Zu Wochenbeginn gaben sie sich noch staatstragend: In einem Gastbeitrag für die NZZ verkündeten die UBS-Lenker Sergio Ermotti und Axel Weber zum 20-Jahr-Jubiläum der Grossbankenfusion, dass sie die Bank in «ruhigere nachhaltigere Bahnen» lenken wollten. Doch zum Wochenende ist es ist nicht mehr ganz so ruhig: Mit dem Rausschmiss des Wealth-Management-Chefs Jürg Zeltner trifft Ermotti den bisher härtesten Personalentscheid seiner Amtszeit – und setzt das einzige Konzernleitungsmitglied, das die Fusion noch erlebt hat, rüde vor die Tür.
Überraschend ist vor allem der Zeitpunkt: Zeltner leitet den mit Abstand wichtigsten Bereich und hatte seine Zahlen nach einigen Dürrezeiten zuletzt wieder stabilisiert. Doch offenbar war der Vorrat an Gemeinsamkeiten mit Ermotti endgültig aufgebraucht. Schon lange waren die beiden keine Kandidaten für gemeinsame Ferien: Ermotti hatte nie vergessen, dass Zeltner ihn vor sechs Jahren bei den aufreibenden Tagen seiner Kür in Singapur als Konzernchef verhindern wollte und sich selbst auf dem Chefposten sah. Über kein anderes Konzernleitungsmitglied kursierten in der Bank so wilde Geschichten: Vetternwirtschaft, grossspuriges Auftreten, Abschottung seines Bereichs – all das verbunden mit einer stetig kolportierten machiavellistischen Freude an Ränkespielen.
Offenes Warnsignal
Doch besonders die Erfolgsstory des Wealth Managements in Asien schützte Zeltner lang. Dass Ermotti bei der Verpflichtung von Martin Blessing den langjährigen Commerzbank-Chef offen als Mann für alle Fälle titulierte, war jedoch bereits ein offenes Warnsignal an den Wealth-Management-Chef – das Zeltner auch annahm: Beobachtern fiel auf, dass er zuletzt deutlich diplomatischer unterwegs war.
Doch es nützte nichts: Auch Präsident Weber, anfangs noch angetan von Zeltner, soll zuletzt von ihm abgerückt sein. Mit seinem Landsmann Blessing steht ein Nachfolger bereit, für den das Schweiz-Geschäft nur eine Aufwärmestation war, der bisherige COO Axel Lehmann suchte nach Fronterfahrung, die er er jetzt im Schweiz-Geschäft erhält, und dessen Nachfolgerin Sabine Keller-Busse drängte schon länger auf die grössere Spielfläche. Drei Kollegen hat Ermotti damit ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht.
Doch auch um Zeltner muss sich niemand Sorgen machen: Die Bank Bär würde fahrlässig handeln, wenn sie den langjährigen Chef des weltgrössten Wealth Managements nicht auf ihre Kandidatenliste setzte. Weil Zeltner zudem 30 Jahre dabei ist, greift für ihn eine spezielle UBS-Regelung: Er kann seine gesperrten Aktienpakete voll beziehen. 880'000 waren es Ende letztes Jahres, das Paket ist 15 Millionen Franken wert. Für den UBS-Veteran Zeltner, der immer gut verdient hat, kaum mehr als ein netter Zustupf. Aber dennoch: Merry Christmas!