Stolze 40 Seiten dick ist die Sonderausgabe des Karrieremagazins für Studentinnen «Girls Drive», das Carolina Müller-Möhls Stiftung während der Feiertage zusammen mit dem Jahresbericht an rund 1000 ausgewählte Personen verschickt hat. Darin finden sich unter anderem fünfzehn Interviews, die Müller-Möhl mit Politikerinnen aller Parteicouleur gemacht hat. Das Ziel: Parlamentarierinnen von Pascale Bruderer (SP) über Tiana Angelina Moser (GLP) und Karin Keller-Sutter (FDP) bis Natalie Rickli (SVP) sollen als Vorbilder junge Frauen motivieren, in die Politik einzusteigen.
Frauen seien in der Schweizer Politik nach wie vor untervertreten, sagt Müller-Möhl. Ebenso wie in den Führungsetagen der Schweizer Wirtschaft. Ein Missstand, den es zu beheben gelte. Deshalb ist die «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» eines der drei Schwerpunktthemen der Stiftung, die sie 2012 gegründet hat.
Mehr geht nicht
Carolina Müller-Möhl selbst hat es 2004 weit nach oben geschafft: Damals wurde sie als Nachfolgerin von Vreni Spoerry in den Verwaltungsrat von Nestlé gewählt. Lange war sie dort die einzige Frau. Als sie den Nahrungsmittelmulti nach acht Jahren wieder verliess, zählte Nestlé vier Frauen im obersten Strategiegremium. «Frauen in Führungspositionen müssen ihren Einfluss geltend machen, zum Beispiel indem sie für einen Sitz im Nominationsausschuss kämpfen», betont Müller-Möhl. Beim Logistik-Konzern Kühne + Nagel verliess Müller-Möhl 2008 den Verwaltungsrat zusammen mit ihren Mitstreitern nach kurzer Zeit wieder.
Heute hält Müller-Möhl viele Mandate in Stiftungen, Think Tanks und Vereinen. Und sie ist Verwaltungsrätin in fünf Firmen, unter anderem beim Medienhaus NZZ, bei der Optikerkette Fielmann und bei Samih Sawiris’ Gesellschaft Orascom. Im Vergleich zu Nestlé oder Kühne + Nagel sind das kleinere Firmen. Doch sie ist damit zufrieden: «Ich bin so ausgelastet, dass ich – oft zu meinem Bedauern – keine weiteren Mandate annehmen kann.»
Auf dem Boden geblieben
Denn rund 40 Prozent ihrer Zeit wendet Müller-Möhl für ihre Stiftung auf, die heute mehr als 30 Projekte unterstützt, so etwa die Ausstellung «Heimat. Eine Grenzerfahrung», die am 11. März im Stapferhaus Lenzburg eröffnet wird. Hier hat Müller-Möhl nicht nur inhaltlich mitgearbeitet, sondern mit ihrer Stiftung auch einen finanziellen Beitrag geleistet. «Ich bin überzeugt, dass jene, die privilegiert sind, etwas an die Gesellschaft zurückgeben sollen.» Wobei sie, die gemäss BILANZ-Schätzung rund 700 bis 800 Millionen Franken besitzt, nicht in erster Linie an Geld denkt, sondern an persönliches Engagement. «Jede und jeder kann Philanthrop sein, das hat nichts mit dem Kontostand zu tun.»
Sehen Sie in der Bildergalerie, welche Bundesbetriebe die Frauenquote erfüllen: