Es ist nicht lange her, da liess sich ein Moskauer ein Schwimmbad in seiner Penthouse-Wohnung einbauen. Der Architekt bescheinigte dem Gebäude eine solide Bauweise, doch als der Wohnungsbesitzer eines Wintertages seine Längen schwamm, krachte das ganze Haus in sich zusammen. Nach der Beerdigung sagte ein Nachbar, dass der Schwimmer die Fundamente der unteren Stockwerke hätte verstärken sollen. Nein, meinte ein anderer, der Mann sei in Eile gewesen – er wollte wie jeder gute Russe hier und jetzt leben. Wer weiss, was morgen ist?
Die Moral der Geschichte ist, dass der Moskauer Turbokapitalismus Folgeerscheinungen zeigt, die manchen zum Nachdenken bewegen, wenn auch nicht zu sehr tiefem. Kaum einer hat ein Konzept für die Zukunft. Was immer es ist, die Moskauer wollen es sofort.
Die internationalen Hotelketten haben den Luxusboom frühzeitig erkannt und stürmten in den letzten 15 Jahren ins Zentrum. Die besten Absteigen sind das extravagante Ritz-Carlton am Roten Platz und das puristische Ararat Park Hyatt beim Bolschoi-Theater. Kleinere Hotels mit wirklichem Charme sucht man in Moskau vergeblich, bezahlbare Alternativen mit modernem Flair sind das Golden Apple und das Mamaison Pokrovka Suite Hotel.
Der schönste Ort für ein Mittagessen ist die Conservatory Lounge & Bar im zehnten Stock des «Ararat Park Hyatt». Richtig lebendig wird Moskau aber erst, wenn es dunkel wird. Wer es so richtig dekadent haben möchte, trifft sich zum haarsträubend teuren Dinner im Restaurant Bon, das von Philippe Starck im neurussischen Mafia-Chic gestylt wurde und nach Mitternacht zu einem Club mutiert. Auch das Gallery Art Café im Stadtzentrum und die Sky Lounge im 22. Stock der Akademie der Wissenschaften sind so herrlich protzig, dass sie jedes Klischee vom fliessenden Geld der Oligarchen und von langbeinigen Nataschas übertreffen.
Die globale Krise hat ein Revival der Mittelklasse bewirkt, was sich in sympathischen Restaurants und Bars bemerkbar macht. So erfreut etwa das Café Maki sein bunt gemischtes Publikum mit echtem Industriedesign, entspannter Gastlichkeit und gesunden Speisen zu reellen Preisen. Eine gemütliche, ur-russische Atmosphäre und eine freundliche Bedienung gibt es im Genatsvale mit georgischer Küche. Und wer einen grossen Abend geschmackvoll und ohne unnötigen Pomp feiern will, ist in The Apartment richtig: eingerichtet wie ein Loft im SoHo-Stil, mit herrlicher Sommerterrasse und Jazz unter dem Sternenhimmel.
Das nächtliche Clubleben ist unüberblickbar. Felsen im Ozean ständig neuer Locations sind der riesige Tanzschuppen B1 Maximum und die intimeren Chillout-Clubs Fabrique und Gazgolder.
Unbedingt einplanen: einen Besuch im neuen Zentrum für zeitgenössische Kultur, «The Garage» (www.garageccc.com). Hinter dieser Kulturrevolution stehen Darja Schukowa und zwei Hintermänner: Papa Alexander, Ölmilliardär, und ihr Lebenspartner Roman Abramowitsch.
Hotels:
Ararat Park Hyatt,www.moscow.park.hyatt.com , DZ ab 790 Fr.
Ritz-Carlton Moscow, www.ritzcarlton.com, DZ ab 840 Fr.
Golden Apple, www.goldenapple.ru, DZ ab 380 Fr.
Mamaison Pokrovka Hotel, www.pokrovka-moscow.com, DZ ab 350 Fr.
Lunch:
Conservatory Lounge & Bar, im «Ararat Park Hyatt» (siehe oben)
Restaurant Genatsvale, Nowy Arbat Street 11/2
Dinner:
Bon, Jakimanskaja Nabereshnaja 1/4, www.bonmoscow.ru
Gallery Art Café, Petrovka Street 27
Café Maki, Glinitschewski Pereulok 3
The Apartment, Savinskaja Embarkment 21, www.the-apartment.ru
Sky Lounge, Leninsky Prospect 32a, www.skylounge.ru
Nightlife:
B1 Maximum, Ordshonikidse Street 11, www.b1arena.ru
Fabrique, Kosmodamjanskaja Nabereshnaja 2, www.fabrique.ru
Gazgolder, Nishni Susalni Pereulok 5/2, www.gazgolder.com