Als Bundespräsident Joachim Gauck am Montagmittag im Schloss Bellevue seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit erklärte, trat er allein vor das Mikrofon. Dass Daniela Schadt diesmal nicht an seiner Seite stand, sollte wohl auch die Normalität der Entscheidung unterstreichen: Ein politischer Vorgang, kein persönliches Drama - wie bei den Rücktritten der vorherigen beiden Bundespräsidenten.
Dennoch hat Schadt wohl ihren Anteil daran, dass sich der 76-jährige Gauck gegen weitere fünf Jahre im höchsten Staatsamt entschied. Damit endet im kommenden Jahr auch ihre Zeit als First Lady.
Herzlichkeit und Charme
Lebensfroh und bodenständig absolvierte sie ihre bisherigen Amtsjahre. Die Befangenheit, die sich bisweilen bei Begegnungen von Bürgern mit dem Präsidenten einstellt, bricht Schadt mit Herzlichkeit und Charme. Sie stellt bei Terminen viele Fragen, verwickelt Menschen in Gespräche. Die Rolle der handtaschenbewehrten Präsidentenbegleiterin, die sich stumm im Hintergrund hält, liegt der forschen 56-Jährigen nicht.
Manchmal, wenn die Kameras nicht laufen, schlüpft sie auch zurück in ihre alte Rolle. Auf den Flügen von Staatsbesuch zu Staatsbesuch verlässt sie dann die Wohn- und Besprechungsräume vorne im Regierungs-Airbus, mischt sich unter die mitreisenden Journalisten im hinteren Teil des Flugzeugs und steigt mit Leidenschaft in kollegiale Diskussionen ein. Natürlich geht es fast immer um Politik - das Herzensthema von Schadt, die vor der Wahl Gaucks zum Bundespräsidenten 2012 politische Journalistin war.
«Es juckt mich in den Fingern»
Der Seitenwechsel legte ihr Zwänge auf, die ihr manchmal zu schaffen machen. Gerne würde sie sich deutlicher zu politischen Themen äussern - so wie in ihrem früheren Beruf. «Es juckt mich ganz häufig in den Fingern», verriet sie kürzlich im Fernsehsender WDR. «Aber das ist momentan einfach nicht möglich.» Vielleicht also nimmt Schadt das Schreiben wieder auf, wenn Gaucks Amtszeit im nächsten Frühjahr zu Ende gegangen ist.
Nicht nur Schadts Berufsleben änderte sich vor gut vier Jahren. Seit 2000 hatte sie mit Gauck eine Fernbeziehung geführt - sie in Nürnberg, er in Berlin. Nach der Wahl zog sie in die Hauptstadt. Es hat dem Paar allem Anschein nach nicht geschadet.
Wilde Ehe auf Schloss Bellevue
Kein ganz unerhebliches Thema war 2012 der Umstand, dass Gauck und Schadt nicht miteinander verheiratet sind. Von einer «wilden Ehe» auf Schloss Bellevue war die Rede, der CSU-Abgeordnete Norbert Geis forderte Gauck sogar auf, seine Lebensverhältnisse zu «ordnen».
Unter Druck wollte sich Schadt nicht setzen lassen. «Nur aus protokollarischen Gründen zu heiraten, das fände ich auch nicht richtig», sagte sie. Dabei ist es geblieben.
Verheiratet ist Gauck immer noch mit Gerhild, mit der er vier Kinder hat und von der er sich 1991 trennte. Auf offiziellen Einladungskarten des Bundespräsidenten findet sich nun unter dem goldenen Bundesadler die Formulierung: «Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland und Frau Daniela Schadt laden ein».
Im Jahr 2000 kennengelernt
Gauck hatte Schadt kennengelernt, als er als damaliger Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde im Jahr 2000 einen Vortrag in Nürnberg hielt, wo Schadt das Politikressort der «Nürnberger Zeitung» leitete. Bald darauf wurde aus dem 20 Jahre älteren Theologen und der Journalistin ein Paar.
Sich selbst hält Schadt zugute, auf dem Boden geblieben zu sein. «Es ist ja auch nicht so, dass ich schon beim Kauf von Zahnpasta die Bedeutung des Amtes spüre», sagte sie im März der «Rheinischen Post». «Man muss sich eine gewisse Distanz bewahren, und das gelingt mir, auch mit Hilfe meiner alten Freundschaften, recht gut.»
(sda/ccr)