Ganz ehrlich: Meine Motorrad-Bilanz sieht nicht besonders eindrucksvoll aus – Yamaha DT 125, Yamaha FZ750, Harley-Davidson Fat Boy und eine Buell CityX. Vier Jahrzehnte, vier Bikes – ich habe also mit einem echten Biker so viel gemeinsam wie unsere Nationalhelden von Gotthard mit echten Rockstars. Nämlich nichts.

Trotzdem habe ich mich entschieden, hier in London wieder auf zwei Räder umzusteigen. Mit Motor natürlich, denn das Experiment mit dem Velo habe ich abgebrochen – zu anstrengend und zu gefährlich. Mein Testprogramm: KTM 690 Duke – zu jugendlich. Yamaha MT-07 – zu perfekt. Triumph Bonneville – zu klassisch. Harley-Davidson Forty-Eight – zu amerikanisch.

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Doch kein Bike? «Probier die Moto Guzzi V7 Stone in Mattschwarz», hilft mir ein schreibender Zweiradspezialist. «Das passt zu dir!» Pech: Beim Händler im Osten Londons steht nur eine V7 Racer. Eine chromglänzende Schönheit auf zwei Speichenrädern. Mit einem riesigen 21-Liter-Tank, aber ohne Sozius. Chrom, blankes Metall und ein rot lackierter Rahmen beherbergen den 750er-V2-Zylinder-Motor mit 48 PS.

48 PS? So schwach war ich seit den Siebzigern noch nie unterwegs. Und das nennt sich Racer? «Café Racer», erklärt der Händler. «Das war eine Londoner Szene in den sechziger Jahren. Mit dem Bike fährst du stylish statt in Rekordzeit von Camden zum Chelsea-Match.» Stimmt: Das Bike sieht toll aus, tönt gut, fährt sich einfach und ist in der Stadt extrem agil. Nur die Racing-Haltung macht mir als Ü50er Mühe. Kein Problem: Ich bestelle die Italienerin als «Classic» in Grau, auf der sitze ich aufrecht, falle viel weniger auf und spare erst noch ein paar Hunderter.

Fazit: Fantastico.

Motor: 90-Grad-V-Twin mit einem Hubraum von 744 ccm, Leistung: 48 PS / 60 Nm bei 2800 U/min, Sitzhöhe: 805 mm, Leergewicht fahrbereit: 179 Kilogramm, Preis: 12'790 Franken.