Im Juni hat die britische Königin den Unternehmer Jim Ratcliffe zum Ritter geschlagen. Nur zwei Monate später beweist der reichste Bürger aber wenig Heimatliebe: «Sir» Ratcliffe ist nach Monaco gezogen, wie der «Telegraph» weiss.
Ratcliffe selber hat sich nicht dazu geäussert. Gross erklären muss der 65-Jährige seinen Entscheid aber nicht. Nach Monaco ist der Milliardär vermutlich nicht in erster Linie wegen des milden Mittelmeerklimas gezogen – sondern wegen des milden Steuerklimas: Im Fürstentum dürfte Ratcliffe viel weniger Steuern auf seinem Vermögen von gut 18,6 Milliarden Franken zahlen.
Ein Steuersitz in der Schweiz
Es ist nicht sein erster Umzug aus Steuergründen: Vier Jahre lang lebte er ab 2010 am Ufer vom Genfersee. Dank seines Schweizer Wohnsitzes sparte Ratcliffe laut «Telegraph» über eine halbe Milliarde Franken Steuern. Auch der Sitz seines Chemiekonzerns Ineos – er ist Mehrheitseigentümer – hatte er damals nach Rolle bei Lausanne verlegt. 2014 kehrten er und der Konzern wieder nach Grossbritannien zurück. Dieses Mal macht Ineos den Umzug offenbar nicht mit.
Auch nach dem Umzug vom Königreich ins Fürstentum wird Ratcliffe mit der Schweiz verbunden bleiben. Er besitzt über Ineos die Mehrheit am Super-League-Club FC Lausanne-Sport und sponsert via seinen Konzern den Eishockey-Club HC Lausanne.
Ein Brexit-Fan und Fracking-Befürworter
Ratcliffes Umzug ins Steuerparadies hat in Grossbritannien für Schlagzeilen gesorgt. Der Milliardär hat aber schon in der Vergangenheit keine Angst vor Kontroversen gezeigt. Er setzte sich für den EU-Austritt Grossbritanniens ein und kritisierte öffentlich die Geschäftsbedingungen und Steuersätze im Königreich. Umweltschützer brachte er mit seinen – mittlerweile gescheiterten – Plänen gegen sich auf, in Schottland nach Schiefergas zu bohren.
Ratcliffe ist äusserst umtriebig. Das zeigt sich auch in seinem Autoprojekt: Er will mit Ineos den legendären Land Rover Defender nachbauen lassen.
(mbü)