Fliegen ist der schnellste Weg, um von A nach B zu kommen. Dafür dauert das Ein- und Aussteigen oft gefühlte Ewigkeiten. Bis auch der letzte Passagier auf seinem Platz sitzt, staut sich die Schlange der Wartenden vor dem Check-In-Schalter, auf der Gangway und durchaus auch noch mehrfach im Flieger selbst. Wissenschaftlich erwiesen ist, was Fluggäste bei jedem Boarding spüren: Der vermeintlich schnellste Weg, das Flugzeug zu befüllen – von hinten nach vorne – ist der langsamste. Tatsächlich wäre es schneller, die Passagiere unsortiert ins Flugzeug einsteigen zu lassen.

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Die Swiss dagegen setzt neu auf eine Methodik, die bereits von anderen Airlines angewandt wird: Passagiere sollen neu nach der Methode Fenster-Mitte-Gang einsteigen, auf Englisch Window-Middle-Aisle oder kurz eben Wilma. Nicht schlecht, lautet das Urteil der Wissenschaft über diese Herangehensweise. Auf diese Weise wird zumindest etwas Zeit gewonnen. Doch das wichtigste Problem löst Wilma nicht.

Das Gepäck ist das grösste Problem

Stau beim Einsteigen in den Flieger verursachen zwei Faktoren: Zum einen braucht es Zeit, wenn Passagiere, die in der Mitte sitzen, ihre Nachbarn ans Fenster durchlassen müssen. Hier schafft Wilma Abhilfe. Den schlimmsten Knoten aber zerschlägt die Methode nicht – Passagiere brauchen Zeit, um ihr Gepäck unterzubringen und halten alle Nachfolgenden auf, solange sie mit den engen Ablagen über ihren Köpfen beschäftigt sind. Weitere menschliche Faktoren müssen die Airlines berücksichtigen: Dass Familien und Paare beim Einsteigen zusammenbleiben wollen, dass Umsteigepassagiere kurz vor Abflug in den Flieger japsen, dass sich der eine oder andere nicht an seine Boardinggruppe hält und so für Chaos sorgt...

Darum wird die schnellste Methode des Boardings auch Theorie bleiben. Diese würde nämlich bedeuten, alle menschlichen Faktoren ausser Acht zu lassen und die Passagiere von hinten nach vorne einsteigen zu lassen und gleichzeitig von den Fensterplätzen zur Mitte zu arbeiten. Um das Gepäckchaos zu minimieren, wäre ausserdem noch angeraten, zwei Durchläufe mit jeweils jeder zweiten Reihe anzugehen. Für die reale Welt ist dies aber viel zu kompliziert und wäre umgehend gebremst, sobald zum Beispiel Passagiere zu spät kommen.

Darum empfiehlt Astrophysiker Jason Steffen von der Universität Nevada die folgende Herangehensweise, bekannt als die Steffen-Methode: Die Passagiere in vier Boardingruppen aufzuteilen, sortiert nach linker und rechter Flugzeughälfte und jeweils jede zweite Sitzreihe (siehe Video). Es würden also zunächst die Passagiere rechts des Mittelgangs einsteigen, die in Sitzreihe 1,3,5,7 etc sitzen. Anschliessend die Passagiere rechts des Mittelgangs in den Reihen 2,4,6,8 etc und danach wäre die Flugzeugseite links des Mittelgangs dran. Auch wenn diese Aufteilung für uns ungewohnt ist: Sie wäre die schnellste, ohne Familien und Paare auseinander zu reissen und liesse am ehesten Zeit zum Verstauen von Gepäck, ohne andere Fluggäste zu behindern.

 

(me)

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