Zwei Milliarden Dollar gab Mark Zuckerberg 2014 für Oculus aus, jenes Start-up, das damals in Virtual Reality (VR) führend war. Doch in den nächsten zehn Jahren erwartet der Facebook-Chef «noch keinen signifikanten Markt für VR-Geräte». Geld verdient wird später. Die Investment Banker von Goldman Sachs sehen das etwas anders: Die virtuelle Realität werde bis 2025 einen 80-Milliarden-Dollar-Markt generieren, schätzen sie.

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Die Spanne zeigt die Unsicherheit, die mit der Technologie verbunden ist. Der taiwanesische Handyhersteller HTC lässt sich davon nicht beirren und lanciert mit der «Vive» das bisher leistungsfähigste VR-System. Und die komplexeste Installation in meinen knapp sechs Jahren «Crashtest»: Nicht weniger als 20 Einzelteile müssen richtig montiert und verkabelt werden, was ein paar Stunden dauern kann.

Hochleistungs-PC notwendig

Der Eintritt in die virtuelle Realität kostet über tausend Franken und setzt einen sehr leistungsfähigen PC voraus; ein Business-Laptop auch neuesten Datums reicht bei weitem nicht. Vor allem benötigt Vive einen Raum mit mindestens fünf, besser zehn Quadratmetern freier Fläche. Denn Vive erkennt, wohin sich der Benutzer bewegt – kommt man den Wänden zu nahe, wird ein Gitternetzkäfig als Warnung über die virtuelle Realität eingeblendet.

Störend ist der dicke, meterlange Kabelstrang vom PC zur Brille, in dem man sich verheddert. Die Brille ist mit 650 Gramm eher ein Helm; nach längerem Tragen schwitzt man, es zeigen sich Druckstellen im Gesicht.

Nicht alles ist perfekt

Die Interaktion mit der virtuellen Realität funktioniert sehr gut über zwei Handcontroller, die je nach Programm andere Funktionen einnehmen: In meiner Woche mit der Vive habe ich virtuelle Drohnen abgeschossen, Verliese erforscht, Spiegeleier gekocht, Tennisbälle gedroschen, Autos zusammengebaut, ein Herz transplantiert (okay, versucht) und vieles mehr. Jedes Mal war das Erlebnis von beeindruckender Intensität.

Nicht alles ist perfekt, immer wieder gibt es Renderfehler, Ruckler oder sogar Abstürze. Und bei vielen Anwendungen fehlt die inhaltliche Tiefe. Aber all das wird weggeschwemmt von der Fülle an überwältigenden Eindrücken. Auch das Schwindelgefühl der ersten VR-Generation ist kein Thema mehr.

Fazit: Die Vive macht es einem anfangs nicht leicht, sie zu mögen: Das Gerät ist teuer, braucht einen eigenen Raum und einen Hochleistungs-PC, die Installation ist komplex. Aber was dann kommt, ist sagenhaft: Auf dem Weg zum Milliardenmarkt ist VR einen wichtigen Schritt weiter.

HTC Vive
Info: www.htcvive.com/de/
Preis: 951.28 Euro (rund 1040 Franken) via www.htcvive.com/eu/

Bewertung: ★★★★★

★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend

 

Marc Kowalsky (45) ist ein Early Digital Immigrant: Seit 30 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.