Maison Blanche ist der grosse Senkrechtstarter in der Schweizer Golfszene: Nachdem die unweit von Genf gelegene Anlage vor zwei Jahren noch unter «ferner liefen» in der Rangliste gesucht werden musste, belegte sie im vergangenen Jahr bereits Rang drei und wurde jetzt von über 500 Golferinnen und Golfern aus dem ganzen Land zum nationalen Golfeldorado 2001 gekürt.

Mitgespielt hat dabei nicht allein der Umstand, dass der Klub mit dem sorgfältig renovierten Haus «Maison Blanche», das der Anlage ihren Namen gegeben hat, jetzt über ein äusserst schmuckes Klubhaus verfügt: Auch der Platz, ein architektonisches Meisterwerk, wurde zum interessantesten im Lande gewählt, und in den übrigen Unterkategorien erreichte die Anlage ebenfalls ausnahmslos gute bis sehr gute Werte.

Wie schon im Vorjahr ist die welsche Dominanz – in die Ascona (Rang drei) mit schöner Regelmässigkeit einbricht – augenfällig. Hinter Maison Blanche klassierten sich mit Genf (Vorjahressieger), Domaine Impérial, Crans, Lausanne, Les Bois und La Largue sechs weitere in der Westschweiz oder im grenznahen französischen Ausland gelegene Anlagen in den Topten. Dies gründet hauptsächlich darin, dass dort in der Regel weit grosszügiger und auch finanziell aufwändiger konzipiert werden konnte als in der Deutschschweiz.

Doch jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab: Bezeichnenderweise sind die einzigen beiden Deutschschweizer Anlagen unter den ersten zehn, Sempachersee (6.) und Wylihof (8.), erst Mitte der Neunzigerjahre eröffnet worden, als die hinderlichsten baulichen Schranken und Vorurteile auch diesseits des Röstigrabens zu fallen begannen. Insbesondere Sempachersee, das sich die schönste Anlage in der Deutschschweiz nennen darf und in der Unterkategorie «Lage/Panorama» den zweiten Platz hinter Crans belegte, braucht keinerlei Vergleiche zu scheuen. Und bemerkenswerterweise sind mit Ausnahme von Genf, Ascona, Crans und Lausanne nur vier so genannte Traditionsklubs unter den Topten zu finden; die sechs andern sind noch keine 15 Jahre alt. Die Erklärung dafür liefert wohl eine schlichte Aussage des Deutschen Kurt Rossknecht, der zu den international renommiertesten Golfplatzdesignern zählt: «Auch wir machen eben Fortschritte». Was nichts anderes heisst, als dass neue Plätze häufig interessanter zu bespielen sind als manch einer, der vor Jahrzehnten gebaut wurde. Den jüngsten Beweis dafür hat Rossknecht in Lipperswil TG geliefert. Dort wird heuer die erste volle Saison in Angriff genommen – auf einer Anlage mit dem Potenzial, das Feld der besten Schweizer Golfplätze von hinten aufzurollen. Und auch in Otelfingen nahe bei Zürich, wo die Migros im Frühling ihre dritte öffentliche Anlage eröffnet, war Meister Rossknecht am Werk; sein dortiges architektonisches Meisterstück versetzt den Golfer gewissermassen nach Florida.

Unter den besten 9-Loch-Anlagen sind es gar ausnahmslos die Neuen, welche die Spitzenplätze belegen: Engelberg mit seiner schon sprichwörtlichen Gastfreundschaft scheint auf den ersten Rang geradezu abonniert zu sein. Nuolen vermochte Platz zwei zu behaupten, und neu auf den dritten Rang vorgerückt ist die Migros-Publicanlage in Signal de Bougy. Diese bietet nicht bloss einen atemberaubenden Blick auf Alpen und Genfersee, sondern auch die besten Trainingsmöglichkeiten im Land.

Erstmals wurde auch eine aus zehn Personen gebildete Golfexpertenrunde, angeführt von PGA-Pro André Bossert, nach ihrer Meinung befragt. Den Promis wurde die aus der Umfrage resultierende Rangliste der Top-twenty vorgelegt, und das Ergebnis fiel erstaunlich ähnlich aus: Acht von zehn Golfanlagen sahen die Stars genauso in den Topten wie die Umfrageteilnehmer; einzig Les Bois und La Largue fielen auf Kosten von Basel und Rheinblick hinaus. Und gewonnen hätte bei ihnen Genf vor Maison Blanche, Domaine Impérial und Ascona.
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