• Motor: 4,6-Liter-V8
  • Leistung: 408 PS / 300 kW
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, abgeregelt
  • Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 5,4 Sekunden
  • Richtpreis: zirka 120  000 Franken

Autojournalisten stehen heute im wahrsten Sinne des Wortes unter Strom: Das Business ist elektrisiert. Keine Marke wagt mehr, ohne Stromer unterwegs oder zumindest an den Autoshows präsent zu sein. Nur ab und zu darf man noch Autos fahren, die nicht aus Vernunft, sondern aus Vergnügen entstanden sind.

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Etwa der Mercedes-Benz CLS. Ein Coupé mit vier Türen, stellte die Konkurrenz 2003 erstaunt fest. Und zweifelte an dessen Erfolg. 170 000 verkaufte CLS später steht der Audi A7 als Konkurrent am Start, BMW stellt das Grand Coupé an allen Autoshows ins Rampenlicht, und eine Klasse darüber duellieren sich der Aston Martin Rapide und der Porsche Panamera. Höchste Zeit für Mercedes, das längst zur Designikone hochstilisierte Coupé für vier neu zu erfinden.

Glaubt man den Firmenunterlagen, so bot Designchef Gorden Wagener dem Leiter der Abteilung Advanced Design, Hubert Lee, den «härtesten Job in der Firma an, nämlich den Nachfolger einer Ikone zu kreieren». Das Resultat der Zusammenarbeit der beiden, das ich schon bei der Weltpremiere auf dem Pariser Salon Anfang Oktober gesehen hatte, stand letzte Woche in Florenz wieder vor mir. Herzrasen? Nein. Feuchte Hände? Nein. Nervöser Gasfuss? Nein.

Kühne Front. Hat Lee versagt? Nein, aber der Wow-Effekt des ersten CLS stellt sich nicht ein. Schliesslich blieben die Proportionen – lange Motorhaube, flaches Fensterband, coupéhafte Dachlinie – des ersten CLS unangetastet. Dafür tobten sich die Gestalter an der kühnen Front aus, welche die Verwandtschaft mit dem SLS AMG nicht leugnen kann. Oder will. Zudem spielt die sportliche Flanke des Neulings mit Linien, Licht und Schatten, wie es einst BMW unter Designchef Chris Bangle vorgemacht hat.

Den inoffiziellen Schönheitstitel der Designikone verdienten sich die Stuttgarter mit der ersten Generation des Mercedes-Benz CLS unter anderem, weil sich zwei Drittel der Kunden laut einer Umfrage «in erster Linie wegen des Designs» für einen CLS entschieden hatten. Also «function follows form» auch für die zweite Generation? Im Gegenteil: Der neue CLS ist in allen Varianten grösser, aber leichter, schneller, aber sicherer, luxuriöser, aber praktischer und vor allem stärker, aber sparsamer als sein Vorgänger. Selbst das Topmodell CLS 500 mit 408 PS soll weniger als 9 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.

Fazit: Hubert Lee hat seinen Job sehr gut gemacht. Doch so viel Beifall wie beim ersten CLS wird es nicht geben – zu vertraut sind die Proportionen, zu hoch die Ansprüche. Also, Liebe auf den zweiten Blick. Doch die hält dafür meistens deutlich länger! www.mercedes-benz.ch/CLS-Klasse