Einer der grössten Jachten der Welt dürfte auf den Weltmeeren in nächster Zeit nicht zu sehen sein. Sie befindet sich in einem Dock in Hamburg – weil der Besitzer Zahlungsschwierigkeiten hat.
An der Höhe seines Vermögens dürfte es nicht liegen, denn Bootseigner Alisher Usmanow besitzt laut Bloomberg 17,8 Milliarden Dollar. Doch als ein bestens mit der russischen Kreml-Führung vernetzter Oligarch steckt er in Liquiditätsschwierigkeiten: Die USA haben Usmanow auf ihre Sanktionsliste gesetzt.
Die Crew ging von Bord
Wegen der internationalen Sanktionen kann Usmanow die Besatzung und den Kapitän der Jacht «Dilbar» nicht mehr bezahlen. Das letzte Mitglied der achtzigköpfigen Besatzung verliess die 156 Meter lange Jacht am Montag, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Eine abgespeckte Crew, die vom Schiffsbauer gestellt wird, bleibt auf dem Schiff.
Die Jacht ist nach Usmanows Mutter benannt und einer der grössten der Welt. Sie verfügt über einen 25 Meter langen Swimmingpool und zwei Helikopter-Landeplätze. Sie hat nach Angaben des US-Finanzministeriums einen Wert zwischen 600 und 750 Millionen Dollar.
«Wir haben alle Möglichkeiten ausprobiert, eine Lösung zu finden, um die Mannschaft an Ort und Stelle zu halten und unsere Positionen zu schützen, aber wir sind am Ende der Möglichkeiten angelangt», schrieb «Dilbar»-Kapitän Tim Armstrong in einer Nachricht an die Mannschaft, die Bloomberg vorliegt.
Die russische Elite ist unter Druck
Die Behörde für Wirtschaft und Innovation in Hamburg teilte am Donnerstag mit, dass die Bundeszollbehörde eine Ausfuhrgenehmigung erteilen muss, damit das Schiff auslaufen kann, und dass «kein Schiff den Hafen verlässt, das nicht dazu berechtigt ist».
Der Schritt unterstreicht die weitreichenden Auswirkungen der von Europa und den USA verhängten Strafen gegen ultrareiche Russen, denen enge Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt werden. Superjachten und andere opulente Spielzeuge der russischen Elite sind seit dem Einmarsch des Landes in die Ukraine besonders intensiv unter die Lupe genommen worden.
Der 68-jährige Usmanow besitzt einen grossen Anteil an USM, einer russischen Investmentgruppe mit Beteiligungen an Metalloinvest, einem der grössten Eisenerzproduzenten der Welt, und dem Telekommunikationsunternehmen Megafon.
«Blockiertes Eigentum»
Das US-Finanzministerium erklärte, es habe «Dilbar» sowie Usmanows Privatjet ausdrücklich als «blockiertes Eigentum» bezeichnet. Das Anheuern von Besatzungsmitgliedern sowie die Zahlung von Docking-Gebühren in Dollar seien verboten, hiess es.
Die Europäische Union verhängte letzte Woche Sanktionen gegen sechs der reichsten Personen Russlands, darunter Usmanow, der die Entscheidung als «unfair» und «diffamierend» bezeichnete.
Tim Joyce, der Chef des britischen Unternehmens Sarnia Yachts, das die Besatzung der «Dilbar» gestellt hat, lehnte eine Stellungnahme ab. Mitarbeiter von Metalloinvest und der Bremer Werft Lürssen reagierten nicht sofort auf Bitten um Stellungnahme.
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(bloomberg/mbü)