Wer FC Sion sagt, denkt Christian Constantin. Seit Jahren hält der Clubpräsident den Walliser Fussballverein mit seinem Privatvermögen in der Super League.
Geld dafür hat der Unternehmer aus Martigny mehr als genug. Constantin, der Architekt und Generalunternehmer, gehört zu den wichtigsten Figuren im Immobiliengeschäft in der Westschweiz. Wer durch das Wallis fährt, sieht überall Gebäude mit «CCs» Handschrift darauf.
Männersport, Männerbranche?
Constantin ist der prominenteste Fussball-Mäzen aus seiner Branche. Vorgänger gab es viele: Die Verbindung zwischen dem Fussball und dem Häuserbau ist augenfällig.
Wieso das so ist? Vielleicht weil die Regeln ähnlich sind, auf dem Rasen ist der Umgang direkt, oft rau – auf dem Bau geht es gern hemdsärmelig zu und her.
Doch es ist nicht nur die Liebe zum runden Ball, die Unternehmer zu Mäzenen macht. Dahinter steht oft auch ein geschäftliches Interesse. Mit den Clubs selber lässt sich zwar kaum Geld verdienen, in der Wirtschaft kann der Fussball dennoch Türen öffnen.
Christian Constantin dürfte dank seinem teuren Hobby schon manchen Auftrag herausgespielt haben. Der kühl berechnende Unternehmer profitiert von seinem Image als verrückter Fussball-Freak.
Der zweite Architekt der Liga
Für Bauunternehmer ist der Stadionbau attraktiv. Da bietet sich für manche Patrons an, einen Club mit einer Geldspritze am Leben zu erhalten – dazu später mehr.
Zuerst der Blick auf die Gegenwart. Constantin ist nicht der einzige Architekt und Bauunternehmer in der Super League. Beim FC Lugano ist seit elf Jahren Angelo Renzetti die bestimmende Figur. Anders als beim Walliser «architecte» ist dem Tessiner «architetteto» das Ball-Business verleidet. Renzetti will das Präsidium abgeben und sucht neue Clubbesitzer. Inzwischen hat er offenbar einen Käufer gefunden.
Die Legenden: Spross, Hotz, Facchinetti
Und nun den Blick zurück: Vor Constantin gab es in den 1970er- und 80er-Jahren drei legendäre Immobilienunternehmer im Schweizer Fussball. Der Grasshopper Club Zürich hatte Werner J. Spross, der Stadtrivale FC Zürich Sven Hotz. Bei Neuchâtel Xamax war es Gilbert Facchinetti.
Immobilien-Generalunternehmer Sven Hotz übernahm 1986 das Präsidium des FC Zürich. Es folgten schwierige Jahre, der Abstieg in die damalige Nationalliga B, später der Wiederaufstieg - und dann die grossen Erfolge für den Zürcher Arbeiter-Verein: 2005 gewann der FCZ den Schweizer Cup, ein Jahr später die Meisterschaft. Hotz war dem Club über all die schwierigen Jahre treu geblieben - und hatte immer wieder Millionen von Franken in die Clubkasse überwiesen.
Spross - ein Vorbild für Constantin
Während Hotz den FCZ alimentierte, war Werner J. Spross bei GC grosszügiger Geldgeber. Spross – Inhaber eines lokalen Bau-, Gartenpflege- und Immobilienimperiums – finanzierte den Grasshopper Club ab den 1970er-Jahren bis zu seinem Tod 2004. Vom «Gärtner» der Nation lehrte auch der junge Christian Constantin einige Tricks.
«Werner Spross (..) lud mich als 17-Jähriger zu einem Trainingslager ein», erzählte Constantin der «Handelszeitung». Damals versuchte sich der Walliser noch als Goalie im Spitzenfussball. Constantin weiter über Spross: «Ich wohnte bei ihm. Beim Nachtessen erklärte er mir, wie er sich im Laufe der Zeit in der ganzen Stadt Grundstücke erwarb.» Er sei dem legendären Unternehmer «für seine klugen Ratschläge heute noch dankbar».
Constantin ging auch bei Gilbert Facchinetti von Xamax in die Lehre. Facchinetti, Bauunternehmer und Clubpräsident, gab dem jungen Goalie seinen ersten Profivertrag. Nebenbei arbeitete Constantin als Bauzeichner im Büro des Präsidenten.
Unter Facchinetti als Präsident und Financier erlebte Xamax in den 1970er- und 80-Jahren eine Blütezeit – so wie fast zeitgleich GC unter Spross grosse Erfolge feierte.
Ein weiterer Bauunternehmer übernimmt
Nach der Ära Facchinetti folgte bei Xamax der Niedergang – bis 1995 ein weiterer Bauunternehmer das Präsidium übernahm, Sylvio Bernasconi. Bernasconi sanierte den Club und verschaffte ihm 2007 ein neues Stadion, die «Maladière». Den Bau übernahm Bernasconis Generalunternehmen gleich selbst.
Weiter westlich in Bern hatte kurz zuvor der BSC Young Boys das neue Stadion Wankdorf erhalten. Hier führte die Baufirma Marazzi Generalunternehmen die Arbeiten durch. Der Patron der Firma, Bruno Marazzi, hatte eigenhändig dafür gesorgt, dass das Projekt erst möglich wurde: Er rettete YB mit seinem Geld vor dem Konkurs.
Millionen für den FC Schaffhausen
Auch der FC Schaffhausen spielt seit 2017 in einem neuen Stadion, und auch diese neue Spielstätte hat ein Immobilienunternehmer ermöglicht. Fast drei Jahrzehnte hielt Aniello Fontana den kleinen Club als Präsident und Geldgeber am Leben. Das neue Stadion zahlte Fontana teilweise mit seinem Privatvermögen.
Der Sohn italienischer Einwanderer hatte im Immobilienhandel ein Vermögen erschaffen – und ein schöner Teil davon floss weiter in die Clubkasse. Schätzungsweise 20 Millionen Franken, so war zu lesen, hatte sich Fontana seine Passion über die Jahre kosten lassen. Kurz vor seinem Tod 2019 konnte er mit der Stadion-Eröffnung einen grossen Traum verwirklichen.
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