Die heutige Kolumne erscheint auf Drängen meiner Frau.

Nichts gegen Fliegenfischen in Alaska, sagte sie, nichts gegen Pokern in Las Vegas, nichts gegen Golfen in Irland und nichts gegen all die anderen Männersportarten, bei denen ihr uns nicht dabeihaben wollt. Aber, sagte sie, es gibt vor allem eine Sportart, bei der die Männer geradezu hysterisch darauf achten, dass keine Frau sich damit befasst.
«Welche Sportart?», fragte ich.
«Das Grillieren», sagte sie.

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Bevor wir zum Thema kommen, müssen wir für nicht-schweizerische Leser kurz erklären, was es mit dem Helvetismus des Grillierens auf sich hat. Auf Hochdeutsch heisst grillieren grillen, so wie parkieren parken heisst.

Warum grillieren nur Männer? Es gibt eine einfache Antwort: weil sie es können.
Dann gibt es noch eine etwas komplexere Antwort. Männer übernehmen beim Kochen immer dann den Job, wenn grosse Gefahren im Spiele sind. Und das ist beim Grillieren allemal der Fall. Ein Sack Holzkohle, überschüttet mit einer Flasche Brennsprit, dazu ein Liter Kerosin, ein Zündholz hinein, und schon brennt die Terrasse lichterloh. Es ist klar, dass kein Mann seine Frau solchen Risiken aussetzen will.

Es gibt ein paar Soziologinnen, die das virile Grillen mit einem Blick in die Menschheitsgeschichte zu erklären versuchen. Am Grill wiederauferstehe quasi der Neandertaler im Manne, die Arbeit mit rohem Fleische sei ein Aufbäumen des Archaischen. Ich halte nicht viel von dieser These. Es würde mich schon sehr wundern, wenn die Neandertaler nach getaner Jagd auch noch eigenhändig grilliert hätten. Am Feuer standen mit Sicherheit die Neandertalerinnen, die Männer lagen derweil im Gras und rauchten eine Liane.

Wenn es schon Parallelen zum Paläolithikum gibt, dann liegen sie anderswo, nämlich beim richtigen Gebrauch der Feuerstelle und bei der richtigen Beschaffung der Beute.
Zur Feuerstelle zuerst. Draussen in der Natur herrscht ein absolutes Verbot für alle Formen von Gas- und Elektrogrills. Die mögen zwar hygienischer und praktischer sein, aber nur die offene Feuerschale ziemt dem feuerlegenden Mann. Gas- und Elektrogrillierer rangieren in jedem Brevier der Männersportarten auf der untersten sozialen Hierarchiestufe, noch hinter den Warmduschern, Vorwärtsparkierern und Saunauntensitzern.

Nun zur Beschaffung der Beute. Dies ist der entscheidende Faktor an der Feuerfront. Der Grillierer von Welt beschafft sich seine Beute selbst. Das aber tut er nicht beim Gang zu Migros und Coop, sondern draussen im Feld, mit dem Gewehr in der Hand.

Nun verstehen wir, dass nicht jeder eine Jagdprüfung ablegen will und sich dazu monatelang mit Fragen wie dieser beschäftigen mag: «Ein Hirschstier trabt quer zu Ihnen über eine Waldwiese. Die Schussdistanz beträgt 50 Meter. Wie gross ist das Vorhaltemass?» (Bündner Kantonaler Patentjäger-Verband)

Wir brauchen zur Beschaffung der Beute also Schussgelegenheiten, bei denen wir auch ohne Jagdpatent herumballern können. Zwei Ideen dazu.

Fantastisch ist immer wieder die Fasanenjagd in Schottland, etwa bei Angus und Inverness, zwischen Oktober und Januar. Die so genannten «Beaters» scheuchen im Gehölz die Vögel auf und treiben sie über unsere Gewehre. Wir benutzen doppelläufige Sportwaffen, und wenn wir treffen, holen die Hunde den Fasan herein. Fürs Pheasant Shooting genügt ein normaler Waffenschein, aber den bekommt jeder, wenn er in den letzten Monaten nicht gerade eine UBS-Filiale überfallen hat.

Zweite Idee ist die Bisonjagd im kanadischen Alberta. Auch hier ist die Jagdlizenz leicht zu bekommen, und ein schlechtes Gewissen braucht man nicht zu haben. Kanada schützt die Buffalos, und die Zahl der Abschüsse wie die Reservate für die Tiere werden gut kontrolliert. Büffel, das macht ihre Jagd interessant, sind zwar Kolosse, die 800 Kilogramm schwer sein können, aber sie sind erstaunlich beweglich und schnell. Im Sprint erreichen sie 50 Kilometer pro Stunde.

An einer Grillparty kürzlich am Gardasee, zu der wir eingeladen waren, briet der Gastgeber Bisonsteaks am offenen Feuer. Es war grossartig. Auf die Frage, wie er zu diesem Fleisch gekommen sei, sagte er beiläufig: «Diesen Büffel habe ich in Kanada geschossen.»
Tönt doch besser als: «Diese Schweinswürstchen sind von Bell.»

Kurt W. Zimmermann, Inhaber der Consist Consulting AG, Zürich, info@consist.ch