Nach gut drei Dekaden bei der UBS und drei Jahren bei der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) trat Eugen Haltiner Anfang 2009 seinen Job als Präsident der neu geschaffenen Finanzmarktaufsicht Finma an. Der 62-Jährige wollte seine Karriere mit einem Schlussbukett krönen. Nur wenige Tage im Amt, kam es am 18.  Februar 2009, mitten in einem immer hässlichere Formen annehmenden Kampf zwischen den USA und der Schweiz um die Herausgabe Zehntausender Bankkundendaten, zu einem folgenreichen Entscheid: Per Verfügung wies die Finma die UBS an, ihr 285 Kundendaten auszuhändigen. Diese wurden an die US-Steuerbehörde weitergereicht.

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Eugen Haltiner hat mit seinem Husarenstück die Grossbank vor einer teuren, ja existenzbedrohenden Strafklage der US-Justiz bewahrt. Das interessiert das Bundesverwaltungsgericht nicht: Dieses hat jüngst festgestellt, dass die Herausgabe der Kundendaten rechtswidrig war. Seither steht der Finma-Präsident unter schwerstem Beschuss. Dieser hat sich über die Jahrzehnte ein beachtliches Machtnetz geknüpft. In nur wenigen Tagen haben sich die Maschen gelockert. Derweil schüttet der gebürtige Schaffhauser munter Öl ins Feuer. Seine Bemerkung, er würde im Fall UBS wieder genau gleich handeln, hat die Politiker noch mehr gegen ihn aufgebracht.

Die Mitstreiter

Support geniesst Eugen Haltiner in den eigenen Reihen. Im selben (Finma-)Boot sitzen Direktor Patrick Raaflaub, Vizepräsident Daniel Zuberbühler sowie Vizepräsidentin Monica Mächler. Allerdings hat das Trio seinen Präsidenten bisher höchst lau unterstützt. Zuberbühlers Zurückhaltung ist noch verständlich; der eins-tige Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission wird wohl 2011 zurücktreten. Mächler wiederum, vorher Direktorin des Bundesamtes für Privatversicherungen, war nie eine Frau der lauten Töne. Erstaunlich dagegen, dass Raaflaub bislang keinen Auftritt in den Medien hatte – er gilt im Banking als Greenhorn.

Die Gegenspieler

Manchem Politiker kommt der Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts zupass. Vor allem das links-grüne Lager hat sich auf Haltiner eingeschossen: Die Gewerkschaften, SP-Präsident Christian Levrat sowie der grüne Nationalrat Daniel Vischer verlangen den Einsatz einer PUK. Auch Christoph Blocher, Alt-Bundesrat und SVP-Frontmann, macht sich für eine PUK stark. Kritik erwächst Haltiner sogar aus dem Wirtschaftslager; FDP-Nationalrat Philipp Müller bezeichnet den Finma-Deal mit den Amerikanern als «bananenrepublikmässig». Einen grosskalibrigen Gegner hat sich Haltiner jüngst gemacht. Seine Bemerkung in der «NZZ», «die juristische Beurteilung verunsichert mich nicht», wurde vom Präsidenten des Bundesverwaltungsgerichts, Christoph Bandli, scharf kritisiert. Einen Endlosstreit pflegt der Finma-Präsident mit Susanne Leutenegger Oberholzer. Die jüngste Empfehlung der SP-Nationalrätin: «Die Finma kann man kompostieren», sorgt für frischen Zoff.

Die Fürsprecher

Haltiners wichtigster Förderer ist Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Die beiden kennen – und schätzen – sich seit mehr als 30 Jahren. Merz hielt für Haltiner den Steigbügel zum Amt des obersten Bankenaufsehers – indem der Finanzminister dem Bundesrat 2004 nur einen Kandidaten präsentierte. Freundschaft verbindet Haltiner mit Philipp Hildebrand, dem Präsidenten der Nationalbank. «Die beiden verstehen sich, weil sie ähnlich ticken», meint ein Finma-Mann. Einen wertvollen Verbündeten hat Haltiner auch in Bruno Gehrig, Roche-Vizepräsident und UBS-Verwaltungsrat. Ihre Wege haben sich immer wieder gekreuzt. FDP-Chef Fulvio Pelli ist einer der wenigen Politiker, die noch zu Haltiner halten. Den Finma-Entscheid bezeichnet Pelli als richtig und geisselt die Rufe nach einer parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) als «politische Abrechnung».

Die UBS-Connection

Haltiner trat 1973 in die Bankgesellschaft ein.1999 wurde er von CEO Marcel Ospel ins Group Managing Board geholt. Als Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts sollte Haltiner den Kreditberg der Erb-Gruppe abbauen. Dennoch blieb ein Riesenabschreiber, als Erb in den Konkurs schlitterte. Eugen Haltiner, soll ihm die Bankleitung vorgeworfen haben, habe zu wenig Druck ausgeübt. Ein Hemmschuh war wohl Haltiners langjährige Bekanntschaft mit Rolf Erb. Nicht unproblematisch auch Haltiners Kameradschaft mit Hans Vögeli, damals bei der Erb-Gruppe für Finanzen zuständig, später CEO der Zürcher Kantonalbank. Die beiden haben sich in Grün kennen gelernt, beim Schaffhauser Füsilier-Bataillon 61.

Das Privatleben

Seit über 30 Jahren ist Eugen Haltiner mit der Schaffhauserin Jacqueline Benesch verheiratet. Die Kinder, Kathrin und Christoph, haben in Zürich und Oxford studiert. Das einzige Verwaltungsratsmandat in einer Privatfirma hält Eugen Haltiner bei der HC.Solution. Chef der auf IT-Beratung spezialisierten Kleinstfirma ist Sohn Christoph. Allerdings scheint sich geschäftlich wenig zu regen; der Firmensitz befindet sich an der Pflanzschulstrasse in Winterthur – im Wohnhaus des Seniors.