Nach der rechtsextremen Gewalt in Charlottesville reagierte Donald Trump zunächst mit einer allgemeinen Verurteilung «vieler Seiten». Erst am Montag rang sich der Präsident zu einer expliziten Distanzierung von Rassisten, Nazis und Ku-Klux-Klan-Mitgliedern durch. Schliesslich gehört die radikale Rechte seit dem Wahlkampf zur treuen Basis Trumps.
Im Gegenzug verliert Trump nun die Unterstützung von immer mehr Chefs grosser amerikanischer Firmen. Am Montag traten drei weitere CEOs aus Trumps Beratungsgremium zurück. Zunächst zog Merck-Chef Kenneth Frazier, einer der bekanntesten schwarzen Firmenlenker der USA, die Konsequenzen. Kurz darauf zogen Kevin Plank vom Kleiderhersteller Under Armour und Brian Krzanich von Intel nach. Der Bezug zu Charlottesville ist bei allen dreien klar.
Trump reagiert auf Twitter
Pharmaboss Frazier handelte nach eigenen Angaben «aus persönlichen Gewissensgründen». Und zog damit die Wut des Präsidenten auf sich, der Merck in zwei Tweets «Preiswucher» vorwarf und als «führend in der Verlagerung von Jobs aus den USA» beschuldigte. Nun habe Frazier mehr Zeit, die Preise zu senken, so Trump.
Plank und Krzanich begründeten ihre Rücktritte mit der polarisierten Politik in den USA. Planks Under Armour war nach dem Aufmarsch der Rechtsextremen besonders unter Druck geraten, weil einige Demonstranten Kleider des Herstellers trugen. Under Armour «engagiert sich in Innovation und Sport und nicht in der Politik», so Plank.
Kein «Dealmaker»
Schon vor den letzten Rückzügen hatten sich mit Teslas Elon Musk, Bob Iger von Walt Disney und Travis Kalanick von Uber drei Schwergewichte aus dem CEO-Beratungsgremium zurückgezogen. Das wirft ein schlechtes Licht auf den Präsidenten, der sich gerne als «Dealmaker» inszeniert. «Könnte der erste amerikanische CEO-Präsident Amerikas Chefs verlieren?», fragt die Wirtschaftsagentur Bloomberg. Und folgert, dass die Firmenlenker im Ausschuss eine schwierige Risikoabwägung machen müssten.
Für Musk und Iger war Trumps Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausschlaggebend. Kalanick war – noch als Uber-Chef – wegen der Immigrationspolitik des Präsidenten ausgestiegen. «Wer ist der nächste?», sei nun in den Verwaltungsräten die grosse Frage, so Krisenmanagerin Davia Temin gegenüber Bloomberg. Denn das Gremium ist nicht nur wegen dem Image der Teilnehmer problematisch. Denn bisher habe es wenig Widerspruch gegeben, sagt Management-Experte Jeffrey Sonnenfeld von der Universität Yale. «Alle habe Angst aufzufallen.»
Wichtige Chefs weiterhin vertreten
In Trumps Beratungsgremium dabei sind unter anderem weiterhin die Chefs von Dow Chemical, General Electric und Walmart. Ob ein Rückzug für ihre Firmen schädlich wäre, ist umstritten. Während frühere Tweets des Präsidenten gegen Firmen jeweils ein mittleres Börsenbeben auslösten, prallte die Kritik dieses Mal an den Anleger ab. Das könnte noch mehr Topleute zu einem Ausstieg aus dem umstrittenen Gremium bewegen.
Für Larry Summers, den ehemaligen Wirtschaftsberater von Barack Obama, ist klar, dass sich die Chefs nicht länger verstecken dürfen. Die im Rat verbliebenen CEOs sollten sich für ihre «Komplizenschaft» mit Trumps Worten und Taten schämen. «Ich frage mich manchmal, wie sie ihren Kindern noch in die Augen schauen können», so Summers in seinem Blog in der «Financial Times».