Mein letztes Game, ein Rollenspiel, kaufte ich am Tag nach meiner Abschlussprüfung an der Uni. Die Grafik war ungefähr so elaboriert wie jene eines schlechten Handys heute, der Sound klang wie auf dem Kamm geblasen – kurz, es war die Kreidezeit der Computerunterhaltung.
Danach begann für mich der Ernst des Lebens, zum Spielen blieb keine Zeit mehr. Und mit Hardcore-Gamern wollte ich nichts zu tun haben, man will ja als seriös gelten. Die noch vorhandene Spielfreude manifestierte sich allenfalls im Casual Gaming: in der Gartenlounge eine kurze Partie Pinball auf dem iPad, in der Flughafenlounge eine Runde Angry Birds auf dem Handy.
Leute wie mich versucht Microsoft nun zum Gamen ins Wohnzimmer zu locken. Kinect heisst die neue Technologie, und sie erlaubt erstmals die Steuerung von Spielen ganz ohne Steuergeräte. Technisch besteht Kinect aus einer Leiste mit Kamera, Infrarot- und Tiefensensor sowie mehreren Mikrofonen, welche die Position im Raum sowie die Bewegungen der einzelnen Körperglieder relativ präzis orten, auch für zwei Spieler gleichzeitig. Wenn ich vor dem Fernseher nach rechts springe, springt auch die Spielfigur nach rechts, wenn ich kicke, kickt auch mein virtuelles Ich – Sie verstehen das Prinzip.
Das Ganze ist idiotensicher und braucht keine Bedienungsanleitung. Und macht riesig Spass, kann aber – etwa bei Sportspielen – ganz schön an die Kondition gehen. Der WAF, der Women’s Acceptance Factor, steigt gegenüber herkömmlichen Games jedenfalls gewaltig.
FAZIT: Kinect ist die ideale Ausrede zum Kauf einer Spielkonsole für all jene, die sich bislang nicht getraut haben aus Angst vor der besseren Hälfte. Mich wird sie zwar nicht zum Hardcore-Gamer machen, denn mein Zeitbudget kann selbst Microsoft nicht vergrössern. Ich anerkenne allerdings das gewaltige Potenzial, das in dieser Technologie liegt, auch jenseits von Gaming.