Ein Medikament des US-Pharmakonzerns Gilead Science zeigt offenbar Erfolge bei der Behandlung von Covid-19-Patienten. In einer Studie der Universitätsklinik in Chicago führte das Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symptome der Lungenkrankheit.
In der Folge konnten fast alle Patienten in weniger als einer Woche entlassen werden, wie aus einem Bericht des Fachportals «Stat» hervorgeht. Die Aktien von Gilead stiegen nach US-Börsenschluss um 16 Prozent.
- Adam Feuerstein, Matthew Herper: «Early peek at data on Gilead coronavirus drug suggests patients are responding to treatment», in: «Stat», 16. April 2020.
Und offenbar trug die Meldung sogar dazu bei, die Aktienkurse in Europa zu beflügeln: In der Schweiz stieg der SMI im frühen Handel um über 2 Prozent, in Deutschland sprang der Dax sogar über 3 Prozent. Auch hier wurde Remdesivir zur Erklärung beigezogen: «Das Medikament könnte ein Meilenstein im Kampf gegen das Coronavirus werden», sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Remdesivir wurde ursprünglich gegen Ebola entwickelt und kam schon mehrfach testweise gegen Covid-19 zum Einsatz.
Erste Ergebnisse Ende Monat
Gilead erklärte, die Daten müssten noch analysiert werden, um Schlüsse zu ziehen. Die Uniklinik in Chicago wies in einer E-Mail darauf hin, dass Teildaten von einer laufenden Studie nicht genutzt werden sollten, um Ergebnisse abzuleiten. Informationen aus einem internen Forum für Wissenschaftler seien ohne Erlaubnis veröffentlicht worden.
Der Pharmakonzern rechnet damit, erste Ergebnisse aus der laufenden Phase-3-Studie Ende des Monats bekanntgeben zu können. Die Universitätsklinik in Chicago ist eines von 152 Spitälern, die an der Gileads-Studie mit schwer erkrankten Covid-19-Patienten teilnehmen. Laut «Stat» wurden in Chicago 113 Menschen im Rahmen der Studie behandelt.
«Hoffnungsvoll»
Bereits am Karfreitag hatte das «New England Journal of Medicine» Daten zur Wirkung von Remdesivir veröffentlicht – das Sample war allerdings klein: Konkret verfolgten die Forscher 53 Coronavirus-Patienten, die an die Beatmungsmaschine oder gar an die Herz-Lungen-Maschine mussten. Nach 18 Tagen hatte sich der Gesundheitszustand von 68 Prozent der Patienten gebessert, fast die Hälfte konnte aus dem Spital entlassen werden. 13 Prozent verstarben.
Die Autoren nannten ihre Ergebnisse hoffnungsvoll, warnten aber vor Überinterpretationen.
- Jonathan Grein, Norio Ohmagari, Daniel Shin et al.: «Compassionate Use of Remdesivir for Patients with Severe Covid-19», in: NEJM, 10. April 2020.
Remdesivir war schon vor einigen Jahren gegen Ebola entwickelt worden, so dass bereits Sicherheitstests vorliegen.
Zuvor schon deuteten Studien in China an, dass Remdesivir das Coronavirus eindämmen und schwere Verläufe mildern könnte.
(«Reuters» – rap)