Mit den Aufhellungen am Konjunkturhorizont hat sich auch der schwindsüchtige US-Dollar etwas stabilisiert. Zumindest vorübergehend, denn mehr als ein Zwischenhoch dürfte es diesmal nicht werden.

Gesamtschulden in dreifacher Höhe dessen, was die amerikanische Wirtschaft im Verlauf eines Jahres an Gütern und Dienstleistungen bereitzustellen vermag, lasten auf dem Kurs und sprechen gegen ein nachhaltiges Wiedererstarken des Greenback.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Während die Kapazitätsauslastung in amerikanischen Industriebetrieben unter ihrem langjährigen Durchschnitt verharrt und Teuerungsimpulse weitgehend fehlen, wagt sich Notenbankchef Alan Greenspan weit auf die Äste hinaus und lässt die Notenpresse munter rotieren.

Auch fiskalpolitisch hat die Bush-Administration die vorhandenen Spielräume ausgereizt. Getrieben von einer Explosion im Verteidigungsetat, wuchert das Budgetdefizit in kaum mehr fassbare Dimensionen hinein. Glaubt man den aktuellen Hochrechnungen, wird der Fehlbetrag in der laufenden Rechnung 2004 die Schallmauer von 500 Milliarden Dollar durchstossen.

Zwar haben es die Amerikaner mit einer Anstossfinanzierung im XXL-Format geschafft, die schleppende Konjunktur noch einmal auf Touren zu bringen. Doch was geschieht, wenn der expansive Impuls erst einmal verebbt? Werden die ökonomischen Berater im Weissen Haus dann erst recht jedwede Hemmung verlieren?

Wetten, dass die Amerikaner im Zweifelsfall nicht davor zurückschrecken werden, den Aussenwert des Greenback zu ihren Gunsten zu manipulieren. Schliesslich droht der globalen Leitökonomie ein schleichender Verlust ihrer Vormachtstellung. Und womit, wenn nicht durch ein gezieltes Drehen am Wechselkurs, lässt sich ein solcher Prozess am besten hinauszögern?

Das Bestreben von US-Finanzminister John Snow, den Dollar nach unten zu artikulieren, fügt sich genauso in dieses Szenario wie seine wiederholten Versuche, den Chinesen eine Höherbewertung des Yuan beliebt zu machen. «Beggar your neighbour policy» nennen Ökonomen ein Verhalten, das bei Schuldnernationen Konjunktur hat und das sich – dem Gerede über freie Handelsbeziehungen zum Trotz – dieser Tage ausgerechnet in den Vereinigten Staaten zunehmender Beliebtheit erfreut. Wer sich durch forcierte Abwertung der eigenen Währung am meisten Wettbewerbsvorteile zu verschaffen vermag, hat dabei am Ende gewonnen.

Gegenüber dem Euro hat der Dollar seit Mitte letzten Jahres ein Fünftel seines Wertes verloren. Kommt hinzu, dass China und andere asiatische Boomregionen ihre Währungen faktisch an den Dollar gekoppelt haben, womit sich Europa in Sachen Wechselkurs gewissermassen im Sandwich befindet.

Den Unternehmen auf dem alten Kontinent kann diese Entwicklung nicht egal sein. Ihre Exporte verteuern sich laufend und werden dadurch in preislicher Hinsicht weniger attraktiv. Einzige Option für die Europäer: Um zu verhindern, dass ihre Industrien auf dem Weltmarkt ins Hintertreffen geraten, müssen sie ihrerseits fleissig Geld drucken.

Nebst einer unkontrollierten Inflationierung mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft bergen kompetitive Abwertungen die Gefahr von Handelskonflikten und leisten einem Rückfall in den Protektionismus Vorschub. Bei strukturellen Überkapazitäten, wie sie heute in den Industrieländern vorherrschen, kann es sich Jahre hinziehen, bis das exzessive Gebaren der Notenbanken aufs Preisniveau durchschlägt.

Erst wenn die Auswirkungen der globalen Geldschwemme ins kollektive Bewusstsein treten, setzt die Flucht aus dem Papiergeld ein.