der traditionellen helvetischen Seilschaften stehen. Und er hat die Nestlé-Beteiligung am Kosmetikkonzern L’Oréal in eine Struktur gegossen, die für die Zukunft alle Optionen offen lässt. 2005 wird er sich endgültig zurückziehen. Note 8,24
5 - Kielholz Walter B. (53, CH)
VR-Präsident Credit Suisse Group (42 420 / 46 327), VR-Präsident «Winterthur» (– / k. A.),
VR Swiss Re (24 170 / 8287)
Seit mit dem ehemaligen CS-Präsidenten Rainer E. Gut der Letzte aus der alten Troika Maucher, Gerber und Gut auf dem Rückzug ist und seine Nachfolgeplanung in der Bank mit Lukas Mühlemann Schiffbruch erlitt, ist es Walter Kielholz, der dieses Machtvakuum zu füllen hat. In der Not übernahm er das CS-Präsidium, und bei der traditionell eng mit der CS verbundenen Rück amtet er weiterhin als VR-Vize und -Delegierter. In der Bank hat er das angeschlagene Vertrauen wiederhergestellt, und ausserhalb erhöht er nun schrittweise seine Visibilität. Note 8,23
6 - Hayek Nicolas G. (76, CH)
VR-Präsident Swatch Group
6991 / 20 327
Hayek hat sich mit der Rettung der Schweizer Uhrenindustrie bleibende Meriten erworben und ist dank begnadetem Verkaufstalent in eigener Sache zum internationalen Popstar der bunten Swatch avanciert. Eine unternehmerische Saftwurzel, die gerade auch ausserhalb der Schweiz Kultstatus besitzt. Innerhalb des Landes sonnt er sich im Scheinwerferlicht der Ringier-Presse, die ihn von Expo.02 bis Swiss für alle erdenklichen Top-Jobs portiert. Das macht Hayek berühmt, bisweilen allgegenwärtig. Einfluss ausserhalb seiner Domäne der Uhren garantiert dies freilich nicht. Viele – Unternehmer, Politiker, Bundesräte – schmücken sich gerne mit dem unkonventionellen Kopf, ins Zentrum des Wirtschaftsestablishments hat er jedoch nie einzudringen vermocht. Note 8,11
7 - Spuhler Peter (45, CH)
VR-Präsident und CEO Stadler Rail (– / 738), VR UBS (88 938 / 69 061)
Peter Spuhler ist einer jener Unternehmertypen, die dieses Land gross gemacht haben: Er produziert Schienenfahrzeuge, ein Ingenieursprodukt, und behauptet sich auf dem Weltmarkt. Er politisiert als Nationalrat der SVP in jener Partei, die heute der FDP punkto Wirtschaftskompetenz den Rang abgelaufen hat. Und nun steigt er als VR bei der UBS ins Establishment auf. Unternehmer, Milizpolitiker, VR: Hält Spuhler das durch, ist er einer der Coming Men. Note 8,04
8 - Bertarelli Ernesto (38, CH)
VR-Delegierter Serono (12 809 / 4390), VR UBS (88 938 / 60 061),
Er ist jung, gut aussehend, vermögend: Das garantiert Bewunderung, aber noch keinen Einfluss. Er wurde mit «Alinghi» America’s-Cup-Sieger: Das verleiht weltweite Prominenz, aber noch keinen Einfluss. Er ist VR bei der UBS: Das immerhin gibt Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der grössten Schweizer Bank. Vor allem aber leitet er ein erfolgreiches Biotech-Unternehmen, und dies gibt seiner Stimme Gewicht in der Branche und dem Gesamtkunstwerk Bertarelli Präsenz weit darüber hinaus. Note 7,50
9 - Dormann Jürgen (64, D)
VR-Präsident und CEO ABB
5340 / 139 000
Brown Boveri (BBC), einst der Stolz der Schweizer Maschinenindustrie, drohte nach der
Fusion mit Asea ein zweites Mal zu sterben. Die Schweden von Barnevik bis Centerman hinterliessen verbrannte Erde, und der Verwaltungsrat steuerte den Konzern an den Rand eines Liquiditätskollapses. Seit Jürgen Dormann die Zügel in der Hand hält, ist zumindest wieder so etwas wie Zuversicht spürbar. Das gibt dem Deutschen einiges an Gewicht. Kommt hinzu, dass er auch bei Aventis das Verwaltungsratspräsidium innehat. Note 7,33
10 - Gehrig Bruno (57, CH)
VR-Präsident Swiss Life Holding (3218 / k.A.), VR Roche Holding (101 287 / 69 659)
Bruno Gehrig, ehemaliger Notenbanker mit CVP-Parteibuch, wurde zwar als Nummer eins der Geldhüter verhindert, amtet nun aber als Präsident der Swiss Life gewissermassen als oberster Hüter der Rentenanstalt. Für das krisengeschüttelte Unternehmen ein Glücksfall, dass neben dem neuen CEO Rolf Dörig mit Bruno Gehrig ein international renommierter Finanzfachmann verpflichtet werden konnte. Der ehemalige Staatsdiener wird auch Roche-Verwaltungsrat und gewinnt an Gewicht als Meinungsmacher. Note 7,31
11 - Wuffli Peter (46, CH)
CEO UBS
88 938 / 69 061
Peter Wuffli ist Exponent einer jüngeren Generation von Führungskräften, die still und leise und ohne Starallüren in ihre Top-Jobs hineingewachsen sind. In seiner Person manifestiert sich der Zeitgeist einer neuen Bescheidenheit. Zusammen mit Marcel Ospel, dem extrovertierteren, glamouröseren Präsidenten, funktioniert Peter Wuffli bei der grössten Schweizer Bank als Teil eines erfolgreichen Tandems. Zum Preis freilich, dass Ospel nach aussen sicht- und spürbarer ist als der CEO. In jüngster Zeit bemüht sich Wuffli jedoch um mehr Profil in der Öffentlichkeit. Note 7,26
12 - Meyer Armin (54, CH)
VR-Präsident und CEO Ciba Spezialitäten (5915 / 19 007), VR Zurich Financial Services
(23 257 / 67 824)
Armin Meyer, Ingenieur und ehemaliger nebenamtlicher Professor an der Eigenössischen Technischen Hochschule, hat neben technischen Fähigkeiten vor allem eine Gabe: Menschen für seine Ideen zu gewinnen. «ABBs grösster Stromer», titelte BILANZ, als Armin Meyer das Kraftwerkgeschäft übernahm. Und das mit dem Stromer ist geblieben, seit er auf der Kommandobrücke der Ciba Spezialitätenchemie steht: Er setzte das träge Unternehmen unter Strom. Gewicht hat Armin Meyer auch ausserhalb der Firma – etwa als Verwaltungsrat der Zurich Financial Services. Note 7,21
13 - Ackermann Joe (56, CH)
CEO Deutsche Bank
50 507 / 77 442
Als Chef der Deutschen Bank, des feinsten Geldhauses des Landes und Nukleus der Deutschland AG, verströmt Josef Ackermann nur schon durch seine Funktion eine Aura der Macht. Der erste Schweizer an der Spitze der Bank geniesst hohes fachliches Renommee. Ackermann hat Zugang zum deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder, sitzt im Aufsichtsrat der Lufthansa und pflegte den diskreten Kontakt zum damaligen Finanzminister Kaspar Villiger, als es darum ging, auszuloten, ob die kränkelnde Swiss mit der Lufthansa vermählt werden könnte. Der Mannesmann-Prozess nagt nun zwar am Image des Erfolgsmenschen. Geht er straffrei aus, wäre dies jedoch nur ein vorübergehendes Tief. Note 7,07
14 - Loosli Hansueli (48, CH)
CEO Coop Schweiz
– / 40 493
Hansueli Loosli wurde anlässlich der «Swiss Awards» Anfang Jahr zum «Unternehmer des Jahres» gekürt. Das allein garantiert ihm keinen Einfluss. Dass der Coop-Chef in der Liste als Detailhändler unter all den Topshots aus multinationalen Unternehmen dennoch hervorsticht, so wohl deshalb, weil er der eher verschlafenen Genossenschaft einen neuen Schub verpasst hat. Einem, der Erfolg hat, hört man schliesslich zu. Note 6,95
15 - Villiger Kaspar (63, CH)
Alt Bundesrat, VR NZZ (284 / 2095), VR Swiss Re (24 170 / 8287), VR Nestlé (112 160 / 254 199)
Der ehemalige Finanzminister und FDP-Bundesrat profitiert als einer der Letzten vom geschwundenen Einfluss des Rainer E. Gut. Ob Holocaust oder Swiss: Die Kontakte zwischen dem Ex-Bankier und dem Ex-Bundesrat waren immer wieder intensiv und finden nun im Nestlé-VR ihre Fortsetzung. Neben persönlicher Wertschätzung spielen dabei auch Villigers Politkontakte und sein fachliches Know-how eine Rolle. Note 6,92
15 - Tanner Ernst (57, CH)
VR-Präsident und CEO Lindt & Sprüngli (1900 / 6179), VR Credit Suisse Group (42 420 / 46 327), VR Swatch Group (6991 / 20 327),
Ernst Tanner ist möglicherweise der erfolgreichste Markenartikelhersteller des Landes: Er hat innert einem Jahrzehnt aus Lindt & Sprüngli einen hochprofitablen, global tätigen und stark innovativen Schokoladenkonzern geschaffen, der sich im Premiummarkt gegen x-mal potentere Konkurrenten behauptet. Deshalb geniesst Tanner in der Gilde der heimischen Topmanager eine hohe Wertschätzung, und seine Meinung ist gefragt in diversen gewichtigen Verwaltungsräten. Note 6,92
16 - Marchionne Sergio (52, I/CDN)
VR-Präsident Lonza Group (3128 / 6216), CEO Société Générale de Surveillance (4138 / 32 288)
Sergio Marchionne tauchte vor zehn Jahren in der Schweiz auf – als Akquisitionsmitgift eines kanadischen Verpackungsherstellers, der damals von Alusuisse-Lonza übernommen worden war. Dass er nun zu den mächtigsten Wirtschaftskapitänen gehört, hat einen simplen Grund: Der Italo-Kanadier gehört zur Spezies jener global orientierten Manager, die nicht auf Grund von Seilschaften nach oben kommen, sondern nur ein Karriereschmiermittel kennen: Leistung. Note 6,90
17 - Alder Jens (46, CH)
CEO Swisscom
25 488 / 20 470
Jens Alder ist Vertreter einer jüngeren Managergeneration und ein Missionar in eigener Sache: Er trimmte den ehemaligen Monopolisten Swisscom auf Modernität und Profitabilität und hat damit an persönlichem Profil gewonnen. Er ist auf dem Weg nach weiter oben und sein Einsatz bei der VR-Suche für die Swiss ein Vorbote dessen, dass Jens Alder dereinst ebenso zum Wirtschaftsestablishment einer neuen Generation gehören dürfte wie ein Spuhler, ein Wuffli oder ein Dörig. Note 6,88
18 - Humer Franz B. (57, CH)
VR-Präsident und CEO Roche Holding
101 287 / 69 959
Franz B. Humer hat bei Roche das Zepter nach der Ära Fritz Gerber übernommen, und er ist – zumindest was Roche betrifft – gut vernetzt: Als CEO und Präsident ist er der bestimmende Faktor innerhalb der Firma, und er pflegt auch exzellente Beziehungen zu den führenden Exponenten der Roche-Erben. Einen gestaltenden Einfluss über das Unternehmen hinaus, wie das beim Vorgänger Gerber der Fall gewesen war, hat der Österreicher Humer freilich nie entwickelt. Note 6,69
19 - Schiro James J. (58, USA)
CEO Zurich Financial Services
23 257 / 67 824
Als der Amerikaner James J. Schiro (kleines Bild) Mitte 2002 den Chefsessel der «Zürich» erklomm, gab es viele Kritiker. Ein Ausländer an der Spitze des ehrwürdigen Traditionsunternehmens, das nach der Ära Rolf Hüppi ohnehin in den Grundfesten erschüttert war, war für viele starker Tobak. Schiro nutzte die einzige Chance, die er hatte: Er führte den Konzern in die Gewinnzone zurück und versucht sich in der Schweiz zu integrieren – beispielsweise indem er sich im Zürcher Opernhaus engagiert. Note 6,64
20 - Dörig Rolf (46, CH)
CEO Swiss Life Holding
3218 / 11 541
Der promovierte Jurist Rolf Dörig (grosses Bild) ist bodenständiger Schweizer, überzeugter Anhänger des Milizsystems und macht sich nützlich, wo er kann: in der Armee als Oberst im Generalstab, im Arbeitgeberverband, in der Zürcher Stadtzunft, in der Tonhalle-Gesellschaft, beim Grasshopper-Club Zürich. Dies ergibt ein stattliches Beziehungsnetz. Im Beruf stieg er dort ein, wo etliche Karrieren begannen: bei der Credit Suisse als Assistent des obersten Chefs, damals Robert Jeker. Als die Rentenanstalt nach diversen finanziellen Abenteuern führerlos war, erschien Dörig als personifizierte Seriosität und war damit als CEO gesetzt. Nach den gescheiterten Glamour-Boys à la Mühlemann oder Hüppi haben solide Typen wie Dörig Konjunktur. Note 6,64
20 - Böckli Peter (67, CH)
Vizepräsident UBS (88 938 / 69 061), VR Nestlé (112 160 / 254 199)
Peter Böckli ist der führende Aktienrechtler im Land, hochintelligent, hervorragend vernetzt und mit Zivilcourage ausgestattet. Sein Einfluss reicht weit über seine zwei prominentesten VR-Mandate – Nestlé und UBS – hinaus, sein Rat ist in zahlreichen Topetagen der Wirtschaft gefragt. Dies geschieht freilich diskret, und dies ist Böckli durchaus recht. Der Basler pflegt ein Low Profile. Insofern ist der Radius seiner Aktivitäten kaum präzise einzuschätzen. Note 6,64
23 - Rihs Andreas E. (61, CH)
VR-Präsident Phonak Holding
1134 / 2385
Andreas E. Rihs ist ein Selbstdarsteller. Dass er ein zweites Mal in die operativen Hosen steigen musste, gereicht ihm nicht etwa zum Nachteil. «Ein Platz an der Sonne», titelte die «HandelsZeitung», und dass seine Hörgeräte-Firma in den Fallstudien der Business-Schools immer wieder als Beispiel gelungener Innovation herangezogen wird, zeigt: Der Mann hält sich und seine Firma im Gespräch. Note 6,57
24 - Weibel Benedikt (57, CH)
CEO SBB
– / 27 767
Die Schweiz ist ein Land der Bähnler, und so ist es auch richtig, dass der oberste Bähnler
hohe Wertschätzung geniesst. Benedikt Weibel, dieser kumpelhaft-joviale Silberrücken, kann es mit den Politikern genauso wie mit den gewerkschaftsbewegten Lokführern. Und deshalb führt Weibel die wohl erfolgreichste Bahn der Welt, eine jedenfalls, die in England oder Deutschland als besonders gelungenes Exemplar einer Staatsbahn gerühmt und auch studiert wird. Note 6,57
25 - Bär Raymond J. (45, CH)
VR-Präsident Julius Bär Holding
3633 / 2274
Raymond J. Bär (kleines Bild), Urenkel des Namensgebers Julius Bär, steht der grössten börsenkotierten Schweizer Privatbank vor. Nur schon dies garantiert Einfluss im Land der Banken. Und den nimmt der Bär-Präsident auch wahr, etwa in der Schweizerischen Bankiervereinigung. Doch es liege mehr drin, sagen zumindest diejenigen, die ihn kennen. Und er wird sein Potenzial auch nutzen wollen – sobald sich die Aufregung um des Vaters Memoiren wieder gelegt hat. Note 6,54
25 - Jacobs Klaus J. (67, CH)
Investor Adecco (10 427 / 29 500) und Barry Callebout (997 / 7583)
Klaus J. Jacobs (grosses Bild) ist ein unternehmerisches Urgestein, und überall dort, wo er sein Geld investiert hat, ist sein Einfluss ungebrochen. Ähnlich wie bei einem Nicolas Hayek finden Jacobs’ unternehmerische Leistungen durchaus Anerkennung, doch war es dem gebürtigen Deutschen nie vergönnt, ins Zentrum des Establishments vorzudringen. Doch immerhin wachsen in seinem Dunstkreis die Karrieren anderer: etwa jene von Andreas Schmid, dem Unique- und Kuoni-Präsidenten. Note 6,54
27 - Küpfer Peter (60, CH)
VR-Präsident Valora Holding (1163 / 9558), Vizepräsident Julius Bär Holding (3633 / 2274), VR Swisscom (25 488 / 20 470), VR Holcim (10 069 / 51 115), VR Swiss Steel (47 / 1279), VR Unaxis Holding
(1436 / 6544)
Gross geworden ist der diplomierte Treuhänder Peter Küpfer innerhalb der Credit Suisse und im Dunstkreis von Rainer E. Gut. Nach seinem Austritt aus der Bank stellte Küpfer sich ein gut dotiertes Portfolio an VR-Mandaten zusammen. Die Kombination aus Bankfachmann und Treuhänder erwies sich dabei als gute Basis. Persönlich ist der stets braun gebrannte Mann zwar jovial, im Geschäftlichen jedoch knallhart, und er hat auch die Power, sich durchzusetzen. Note 6,52
27 - Oehler Edgar (62, CH)
VR-Präsident und CEO Arbonia-Forster-Holding
140 / 3378
Edgar Oehler (Bild) ist wie eine Eiche aus der Ostschweiz: Er lässt sich durch nichts in die Knie zwingen. Der ehemalige Chefredaktor der «Ostschweiz» und frühere CVP-Nationalrat ist neuerdings Firmenbesitzer und will nun dort seine Duftmarke hinterlassen. Als regional bedeutender Arbeitgeber hat Oehlers Stimme Gewicht, und althergebrachte politische Kontakte nach Bern bestehen nach wie vor – doch zu mehr als einem Lokalmatador reicht es nicht. Note 6,52
27 - Meier Henri B. (67, CH)
VR-Präsident Givaudan (4560 / 5844), VR-Präsident HBM BioVentures (863 / k.A.)
Henri B. Meier verströmt die Aura des Börsenjungen mit dem goldenen Händchen. Im Schlepptau des Roche-Gewaltigen Fritz Gerber – dieser hatte Meier bei der Bank NatWest abgeworben – trimmte Roche-Kassenwart Meier den Basler Multi mit «nicht operativen Finanzüberschüssen» zu einer veritablen Geldmaschine. Das hat Meier weit über die Landesgrenzen hinaus Bewunderung eingetragen. Seit aber das Tandem Gerber/Meier nicht mehr spielt, schwindet sein Einfluss. Note 6,52
30 - Scherrer Anton (61, CH)
Präsident der Migros-Generaldirektion
– / 62 400
Der Migros-Chef (oberes Bild) pilotiert den grössten Arbeitgeber und verfügt mit dem orange M über die bedeutendste Marke im Land. Ob Nahrungsmittelproduktion, Reiseunternehmen, Sprachschulen oder Zapfsäulen – der Detailhändler Migros mischt überall mit, und dies gibt dem Chef im Inland einen starken funktionsgebundenen Einfluss. Die komplexe genossenschaftliche Struktur des orange Riesen verhindert jedoch, dass ein M-Chef als Allenherrscher auftritt. Note 6,47
30 - Grübel Oswald (60, D)
Co-CEO Credit Suisse Group
42 420 / 46 327
Der gebürtige Ostdeutsche Oswald Grübel (unteres Bild) hat innerhalb der Credit Suisse und im Dunstkreis von Rainer E. Gut eine steile Karriere gemacht: Chef des Wertpapierhandels bei der Investment-Bank CS First Boston und Chef des Private Banking. Dass er nun als Co-CEO innert Jahresfrist einen Milliardenverlust in einen Milliardengewinn verwandeln konnte, hat seine Reputation innerhalb der Branche weiter gefestigt. Denn nichts beeindruckt die Gilde der Manager mehr als Erfolg. Note 6,47