Als Ancillo Canepa Ende 2006 das Präsidium des Fussballclubs Zürich (FCZ) übernahm, formulierte er sein wichtigstes Ziel: die Qualifikation für die Champions League. Nun ist es so weit. Ab 15. September spielt der FCZ erstmals in seiner 113-jährigen Geschichte in der europäischen Königsklasse. Neben Ruhm bringt das auch viel Geld: Durch Startgeld und Prämien fliessen geschätzte 25 Millionen Franken in den Zürcher Letzigrund, der lange hochdefizitäre Club ist seine Finanzsorgen los. Canepa kann zufrieden sein, arbeitet er doch genauso am wirtschaftlichen Erfolg des FCZ wie am sportlichen. Er ist selbst am Club beteiligt und führt ihn wie eine Firma.
Der 56-jährige «Cillo» Canepa wuchs in Richterswil und Rüti auf, wo er als Stürmer beim Zweitligisten FC Rüti Tore schoss. Obschon er mit seiner agilen Spielart Chancen auf eine Kickerkarriere hatte, verfolgte er eine Laufbahn in der Wirtschaft. Nach der Ausbildung zum Betriebsökonomen und Wirtschaftsprüfer stiess er zum Beratungsunternehmen Ernst & Young, wo er bis zum Mitglied der Geschäftsleitung aufstieg. Unter seiner Führung ist der Untersuchungsbericht zum Niedergang der Swissair entstanden. Seit Ende 2006 ist Canepa vollamtlicher Captain des Zürcher Stadtclubs. In der Freizeit stürmt er bei den Veteranen von Küsnacht-Herrliberg.
Seine Mitstreiter
Seit seinem Amtsantritt hat Ancillo Canepa die Führung beim FCZ um- und ausgebaut. Er transferierte Peter Hurni von seinem früheren Arbeitgeber Ernst & Young zum FCZ und machte ihn zum Finanzchef. Zusammen mit Sportchef Fredy Bickel und dem für den Spielbetrieb verantwortlichen Martin Guglielmetti gehört er zu Canepas engstem Führungsteam. Bickel ist Canepas wichtigster Mitarbeiter, den beiden wird ein «grosses Vertrauensverhältnis» nachgesagt. Mit Cheftrainer Bernard Challandes pflegt Canepa auch ausserhalb des Fussballplatzes einen regen Dialog. Bei wichtigen Entscheiden konsultiert Canepa Gastrounternehmer und FCZ-Urgestein Hugo Holenstein für eine Zweitmeinung. Zu seinem Vorgänger Sven Hotz pflegt er wenige, aber herzliche Kontakte. So lädt er ihn jeweils persönlich zu wichtigen Spielen ein.
Seine Gegenspieler
In der Ausmarchung um das Präsidium setzte sich Newcomer Canepa gegen FCZ-Urgesteine wie Guido Honegger und René Strittmatter durch. Das Verhältnis zu Strittmatter blieb gespannt; vor einem Jahr zog sich dieser aus der operativen Führung zurück und präsidiert seither die wichtigste Gönnervereinigung des FCZ, den Business Club. Zudem sitzt er weiterhin im von Canepa präsidierten VR – eine brisante Konstellation. Einen Tiefschlag erlebte er beim überraschenden Abgang des früheren Trainers Lucien Favre zu Hertha BSC Berlin. In der Champions League hat er es nun erstmals mit den weltbesten Clubs zu tun: Der FCZ kickt gegen Real Madrid (Präsident Florentino Pérez), AC Milan (Präsident Adriano Galliani) und Olympique Marseille (Präsident Jean-Claude Dassier).
Seine Fussball-Connection
Der Schweizer Fussballhimmel ist klein; man kennt sich. Ende 2008 wurde Canepa ins oberste Gremium der Swiss Football League (SFL) gewählt, portiert vom damaligen Präsidenten Peter Stadelmann, seit Sommer Delegierter der Nationalmannschaft. Mit SFL-Finanzchef Heinrich Schifferle arbeitete Canepa vor 35 Jahren als Praktikant bei Peat, Marwick, Mitchell zusammen. Ein enger Vertrauter ist auch der neue Ligapräsident Thomas Grimm, Präsident der Young Boys (YB). Mit YB-Mehrheitsaktionär Andy Rihs ist Canepa seit vielen Jahren befreundet, seine Frau Heliane sitzt im VR von Rihs’ Firma Sonova. Auch zum Stadtrivalen GC ist das Verhältnis ausserhalb des Fussballfelds entspannt; mit GC-Finanzchef Heinz Spross arbeitet Canepa in der Frage des neuen Hardturm-Stadions eng zusammen. Regelmässig trifft er sich auch mit Fifa-Chef Sepp Blatter.
Die Sponsoren
Von den fünf Gönnerzirkeln des FCZ ist der von Banker René Strittmatter präsidierte FCZ Business Club der finanzkräftigste. 2008 generierte er fast eine Million Franken. Mitglieder kommen in den Genuss von Sitzplätzen auf der Haupttribüne sowie einem Parkplatz in der Tiefgarage des Letzigrunds und haben Zugang zu der von Sony gesponserten VIP-Lounge. Klar, dass Canepa zu den wichtigsten Sponsoren freundschaftliche Beziehungen unterhält, so zu Sony-Schweiz-Chef Claudio Ammann und Martin Wittwer, CEO des Hauptsponsors TUI Suisse. Zu den Geldgebern gehören neben Ancillos Frau Heliane auch die Banker Walter Berchtold (CS) und Martin Bisang (Bellevue Bank).
Sein Privatleben
Seit 36 Jahren ist Ancillo mit Heliane Canepa verheiratet, der früheren Chefin von Nobel Biocare, und fast so lange wohnen die beiden in Rüschlikon ZH. Sie lernten sich in der Maschinenfabrik Rüti kennen, wo er als KV-Stift und sie als Praktikantin arbeitete. Das erste Rendezvous fand im Letzigrundstadion beim Spiel FCZ gegen Chiasso statt. Ihre fussballerischen Aktiven haben die Canepas in ihrer Firma AC Sports and Football parkiert. Sind die beiden nicht gerade im Stadion, mögen sie es häuslich. Ancillo Canepa hört gerne Rock und Pop aus den siebziger Jahren und isst am liebsten Käsefondue. Kinder hat das Paar keine, dafür seit kurzem einen Hund.