Eine Methode, den Zumutungen des Lebens zu begegnen, ist Ironie, und sie ist den Leuten vom Park Hotel Weggis nicht fremd. Wie anders wäre zu erklären, dass sie ihr Gourmet-Restaurant «Annex» nennen? Denn ein «Anhängsel» ist das Lokal in diesem stilvollen, paradiesisch gelegenen Haus definitiv nicht. Mit Esprit und Leichtigkeit wird da gekocht und auf Versace-Geschirr aufgetragen, die Weinkarte dagegen wiegt 1,2 Kilo und zählt 1600 Positionen – die noch im Kellertresor schlummernden Schätze mitgezählt!

Doch der listige Name passt zum Ausnahmeunternehmen. Vor vier Jahren hat der noch junge, in Griechenland als Reeder tätige Martin Denz den Jugendstilkomplex am Vierwaldstättersee gekauft. Grosszügig, mit viel Liebe zum Detail, stupender Stil- und Geschmackssicherheit hat er seither Jahr für Jahr in das Viersternehaus investiert und daraus ein Bijoux gemacht, das weder protzt noch klotzt, sondern auf höchst virtuose und subtile Weise die schönen Seiten des Lebens feiert.

Zu einem idealen Ferienhotel gehört für Martin Denz, dass man da auch genussvoll essen und trinken kann. Noch vor der Ernennung des Hoteldirektors erging deshalb der Ruf an den Küchenchef. Albert Hubmann hatte keinen weiten Weg. Er musste vom Bürgenstock heruntersteigen und den See überqueren.

Hubmann ist gebürtiger Steirer. Von seinen österreichischen Wurzeln zeugen allerdings auf der Speisekarte heute nur noch die Desserts: Eine warme Mehlspeise findet sich stets darauf. Ansonsten kocht Hubmann, wie es viele Spitzenköche heute lieben: spontan, frisch, saisonal und zunehmend leichter. Kräuter und Olivenöl sind unverzichtbare Ingredienzen geworden, und die verschiedenen Weltküchen bieten ein offenes Rezeptbuch. Kulinarische Fesseln legt ihm niemand an – es seien denn die Bedürfnisse des Hauses und seine Gäste.

Hubmanns Küche allein würde nicht unbedingt einen Abstecher nach Weggis gebieten, wenn da nicht noch die Weinkarte wäre: Sie setzt neue Massstäbe. Was an der Weltweinbörse kotiert ist, findet sich darin in mehreren und nicht bloss mittelmässigen Jahrgängen: die aristokratischsten Bordeaux, die nobelsten Burgunder, die stolzesten Italiener. Besonders erfreulich: Die Preise sind aussergewöhnlich zurückhaltend kalkuliert. Speziell auf seine Kosten kommt, was diesmal auch im wörtlichen Sinn zu verstehen ist, wer sich gern an kalifornischen Phantom-Weinen delektiert. Rarste Parker-Lieblinge wie Bryant Family, Colgin oder Screaming Eagle werden vom talentierten französischen Sommelier Philippe Bouffey mit geradezu jesuitischem Ernst entkorkt.

PS: Im «Gault Millau» 2002 wird das Park Hotel Weggis als «Hotel des Jahres» prämiert. Nach dem «Giardino» in Ascona, dem «Quellenhof» in Bad Ragaz, dem «Vieux Manoir» in Murten und dem «Victoria-Jungfrau» in Interlaken widerfährt dem Park Hotel diese Ehre erst als fünftem Etablissement. Massgeblich zur Auszeichnung bei- getragen haben Küche und Weinkarte des «Annex». Auch im BILANZ-Hotel-Rating (8/01) gehört das Park Hotel Weggis zu den Spitzenreitern. Unter den 50 besten Ferienhotels machte es dieses Jahr einen Sprung von Rang 31 auf Rang 15.

Restaurant Annex, Park Hotel Weggis
Peter Kämpfer, Albert Hubmann
6353 Weggis
Tel. 041/390 13 13
Fax 041/390 16 18
info@phw.ch
www.park-hotel.ch
5-Gang-Menü 115 Franken
15 «Gault Millau»-Punkte
dienstags (und 1. Januar bis 15. Februar) geschlossen.
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