Vor zwei Jahren zeigte der Schweizer Trottinett-Hersteller Micro Mobility Systems einen Prototypen des Microlino am Genfer Autosalon. Nun steht das kleine Elektroauto kurz vor der Markteinführung. Am Mittwoch wurde ein «Vorserienmodel» enthüllt, welches zu «95 Prozent dem Serienauto entspricht», so Chef Wim Ouboter. Die «Handelszeitung» sprach mit dem Tüftler über sein Projekt.
Mit dem Microlino lassen Sie die legendäre Isetta von BMW wieder aufleben. Für wen ist das Auto gedacht?
Wim Ouboter*: Wir haben ein breites Zielpublikum. Für Leute, die in der Stadt wohnen, eignet sich der Microlino als Erst- oder Zweitwagen, denn auf einen Parkplatz passen drei Microlinos. Interessant ist der Wagen auch für Unternehmen, zum Beispiel Immobilienentwickler, welche die Autos ihren Mietern als Zusatzleistung zur Verfügung stellen wollen oder Energieversorger welche Microlinos für ihre Flotte reserviert haben. Überrascht hat uns, dass die Hälfte der Reservationen von Frauen kam.
Wie viele Bestellungen haben Sie erhalten?
Wir haben bisher 4600 Reservationen erhalten. Offizielle Bestellungen nehmen wir noch nicht entgegen.
Das ist ziemlich viel.
Ja, das Interesse hat uns auch überrascht. Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit Tazzari im zweiten Halbjahr 500 bis 700 Fahrzeuge produzieren können. Der italienische Hersteller ist in unserem Joint Venture für die technische Umsetzung und Produktion zuständig und hat seit zehn Jahren Erfahrung mit dem Bau von Elektroautos. Unser Partner hat mehr Erfahrung als Elon Musk, wie wir gerne sagen.
Was kann Ihre E-Isetta?
Der Microlino lässt sich an jeder Steckdose aufladen und ist perfekt für kurze Strecken geeignet. Das Auto fährt 90 Kilometer pro Stunde und hat eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern.
Ist das genug?
Viele Nutzer von Elektroautos brauchen im Stadtverkehr kaum jemals eine Vollladung. Zudem ist die tatsächliche Reichweite von Elektroautos meist kleiner als angegeben. Unsere Philosophie ist dagegen klar: Wir bauen ein Stadtfahrzeug und keine fahrende Batterie. Das ist entscheidend um Preis und Gewicht von E-Autos zu senken.
Wieviel kostet der Microlino?
Wir streben zum Start einen Preis von 12'000 Euro (etwa 13'000 Franken) ohne Mehrwertsteuer an. Es ist aber gut möglich, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt billiger produzieren und verkaufen können.
Technisch scheint alles gut zu laufen. Wie sieht es mit der geschäftlichen Seite aus?
Noch in diesem Jahr soll der Verkauf zunächst in Zürich und dann in München starten. Ziel ist es zuerst die Kunden in der Region der Herstellung zu beliefern, obwohl wir viele Anfragen aus Übersee haben, zum Beispiel aus Brasilien und den USA. Dort schwebt uns ein Franchisesystem vor. Ein lokaler Hersteller kann bei uns ein vollständiges Lizenzpaket erwerben, was wirtschaftlich und umwelttechnisch mehr Sinn macht, als die Verschiffung der fertigen Autos. Bis Ende 2019 wollen wir zwei bis drei Lizenzen verkaufen, womit wir unsere Investitionen wieder reingeholt hätten.
Gibt es schon Pläne für die Weiterentwicklung des Autos?
Grossartig wäre eine Zusammenarbeit mit Belenos und Nick Hayek. Damit würde die Batterie des Schweizer Elektroautos aus der Schweiz stammen. Das würde gut zur Philosophie von Swatch-Gründer Nicolas Hayek passen.