Wechsel an der Spitze der «New York Times»: Arthur Gregg Sulzberger wird zum 1. Januar 2018 den Posten des Herausgebers der renommierten Zeitung von seinem 66 Jahre alten Vater Arthur Sulzberger Jr. übernehmen.
Das teilte der Verlag am Donnerstag in New York mit. Damit wird die «New York Times» bereits in fünfter Generation von derselben Familie geführt, seit Adolph Ochs sie 1896 kaufte.
Arthur O. Sulzberger Jr. ist seit 1992 an der Spitze des wichtigsten Zeitungstitels der Welt. «Dies ist kein Abschied», sagte er in einer Mitteilung an die Times-Mitarbeiter am Donnerstag. «Aber ab dem neuen Jahr wird das grosse Schiff, die Times, von Arthur Gregg gesteuert.»
Verzweigte Dynastie
Der 37-jährige Journalist ist der einzige Sohn des derzeitigen Herausgebers. «Ich bin ein kompromissloser Unterstützer dieser Institution und ihrer journalistischen Mission und das werde ich auch als Herausgeber sein», sagte Arthur Gregg Sulzberger. Er erwarte keine «hektischen Veränderungsaktivitäten».
Die Dynastie, die von bayerisch-jüdischen Immigranten abstammt, umfasst mehrere Zweige, die nicht immer an einem Strang ziehen. Arthur Sulzberger Jr. war einer von drei Cousins, die sich für die Stelle des Verlegers beworben haben. Ebenfalls zur Wahl standen Sam Dolnick, stellvertretender geschäftsführender Redakteur, der viele digitale und mobile Initiativen überwacht, und David Perpich, leitender Angestellter bei The Times, der bei der Einrichtung der Paywall geholfen hat.
Die Erbfolge bei The Times war in den vergangenen Jahren ein sehr mühsamer Prozess, bei dem einige Familienangehörige die Auffassung vertraten, dass Söhne der Sulzberger-Linie einen Vorteil hatten.
Seit 2009 bei der Times
Der jüngere Sulzberger schreibt seit 2009 für das Blatt und war vor rund einem Jahr bereits zum stellvertretenden Herausgeber ernannt worden. Er studierte an der renommierten Brown University in Providence (Rhode Island) und arbeitete unter anderem als Reporter beim «Providence Journal» und dem «Oregonian», bevor er Büroleiter des «New York Times»-Büros in Kansas City wurde. Um Verwechslungen mit seinem gleichnamigen Vater, der Aufsichtsratsvorsitzender bleibt, zu vermeiden, soll er A. G. genannt werden.
In den vergangenen Jahren gestaltete er den digitalen Wandel entscheidend mit. Bereits 1996 ging die «New York Times» mit einer Internet-Version online - erst drei Jahre, nachdem das Blatt überhaupt erst das erste Farbfoto gedruckt hatte. 2011 wurde dann eine sogenannte Paywall eingeführt, eine Bezahlschranke für die digitalen Inhalte. Heute hat die Times 2,5 Millionen digitale Abonnements. Dazu kommt eine Million Print-Abos. 1450 Journalisten arbeiten für das Blatt. Die Leserschaft ist zuletzt massiv gestiegen – vermutlich auch wegen ihres strikten Kurses gegenüber US-Präsident Donald Trump: Der Gewinn stieg um rund 50 Prozent – auf 51,7 Millionen US-Dollar.
(ccr mit sda-Material)