Erfolg macht träge. Dies musste auch Amag erfahren, der grösste Automobilimporteur der Schweiz, der die Marken VW, Audi, Skoda und Seat vertreibt. Einst gehörten auch die Edelkarossen von Porsche zum Sortiment; doch 2006 kündigte der deutsche Autoproduzent, mit den Verkaufszahlen unzufrieden, den Importvertrag mit Amag. Als auch der wichtigste Partner, VW, wegen schwächelnder Absatzzahlen zu murren anhob, holte Amag-Präsident Martin Haefner 2007 den leidenschaftlichen Automann Morten Hannesbo an Bord.

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Bei seinem Amtsantritt gab der gebürtige Däne einen Marktanteil von 25 Prozent als Ziel vor. Die Konkurrenz schmunzelte, kam doch Amag damals auf etwas über 22 Prozent. Nur vier Jahre später wird ein Marktanteil von 26,6 Prozent gemessen. Seit Hannesbo das Steuerrad übernommen hat, braust Amag von Rekord zu Rekord. 5300 Beschäftigte fahren 4,5 Milliarden Franken Umsatz ein. Der 49-Jährige wird als umgänglicher und fröhlicher Mensch bezeichnet, als Schnelldenker und harter Chrampfer. Er sei ein guter Motivator, gebe klare Ziele vor, lasse seinen Leuten aber viel Freiraum. Es bleibt zu erwarten, dass Hannesbo auch sein nächstes, noch ambitiöseres Ziel erreichen wird: Bis in vier Jahren soll der Amag-Marktanteil bei 30 Prozent stehen. Diesmal lacht die Konkurrenz nicht mehr.

Die Familie

Der Däne lebt mit seiner Frau Lotte (40) und zwei seiner drei Söhne in Zumikon ZH. Lotte besitzt einen Master in Marketing, doch sie kümmert sich ausschliesslich um die Familie. Emil (15) und Jacob (18) gehen noch zur Schule; der 22-jährige Joachim ist Berufssoldat in der dänischen Armee und will Militärpilot werden. Morten Hannesbo ist ein angefressener Freizeitsportler. Joggen, Skifahren, Tauchen und Mororradfahren stehen auf dem Programm. Am liebsten aber schwingt er sich auf den Sattel seines Mountainbikes oder holt das Rennrad hervor. Weitere Hobbys sind Uhren, Autos und Fotografieren. Und als Fussballfan hat er sein Herz an den britischen Club Chelsea verloren.

Die Freunde

Im Autogeschäft gebe es keine Freunde, nur Partner, sagte Morten Hannesbo einst. Seine besten Freunde haben denn auch mit Autos wenig bis nichts am Hut. Der Unternehmensberater Karl Laegaard ist ein alter Freund aus den Zeiten in Dänemark, ebenso der Bankier Søren Rytoft von der Alfred Berg Nordic oder Jens Heimburger, Inhaber der Dansk Generationsskifte, einer auf Nachfolgeregelungen spezialisierten Beratungsfirma. Mehrmals im Jahr trifft er sich mit seinem ehemaligen Nachbarn Anders Møller Olesen, Chief Investment Manager bei der dänischen Maj Invest.

Sein einziger enger Freund aus dem Autogeschäft ist Doelf Carl. Der einstige Chef von BMW Schweiz führt inzwischen die eigene Unternehmensberatungsfirma Carlconsulting. Die beiden verbindet ihre Liebe zu Autos und Rennradfahren. Im Juni will das Duo den Dreiländer-Giro absolvieren, ein hartes Velorennen durch Italien, Österreich und die Schweiz. Mehrmals im Jahr tauscht sich Hannesbo in freundschaftlichem Rahmen mit Schindler-CEO Jürgen Tinggren aus. Zu den Medien pflegt der Amag-Lenker Kontakte bis in die obersten Etagen, doch überwiegend auf einer rein geschäftlichen Basis. Eine Ausnahme ist Marc Walder. Mit dem Ringier-SchweizChef verbindet Hannesbo eine Freundschaft. Ihre Büros befinden sich ganz in der Nähe. Und so treffen sich die beiden öfters mal zum Kaffee und diskutieren über Gott und die Welt.

Die Gegner

Im Autogeschäft wird mit harten Bandagen gekämpft. Morten Hannesbos Kontrahenten sind denn auch unter den Konkurrenten zu suchen. Dazu gehören Emil-Frey-CEO Gerhard Schürmann, aber ebenso der Mercedes-Händler Peter Stüber. Als im Sommer die Diskussion um zurückbehaltene Währungsgewinne die Volksseele kochen liess, kamen auch die Autoimporteure unter Druck. Preisüberwacher Stefan Meierhans hat sich dankbar auf die Amag als Nummer eins eingeschossen. Zwar verstünden sie sich persönlich gut, meint Hannesbo, doch sie verträten nun einmal zwei verschiedene Welten. Im August zitierte Johann Schneider-Ammann Wirtschaftsvertreter an den runden Tisch, so auch Hannesbo. Der Bundesrat machte klar, dass bei den Importpreisen etwas geschehen müsse, und zwar sofort. «Wir sind nicht die Gewinner», sagte Hannesbo. Monate später schnitt Audi die Katalogpreise durchschnittlich um elf Prozent. Für die Grünen ist der Däne ein rotes Tuch. Die Klinge gekreuzt hat er schon mit Bastien Girod. Die vom grünen Nationalrat lancierte – und später zurückgezogene – Offroader-Initiative rief beim Amag-Chef nur Kopfschütteln hervor.

Die Auto-Connection

Nach einem Vierteljahrhundert im Autogeschäft hat Morten Hannesbo ein feinmaschiges Netzwerk. Sein wichtigster Kontakt ist jener zum VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Dieser sei, so heisst es, von den Leistungen Hannesbos angetan. Wichtig ist auch der gute Draht zu Audi-Lenker Rupert Stadler. Gut versteht sich der Amag-Boss mit Seat-CEO James Muir und Skoda-Chef Winfried Vahland. Im Importeurverband Auto-Schweiz unterstützt er als Vize den Präsidenten Max Nötzli. Als Stiftungsrat im Comité permanent du Salon international de l’automobile, präsidiert von Maurice Turrettini, nimmt Hannesbo die Interessen der Amag beim Genfer Auto-Salon wahr.

Die Karriere

Nach der Schule absolvierte Hannesbo eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei A.P. Møller-Mærsk. Bis heute unterhält er gute Kontakte zum Senior Vice President Claus Hemmingsen. Doch die Containerreederei begeisterte ihn wenig. Schon damals ein Autonarr, unterschrieb er 1986 bei Toyota Danmark. Elf Jahre leitete er Marketing und Verkauf, gefördert von seinem Chef Otto Hee. 1997 wechselte Hannesbo zu Nissan Motor Danmark, drei Jahre später zu Ford Motor Europe.

Für den US-Autoriesen arbeitete der Däne in London und Paris, 2006 übernahm er die Länderorganisation in der Schweiz. Geblieben aus dieser Zeit ist der Kontakt zu Stephen Odell, Präsident Ford of Europe. Nur ein Jahr nach seinem Zuzug in die Schweiz holte ihn Headhunter Bjørn Johansson als Managing Director zur Amag, seit 2009 leitet er das Unternehmen als CEO. Hannesbo hat seinen Wechsel nie bereut. Das Verhältnis zu Präsident Martin Haefner wird firmenintern als gut bezeichnet; der als verschlossen geltende Amag-Erbe ist froh, dass sich der Däne vorne hinstellt.