Lancia Ypsilon: Charakterfester Hoffnungsträger

Ganz ehrlich: Ich hätte nie gedacht, dass ich fünf Jahre später wieder über einen neuen Lancia schreiben würde. Denn die Zukunft war nicht rosig. Und ist es auch heute nicht: Der damalige Hoffnungsträger, der Delta, hat die in ihn gesetzten Erwartungen bei weitem nicht erfüllt. Nur gerade 1350 Delta wurden in der Schweiz, einem Lancia-Land, verkauft.

Lancia-Land? Tempi passati. Obwohl Herr und Frau Schweizer im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch immer gerne einen Italiener kaufen, schiebt das einstige Wunderkind Fiat bei uns eine veritable Krise: Nur gerade Alfa Romeo hat es dank dem MiTo geschafft, positiv ins Jahr zu starten (+44,2 Prozent), Fiat steht mit 16 Prozent im Minus, Lancia gar mit 48,1 Prozent.

Doch damit soll nun Schluss sein. Sagen die Lancia-Manager. Ob sie nach so vielen Jahren der leeren Versprechungen noch daran glauben, steht in den Sternen. Geht es nach ihnen, soll der jüngste Hoffnungsträger der Marke greifen – der neue Ypsilon. Denn die Y-Modelle haben sich in den letzten 25 Jahren immerhin 2,5 Millionen Mal verkauft. Weltweit, heisst es, doch der grösste Teil blieb in Italien. In Frauenhand.

Auch das soll sich ändern. «Der neue Ypsilon ist auch ein Männerauto», so Marchionne bei der Präsentation im Mai. Die Erklärung blieb er zwar schuldig, aber der Neue hat mehr Charakter und markantere Züge bekommen und bietet trotz der Kürze von 3,84 Metern genügend Platz für fünf Leute. Und weil es den Ypsilon neu ausschliesslich mit fünf Türen gibt, wird die Rückbank nicht zur Strafbank. Im Gegenteil: Hinten sitzt man mindestens so bequem wie auf den vorderen «Slim Seats».

Eher mager ist die Motorenauswahl für den Ypsilon – zwei Benziner mit 69 und 85 PS oder ein Diesel mit 95 PS. Ich bin den 85-PS-Mini gefahren, schliesslich handelt es sich dabei um den mehrfach ausgezeichneten 0,9-Liter-Twin-Air. Obwohl er sich im luxuriös verarbeiteten Ypsilon ein wenig «billig» und angestrengt anhört, reicht die Leistung für den primären Einsatz als Stadtflitzer. Sonst braucht es halt ein wenig Geduld, dafür sieht man gut aus.

Fazit: Die Hoffnung stirbt zuletzt.