Eine Gruppe von zwölf schwerreichen Fussballteams will eine eigene Liga gründen. Mit dabei sind Real Madrid, der FC Barcelona und Atletico Madrid, zudem Manchester United, Manchester City, Liverpool, Tottenham, Arsenal und Chelsea, ferner Juventus Turin, Inter Mailand und der AC Milan.
Die Saison solle «so bald wie möglich» starten, hiess es in einer gemeinsamen Erklärung der Vereine unter der Leitung von Real Madrids Präsident Florentino Perez.
Nicht an Bord sind französische und deutsche Clubs, wobei PSG und Bayern München bereits bekundet hätten, dass sie beim Projekt dieser «Super League» nicht mitziehen wollen.
Wie ernst die Sache ist, beweist eine Stellungnahme der Premier League, die bereits am Sonntag Nachmittag erfolgt war: Die britische Liga-Organisation verurteilt insbesondere die Idee einer geschlossenen Veranstaltung für besonders reiche Clubs. Das verletze «die Prinzipien eines offenen Wettbewerbs und sportlicher Verdienste, die das Herz der heimischen und der europäischen Fussballtpyramide bilden.»
Die Spaltung droht wegen diversen Konfliktfeldern, welche die Grossclubs mit der Uefa haben. Die Krösusse des europäischen Fussballs fordern seit längerem noch grössere Anteile der TV-Einnahmen für sich; sie beklagen einen gewissen Zuschauerrückgang der Champions League; und sie ärgern sich dabei insbesondere über die aufwändige Gruppenphase, welche ihre Mannschaften belastet und für Vereine vom Kaliber eines FC Barcelona oder eines Juventus Turin sportlich unnötig seien.
Das Idee der Sonder-Liga sieht vor, dass sich 20 Top-Clubs darin finden. 15 Teams sind fix – darunter die Gründer –, während jeweils 5 Clubs dazu stossen beziehungsweise ausscheiden können. Der Start könnte in der Saison 2022/2023 erfolgen.
Die Spiele des neuen Wettbewerbs sollen wie die Champions League unter der Woche stattfinden, heisst es in der Erklärung der Clubs. Es sind zwei Zehner-Gruppen geplant, der Sieger soll danach über K.o.-Runden ermittelt werden.
Die Gründungsvereine sollen «eine einmalige Zahlung von rund 3,5 Milliarden Euro» als Startkapital erhalten, «um Investitionspläne in die Infrastruktur zu unterstützen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auszugleichen», heisst es in der Mitteilung weiter. Laut Informationen der US-Wirtschaftsagentur «Bloomberg» ist die US-Grossbank JP Morgan für die Finanzierung zuständig.
«Powerpoint-Liga»
Die Super League wäre eine klare Kampfansage an alle herkömmlichen Fussball-Organisationen in Europa.
Nachdem schon am Sonntag diverse Medien Wind bekommen hatten vom Projekt – unter anderem die «New York Times», das französische Fachblatt «L'Equipe» und die «Sunday Times» –, versandte die Uefa ein drastisches Communiqué. Gemeinsam mit den Liga-Verbänden von Italien, Grossbritannien und Spanien sprach sie von einem «zynischen Projekt» und drohte Sanktionen an: Die beteiligten Clubs würden von allen nationalen und internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
Denkbar sei auch, dass den Spielern der Gegenliga das Recht entzogen werde, für ihre Nationalteams aufzulaufen.
«Absolute disgrace»
«Ich nenne das eine Powerpoint-Liga», sagte der Präsident von LaLiga, Javier Tebas, gegenüber Spaniens Fachblatt «Marca»: «Diese Clubs beweisen eine absolute Unkenntnis, wie diese Branche funktioniert. Selbstverständlich werden weder die Uefa noch die Ligen das akzeptieren.»
In einem TV-Statement sprach Englands ehemaliger Fussball-Nationalspieler Gary Neville von einer «absolute disgrace»: Es sei empörend, dass ausgerechnet Clubs wie Liverpool und Manchester United in solch einer Liga ohne Wettbewerb und ohne Relegation mittun wollten. Sie seien gegründet worden als Arbeitervereine und hätten einen Nimbus als Hüter der britischen Fussballtradition und als Clubs der Fans, so Neville.
Auch der britische Premier Boris Johnson und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kritisierten die Pläne der Clubs. Diese seien «sehr schädlich für den Fussball»; man unterstütze den Widerstand der Verbände, so Johnson auf Twitter.
(rap/gku mit Agenturmaterial)