An der Nahtstelle zwischen Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten liegt das zyprische Paphos, seit einem halben Jahr Kulturhauptstadt Europas. Die anfängliche Begeisterung über den Titel hat kaum nachgelassen - und das trotz zahlreicher Probleme.
Die Zyprer sind stolz. Zum ersten Mal haben die Inselbewohner eine Kulturhauptstadt Europas. Seit einem halben Jahr trägt die antike Hafenstadt Paphos gemeinsam mit der dänischen Stadt Aarhus diesen Titel. Die anfängliche Euphorie hat zwar nach der ersten Halbzeit etwas nachgelassen - der Optimismus bleibt aber gross.
Das kleinste Budget in der Geschichte
Das grösste Problem: Die Stadt hat wenig Geld. Daraus macht auch das Organisationskomitee von Paphos2017 keinen Hehl. Es gab zunächst erhebliche Probleme mit der Infrastruktur, und viele Veranstaltungsorte waren nicht rechtzeitig fertig.
Doch die Zyprer lassen sich nicht entmutigen. «Wir haben ein kleines Wunder vollbracht», resümiert der Präsident des Organisationskomitees, Christos Patsalides. «Mein Motto ist: Wenn das Budget runter geht, steigt die Kreativität», ergänzt er.
Die rund 400 freiwilligen Helfer würden ihr Bestes geben: «Geschichte, Kultur und schönes Wetter», lautet das Motto. Mit nur neun Millionen Euro hat Paphos das kleinste Budget in der Geschichte der Kulturhauptstädte. Viele Veranstaltungen finden deswegen im Freien statt.
Mythen und Legenden überall
International renommierte Auftritte auf Paphos' Bühnen gab es nur wenige. Der absolute Höhepunkt für das in ungünstiger Randlage liegende Städtchen mit seinen 35'000 Einwohnern war das Europakonzert der Berliner Philharmoniker am 1. Mai. Der Auftritt im mittelalterlichen Hafen wurde europaweit live übertragen. «Wir haben sehr gute Kommentare bekommen», sagt Paphos2017-Chef Patsalides.
Bislang haben nach Angaben des Organisationskomitees 50'000 Menschen die Stadt wegen der Kulturveranstaltungen besucht. 75 der insgesamt 152 geplanten Vorstellungen haben bisher stattgefunden.
Denn trotz der Probleme stimmt die Kulisse. Ein Bilderbuchhafen und eine antike Stätte aus hellenistischer und römischer Zeit bilden den Hintergrund für Europas Kulturhauptstadt. Besucher finden Mythen und Legenden überall: Nur 15 Kilometer östlich der Stadt soll Liebesgöttin Aphrodite aus dem Schaum des Meeres gestiegen sein. In der Nähe des Hafens soll Apostel Paulus gepredigt haben.
Wichtig ist, was bleibt
Griechen, Perser, Araber, Kreuzritter, Osmanen und Briten - alle kamen sie als Eroberer oder Siedler auf die Insel und hinterliessen ihre Bauten: Gräber, Burgen und Tempel sind in und um Paphos zu sehen. «Das Programm ist ein Mosaik dieser Kulturen», so Patsalides. Syrische, libanesische, ägyptische, griechische und türkische Künstler sind bislang mit Musik, Theater und Malerei sowie Werken der Art Povera erschienen. Das soll in den kommenden Monaten so weitergehen.
Für das kleine Paphos ist die Kulturhauptstadt-Geschichte jetzt schon ein Erfolg. «Das Wichtigste ist, dass wir nach dem Ende eine neue Infrastruktur haben werden», sagt Patsalides. Er ist sich sicher, Paphos hat die Wette gewonnen. «Auch wir, die Kleinen, können Schönes präsentieren.»
(sda/ccr)