Organisation: Viva Plus Fernsehen GmbH
Funktion: Geschäftsführer
Aus-/Weiterbildung: gelernter Radio-TV-Elektriker
Alter: 32
Grösster Erfolg: eine Million Besucher an der Street Parade 2001


Dominik Kaiser hört am liebsten Musik von Madonna oder Kylie Minogue: «Pop, amerikanischen Rhythm & Blues, kommerziellen Hip Hop», sagt er. Das ist gut so. Sonst würde er seinen Job wohl schwer ertragen. Denn der erfordert unter anderem, von früh bis spät vom Musiksender Viva Plus beschallt zu werden. Im Büro des 32-jährigen Viva-Plus-Geschäftsführers stehen drei Fernseher; lautlos laufen die Musikvideos von MTV und Viva, mit Ton Viva Plus.

Im Januar schickten die Kölner Viva Media und der US-Medienkonzern AOL Time Warner den neuen Musikkanal auf Sendung. Er folgt dem Verlustbringer Viva 2, der mit seinem Nischenprogramm zu wenig Fans und zu wenig Werbekunden begeisterte. Deshalb soll Viva Plus weniger experimentell sein, aber sich auch nicht so stark nach dem Massengeschmack richten wie der Muttersender Viva. Also Musik spielen, wie Kaiser sie mag.

Man hätte ihm einen anderen Musikgeschmack zugetraut: Seit drei Jahren organisiert der Zürcher die Street Parade mit, die mit einer Million Besuchern inzwischen grösste Techno-Veranstaltung Europas. Seine Karriere im Musikbusiness begann vor acht Jahren damit, dass Kaiser sich an einem Laden beteiligte, der Technoklamotten und Platten für Disc-Jockeys verkaufte. Später gründete er Musiklabels und eine Jugendmarketingagentur. «Ich mag Techno noch immer, aber nicht mehr täglich», sagt Kaiser.

Neben der Dauerbeschallung durch Viva Plus bliebe ohnehin nicht mehr viel Zeit, Techno zu hören. Kaiser findet nicht einmal die Ruhe, endlich eine Wohnung zu suchen. Er residiert in Köln seit einem halben Jahr im Hotel, jedes Wochenende fliegt er nach Zürich, «eine der schönsten Städte der Welt». Heimweh? Irgendwie wohl schon, aber die Herausforderung, in Deutschland, auf dem zweitgrössten Fernsehmarkt der Welt, einen neuen Musiksender aufzubauen, war zu verlockend. Das Angebot von Viva-Chef Dieter Gorny kam im Herbst 2001, zum genau richtigen Zeitpunkt: Die Street Parade brauchte ihn nicht mehr unbedingt, er hatte mit einer eigenen Fernsehproduktionsfirma ein paar Formate für SF DRS wie etwa die Jugendsendung «Scharmör» konzipiert, die ganz gut liefen. Was nun?

Eine typische Situation für Kaiser: Die alten Projekte fesseln ihn nicht mehr, er sucht etwas Neues. Bis er plötzlich weiss: Das will ich machen. Und stürzt sich dann voller Euphorie in das neue Projekt, lässt die alten aber weiterlaufen. «Ich finde das gut, wie ich da funktioniere. Am Anfang ist ein grosser Energieschub nötig, da ist Begeisterung wichtig. Man kann eine Idee viel besser vermitteln, wenn die Leute merken, dass man selbst dahinter steht.» Das Tolle für Kaiser an Viva Plus: Er kann seine Interessen verbinden – Musik, Jugend, Fernsehen, Marketing. «Was ich früher einzeln gemacht habe, Jugendfernsehen, die Street Parade und die Musiklabels, kombiniere ich hier», sagt er. Dafür hat er sogar die Selbstständigkeit aufgegeben, obwohl er seit seiner Lehre zum Radio-TV-Elektriker nie mehr angestellt war.


Erfolgsfaktoren

Begeisterungsfähigkeit. Voller Euphorie stürzt sich Dominik Kaiser in jedes neue Projekt. So kann er viele Leute mitreissen und für seine Ideen begeistern. Für ihn zählt zunächst der Spass an der Sache, nicht der finanzielle Gewinn. Beispiel Street Parade: Die Veranstalter sind als Verein organisiert und kassieren keine fetten Gewinne. Bei aller Energie, die Kaiser in neue Aufgaben steckt, verliert er gleichwohl die Bodenhaftung nicht: Er überprüft seine Projekte immer wieder kritisch.

Gespür für die Jugend. Dominik Kaiser weiss, was Jugendlichen gefällt: Er hat für das Schweizer Fernsehen DRS über 250 Folgen von Comedy-Sendungen für Jugendliche produziert, sein Musiklabel gewann mehrfach goldene und Platin-Schallplatten für hohe Verkaufszahlen. Mit Viva Plus will er einen Marktanteil von zwei Prozent bei den 14- bis 19-Jährigen erobern – ebenso viel wie MTV oder Viva. Dabei wird wohl helfen, dass sich Kaiser eine jugendliche Ader erhalten hat – er nutzt den Computer gern zum Surf, zum Chat, zum Spiel, und er mag die Viva-Plus-Musik.
Partner-Inhalte