Er war einmal mehr da, als der Baron ihn brauchte: Peter Kalantzis, Verwaltungsrat bei Von Roll, war bereit, in die Lücke zu springen, die sich durch den plötzlichen Abgang von Präsident und CEO Thomas Limberger auftat. Mit Kalantzis als Präsidenten und Matthias Oppermann als operativem Chef sind die Führungsfunktionen nun wieder getrennt. Für Limberger war der Abgang eine Flucht nach vorne – er hatte das Vertrauen des deutschen Mehrheitsbesitzers, Baron August von Finck, verloren. Er, der noch kurz zuvor hoch fliegende Wachstumspläne verkündet hatte, muss gespürt haben, dass ihm die Felle davonschwammen. Die Vertreter der Familie von Finck im Rat, allen voran Gerd Peskes und Gerd Amtstätter, stellten zuletzt immer kritischere Fragen. Die mangelnde Kostendisziplin und die vielen externen Berater kamen im Umfeld des Barons nicht gut an. Mit Kalantzis setzt von Finck auf Bewährtes: Mit dem ehemaligen Generaldirektor von Alusuisse-Lonza ist von Finck seit der Zeit, als er Grossaktionär des Betriebs war, verbunden. Kalantzis ist als Industriemanager sehr erfahren. Er führte Lonza von der Basis- zur Feinchemie und internationalisierte sie. Beste Kontakte hat er dank seiner langjährigen Tätigkeit in Führungsgremien des Schweizer Chemie- und Pharmaverbands und bei Economiesuisse. Die Weggefährten Wichtigster Förderer Kalantzis’ ist der Münchner Baron und Grossinvestor August von Finck. Als Kalantzis in den neunziger Jahren die Chemiesparte von Alusuisse-Lonza leitete, war es der damalige Grossaktionär, der sich in der Debatte um die Neuausrichtung für den von Kalantzis geführten Bereich starkmachte. Seither verbindet die beiden ein Vertrauensverhältnis. 2001 hob ihn von Finck bei Mövenpick auf den Präsidentensessel. Beim Gastrokonzern arbeitet er zusammen mit CEO Guido Egli, der in der neu von ihm präsidierten Von Roll als Vizepräsident wirkt. Sein Chef bei Alusuisse-Lonza war Sergio Marchionne, heute CEO von Fiat, er ist ein enger Freund. Marchionne platzierte ihn im Verwaltungsrat von CNH, der Landmaschinen- und Traktorentochter des Autokonzerns. Zudem hat Kalantzis Einsitz im VR des Warenprüfkonzerns SGS, den Marchionne präsidiert. Dort ist ausser von Finck auch die Agnelli-Familie Grossaktionärin. John Elkann, Enkel von Patriarch Gianni Agnelli, kennt er von gesellschaftlichen Anlässen her. Aus seinen Chemie-Zeiten ist er mit Jürgen Dormann bekannt, dem ehemaligen Chef von Hoechst und heutigen Präsidenten von Sulzer. Die Gegenspieler Fast 40 Jahre wirkte Kalantzis bei Lonza – operativ und im Verwaltungsrat. 1995 wurde er in einen Machtkampf involviert mit der designierten Konzernchefin von Alusuisse-Lonza, Dominique Damon. Sie verlor nicht zuletzt darum, weil sich intern der damalige Finanzchef, Sergio Marchionne, gegen sie stellte. Christoph Blocher, den er aus dem Chemie- und Pharmaverband kennt, schätzt er als Unternehmer, musste aber mit ansehen, wie sein Vertrauter Marchionne den Einsitz des damaligen Grossaktionärs im Verwaltungsrat bekämpfte. Es ging um Corporate Governance und Interessenkonflikte: Die Ems-Dottikon war teilweise im gleichen Business tätig wie Lonza. Im Kampf um die Übernahme der Von Roll 2007 wurde Kalantzis als Vertreter des Von-Finck-Lagers bekämpft von den damaligen Mitaktionären um Oskar Ronner, Thomas Straumann und Rudolf Maag. Die Akropolis-Connection Der gebürtige Grieche ist eng verbunden mit dem Milliardär Spiro Latsis. Er kennt den griechischen Industrie- und Bankmagnaten aus der Stiftung des Ökumenischen Zentrums in Genf, wo beide Mitglieder waren. Seit 2000 ist Kalantzis in den Unternehmen der Latsis-Gruppe tätig, etwa in deren Petroleum-, Energie- und Immobiliensparten. Über die PrivatAir, in der Latsis seine Privatflugzeuge bündelte und die er später zur kommerziellen Business-Airline umbaute, kennt er die Chefs der kooperierenden Partner Lufthansa und Swiss: Wolfgang Mayrhuber und Christoph Franz. Kalantzis war von 2001 bis 2009 Präsident der PrivatAir Holding in Genf und an der strategischen Neupositionierung der Firma beteiligt. Die Freunde Seit Studienzeiten ist er eng mit dem Präsidenten des Pharmaunternehmens Siegfried, Markus Altwegg, verbunden. Die beiden waren gemeinsam Assistenten an der Uni Basel, wo Kalantzis in Volkswirtschaft promovierte. Ebenfalls aus jener Zeit kennt er Franco Ambrosetti, Jazzmusiker und Präsident der Handelskammer des Kantons Tessin, der Pate seiner Tochter ist. Valora-Präsident Rolando Benedick kennt er aus Basel. Benedick und Kalantzis sind Mitglieder im örtlichen Lions Club wie auch der heutige Lonza-Präsident, Rolf Soiron. Auf Stefan Borgas, CEO von Lonza und VR bei Syngenta, hält er grosse Stücke und unterstützte ihn stets in dessen Karriere. Die Familie Kalantzis wurde 1945 in Korfu geboren, 1963 kam er in die Schweiz. Seit 1977 ist er Bürger von Basel, wo er wohnt. Seit 40 Jahren ist er mit Aliki Logaras verheiratet, einer promovierten Medizinerin. Sie war früher in der Pharmaforschung des Kantonsspitals und des Biozentrums Basel tätig. Das Paar hat eine Tochter, die in Corporate Communications tätig ist. Kalantzis’ Hobbys sind intellektueller Art: Er liest viel, vor allem zu Geschichte und politischer Ökonomie.
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Machtnetz von Peter Kalantzis: Der Statthalter
Nun muss der bestens vernetzte Industriemanager Peter Kalantzis für August von Finck auch bei Von Roll die Kohlen aus dem Feuer holen.
Lesezeit: 3 Minuten
Von Erik Nolmans
am 03.12.2010 - 01:00 Uhr
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