BILANZ: Frau Diethelm, es ist Herbst, die meisten Frauen tragen Hosen. Steht die kalte Jahreszeit nicht im Widerspruch zu Ihrer Leidenschaft – dem Kleid?
Eliane Diethelm: Im Gegenteil, im Winter kann man ein gefüttertes Etui-Kleid aus Tweed anziehen oder ein langärmliges Jerseykleid. Wir haben wunderbar weiche und wärmende Stoffe. Es ist doch extrem unangenehm, wenn einem der kalte Wind durch die Jeans um die Beine weht.
Frau Skoczylas, Sie haben sich als eiserne Kleidträgerin geoutet. Ziehen Sie auch zum Skifahren keine Hose an?
Joanna Scoczylas: Ich fahre nicht Ski. Okay, im Wald oder beim Wandern würde ich schon mal eine Hose anziehen. Aber grundsätzlich ist das Kleid für mich kein schickes Teil für besondere Anlässe, sondern das angenehmste Kleidungsstück in jeder Lebenslage. Ich trage auch zum Putzen ein Kleid.
Sind Sie an Anlässen unter Freunden nicht ständig overdressed?
Diethelm: Schön angezogen zu sein, ist nichts, wofür man sich schämen muss. Letztlich bewundern einen doch die anderen, wenn man gut angezogen erscheint, und denken: «Ich hätte eigentlich auch mein tolles Seidenkleid anziehen sollen.»
Der Name Little Black Dress nimmt Bezug auf den von Coco Chanel kreierten Klassiker. An den Mercedes-Benz Fashion Days Zurich zeigen Sie aber wieder Ihre Zweitlinie LBD White, also Brautkleider.
Diethelm: Das kleine Schwarze ist für uns ein Symbol für das perfekte Kleid, wir wollten jedoch nie nur schwarze Kleider machen. Unsere reguläre Sommerkollektion fürs nächste Jahr ist bunt und poppig mit Sorbetfarben und leichten Stoffen.
Skoczylas: Unsere Kleider entwickeln sich mit uns. Ich habe jahrelang Schwarz getragen und heute Lust auf anderes.
LBD White steht demnach für Ihre Freude am Heiraten?
Skoczylas: Wir sind beide nicht verheiratet und hegen diesbezüglich auch keine romantischen Träume. In unserer ersten Kollektion gab es sogar ein Scheidungskleid. Auf die Idee mit der Linie LBD White haben uns unsere Kundinnen gebracht. Wenn sie heirateten, kamen sie zu uns. Wir produzierten immer mehr aufwendige Einzelanfertigungen.
Diethelm: Viele möchten bei ihrer Hochzeit keine «Hochzeitstorte» anziehen, sondern einfach ein elegantes weisses Kleid.
Sie treten zum dritten Mal an den Fashion Days auf und konnten kürzlich in Warschau Ihre Sommerkollektion 2014 präsentieren. Was bedeuten Modeschauen für Sie?
Skoczylas: Sie sind eine wichtige Plattform, wo wir unsere Kleider präsentieren und uns vernetzen können. Die Schweiz ist bekanntlich kein leichtes Pflaster für Modeanlässe.
Welches sind Ihre Träume für LBD?
Beide: Weltweiter Erfolg natürlich!
Diethelm: Im Ernst, wir möchten uns langsam, aber stetig weiterentwickeln, etwa mit eigenen Shops in ausländischen Städten. Es gibt auch schon Pläne, aber die verraten wir noch nicht.
2009 gründeten die Zürcher Designerinnen Eliane Diethelm (30, l.) und Joanna Skoczylas (35) das Label Little Black Dress, kurz LBD. Ihre Kleider werden hauptsächlich im Tessin produziert, die günstigeren Modelle kosten um die 400 Franken. An den diesjährigen Mercedes-Benz Fashion Days Zurich vom 13. bis zum 16. November zeigt LBD die Kollektion ihrer Zweitlinie LBD White.