Person: Aldo Steinfeld

Seine Vision besteht aus Sonnenlicht und Luft. Seit mehr als zehn Jahren treibt Aldo Steinfeld (59) die Frage um, wie man daraus synthetischen Treibstoff erzeugen kann. Jüngst hat er zusammen mit seinem Team die Antwort gefunden. Und auf dem Dach des Maschinenlaboratoriums der ETH Zürich bewiesen, dass sich mit einer solaren Mini-Raffinerie CO2- neutrales Methanol oder Kerosin herstellen lässt. Weltweit jagen derzeit Forscher dem Traum des klimaschonenden Fliegens hinterher. «Wir haben als Erste gezeigt, wie sich der Traum mit einem solar-thermochemischen Verfahren unter realen Bedingungen realisieren lässt.» Dass der gebürtige Uruguayer, der in den USA promovierte, heute in der Schweiz forscht, ist dem Paul Scherrer Institut zu verdanken, in das er 1991 eintrat, um dort das Labor für Solartechnik zu leiten. Acht Jahre später wurde er an die ETH berufen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Produkt: Kerosin aus Licht und Luft

Wenn Steinfeld sein Verfahren erläutert, klingt das eigentlich simpel: «Wir entnehmen Wasser und CO2 direkt aus der Umgebungsluft, erhitzen es mit dem Parabolspiegel auf 1500 Grad und erhalten dank einer thermochemischen Reaktion Syngas – eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid.» Das lässt sich schliesslich je nach Wunsch zu Benzin, Methanol oder Kerosin verarbeiten. Steinfeld will damit einen Beitrag zur nachhaltigen Luftfahrt leisten. «Bei der Verbrennung des solaren Treibstoffes entsteht nur so viel CO2, wie für die Herstellung aus der Luft entnommen wurde.» Noch reicht die in Zürich hergestellte Menge aber nicht, um irgendein grösseres Gefährt anzutreiben. Dies soll sich aber schon in wenigen Jahren ändern.

Potenzial: Umweltfreundlicher Treibstoff

Umweltfreundlicher Treibstoff klingt ein wenig nach Utopie. Soll es aber nicht mehr sein. Mit der kleinen Zürcher Parabolspiegel-Anlage wird derzeit ein Deziliter Treibstoff am Tag produziert. Mit einer grösseren, in Madrid stationierten Anlage zeigen die Forscher jedoch, dass sich die Technologie skalieren lässt. «Eine kommerzielle Solaranlage von einem Quadratkilometer Fläche könnte pro Tag 20 000 Liter Kerosin produzieren.» Die Spin-offs Climeworks und Synhelion entwickeln die Technologie für die Industrie weiter und machen sie marktfähig.

Serie: Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt. BILANZ präsentiert regelmässig Personen, die mit ihren Innovationen die Welt verändert.