- Motor: 6,3 Liter
- Leistung: 515 PS / 378 kW
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden
- Richtpreis: 157 900 Franken
Es gibt viele Massstäbe, den Erfolg einer Karriere zu messen. Ein Zeichen, dass man es geschafft hat, ist der Firmenwagen. Klassisches Beispiel hierfür: die E-Klasse von Mercedes. Doch was, wenn man mehr will, als das Dienstwagenreglement vorsieht? Wie kann man Topkader und Private Banker in Zeiten ködern, da das Wort «Bonus» gute Chancen hat, zum Unwort des Jahres zu verkommen?
Die Amerikaner entwickelten die Stealthbomber, um vom Gegner nicht erkannt zu werden. Diese Möglichkeit bietet Mercedes mit dem E63 AMG. Getarnt als familienfreundlicher Kombi, sieht man dem Mercedes im Frachterformat die 515 PS nicht an. Nur die Abgasanlage und ein paar dezent gehaltene AMG-Embleme deuten optisch auf die Kraftpotenz hin. Dabei protzt der Kombibomber nicht nur mit einem voluminösen Kofferraum (690 bis 1950 Liter), sondern auch mit einem satten 6,3-Liter-Hubraum.
Ein Passant an der Ampel muss deshalb taub sein, wenn er das tiefe V8-Grollen des losbrausenden AMG-Bullen überhört. In der schnellsten E-Klasse aller Zeiten sprinte ich – natürlich auf deutschen Strassen – in nur 4,6 Sekunden von null auf hundert. Das sind technische Möglichkeiten eines Hochleistungsportwagens. Man sollte sich deshalb, egal auf welchem Ross man reitet, auf keinen Fall mit einem E63 messen. Das stellt auch der Corvette-C6-Fahrer fest, den ich überhole. Er glaubt wahrscheinlich an eine optische Täuschung, als ich im Kastenwagen an ihm vorbeiziehe.
Zwei tonnen Kampfgewicht. Der Hammer hängt beim Mercedes E63 im mittleren Drehzahlbereich. Die Siebengangautomatik ist dabei keineswegs Spielverderber. Wer trotzdem lieber selbst zugreift, kann sich zweier Wippschalter am Lenkrad bedienen. Beim zügigen Kurvenfahren macht sich dann aber doch eine gewisse Schwerfälligkeit bemerkbar. Die zwei Tonnen Kampfgewicht lassen sich trotz allen technischen Hilfsmitteln nicht restlos kaschieren. Im Alltag ist der Mercedes-Kombi ebenfalls eine Wucht: Architekturmodelle bringt er, ohne dass sie Schaden nehmen, zur Präsentation, im Gartencenter nimmt er auch grosse Terrakottatöpfe auf, und vor der Prada-Boutique lässt er sich von der Anwaltsfrau ordentlich beladen – Anwälte haben ja auch während der Finanz- und Börsenkrise gute Zeiten. Im Gegensatz zu vielen reinen Sportwagen geniesst man im E63 auch einen sehr guten Überblick und trotz der Sportlichkeit den gewohnten Komfort. Der Qualitätseindruck ist zudem hervorragend.
Fazit: Der E63 ist ein Allroundtalent. Zweckmässig wie Tupperware, aber mit dem stärksten E-Klasse-Motor aller Zeiten. Das luftgefederte Fahrwerk macht auch längere Reisen zum Genuss, und der V8-Sound erzeugt so viel Gänsehaut pro Quadratzentimeter, dass der hohe Preis mehr als gerechtfertigt erscheint.