Was wird es für Sie für ein Gefühl sein, wenn auf den Niki-Flugzeugen von Air Berlin bald Eurowings steht?
Niki Lauda*: Also ein persönliches Gefühl hab' ich da überhaupt keines. Die Entwicklung ist halt so eingetreten. Aber was mich wirklich stört, ist die Art und Weise, wie es dazu gekommen ist.
Ryanair-Chef O’Leary war aus dem Bieterverfahren um Air Berlin ausgestiegen, weil er ein abgekartetes Spiel der deutschen Regierung zugunsten der Lufthansa sah. Teilen Sie seine Auffassung?
Die Lufthansa arbeitete seit Anfang des Jahres mit 60 Mann an der Air-Berlin-Übernahme. Die hatten vom ersten Tag an einen Plan, wie sie sich am einfachsten die Air Berlin unter den Nagel reissen. Jetzt haben sie die meisten Flugzeuge übernommen und damit auch automatisch die Strecken und die Slots – und um die geht es. Deshalb war es der Lufthansa so wichtig, dass die deutsche Regierung 150 Millionen Euro bereitstellt, damit die Air Berlin weiterfliegt. In dem Moment, wo sie nicht mehr fliegt, sind nämlich die wertvollen Slots für Starts und Landungen verfallen.
War das Verfahren abgesprochen?
Es sieht so aus: Die Lufthansa hat diesen Plan vom ersten Tag mit der Unterstützung des deutschen Verkehrsministers verfolgt. Und alle anderen Anbieter, die sich dann gemeldet hatten, wurden von dem Insolvenzverwalter nicht einmal ernst genommen.
Wollen Sie dagegen klagen?
Im Moment nicht. Ich kann nur aufzeigen, was hier alles passiert. Und es geht noch weiter. Ich sage: Die Gier is a Hund. Den 100'000 Passagieren, die am Tag der Insolvenz ein Ticket gekauft haben, hat Air Berlin gesagt: Euer Geld ist weg. Gleichzeitig übernimmt aber die Lufthansa genau diese Strecken. Da würde ich doch erwarten, dass die Lufthansa diesen Passagieren sagt, ihr könnt die Tickets bei uns verfliegen. Auch das passiert nicht. Die Lufthansa hat sich ein Monopol erarbeitet, mithilfe der deutschen Regierung. Was natürlich dazu führt, dass ab sofort alle Tickets teurer werden. Und das Ärgste ist, dass zum Beispiel in Düsseldorf jetzt 90 Prozent aller Slots in Lufthansas Hand sind. Kein neuer Konkurrent kann von Düsseldorf irgendwo hinfliegen, es gibt keine Slots.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel «‹Die Gier is a Hund›».
*Der frühere Formel-1-Rennfahrer Niki Lauda ist Gründer von Niki. 2011 verkaufte der Österreicher seine Fluggesellschaft an Air Berlin. Nun gehört Laudas Airline der Lufthansa. Die neue Eigentümerin will die Airline in ihre Billig-Fluggesellschaft Eurowings integrieren und den Namen Niki aufgeben.