Fussballjahre sind gute Jahre für TV-Hersteller. Immer wenn eine Welt- oder Europameisterschaft ins Haus steht, rüsten die Konsumenten auf, weil sie Triumph und Leiden der eigenen Mannschaft in bester Bildqualität und auf einem noch grösseren Schirm erleben wollen. Normalerweise. Dieses Jahr jedoch streiken die Käufer: Das Geschäft harzt, die Lager der Fachgeschäfte bleiben prall gefüllt.
Dabei gibt es diesmal eine echte Innovation: Erstmals überträgt das Schweizer Fernsehen die Spiele der Euro in UHD-Auflösung, auch 4K genannt. Das bedeutet: viermal so viele Pixel wie bei einem herkömmlichen TV-Bild. Dazu braucht es auch die entsprechende Hardware: einen (möglichst grossen) UHD-fähigen Fernseher natürlich, einen Internetanschluss mit mindestens 40 MBit/Sekunde, ausserdem Kabel nach dem neuesten HDMI-2.0-Standard. Falls bei Ihnen wie bei mir daheim Ton und Bild noch durch einen Receiver laufen, muss auch dieser UHD-fähig sein. Und Sie brauchen eine neue Settop-Box wie jene der Swisscom.
Von der Rasennarbe bis zum Fan-Gesicht
Das Ergebnis ist durchaus sehenswert: Das Bild ist eindeutig feiner als in HD, von der Rasennarbe auf dem Spielfeld bis zum Fan-Gesicht auf der Gegentribüne sind mehr Details erkennbar. So gross wie beim Sprung von SD zu HD vor einigen Jahren ist der Unterschied aber nicht. Gravierender Nachteil: Programmierung und zeitversetztes Fernsehen funktionieren nicht in UHD.
Nach der Euro 2016 werden pro Spieltag zwei Partien der Super League in höchster Auflösung übertragen. Darüber hinaus ist das Angebot an UHD-Inhalten überschaubar. Es gibt eine Handvoll ausländischer Nischensender, die meisten haben jedoch Demo-Charakter und langweilen schnell. Die Swisscom-Box kann auch 4K-Videos abspielen, die sich im gleichen Heimnetzwerk befinden. Gähn. Hoffnung macht da eher das Angebot in der Teleclub-Videothek: Derzeit sind zwar nur 50 Mietfilme hochauflösend, doch das Beispiel Netflix lässt vermuten, dass das Angebot rasch wachsen wird.
Einige Spiele habe ich mir dann übrigens doch lieber in HD auf den deutschen Sendern angeschaut als in UHD auf SRF 2. Denn Dani Wyler und Sascha Ruefer werden auch in höherer Auflösung nicht besser.
Fazit: Wenn Sie Early Adopter sind oder bereits über die notwendige TV-Hardware verfügen, spricht nichts gegen einen Wechsel auf UHD. Allen anderen empfehle ich, mit dem Umstieg zuzuwarten, bis das Angebot an hochauflösendem Content stark steigt.
Swisscom UHD TV Box
Info: www.swisscom.ch
Preis: 119 Franken
Bewertung: ★★★☆☆
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend
Marc Kowalsky (45) ist ein Early Digital Immigrant: Seit 30 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.