In dieser Woche der grossen Politik stellt sich die entscheidende Frage: Was ist Entertainment – und was ist substanzielle Weichenstellung? Geschehen ist wahrlich Bedeutendes: Tumulte in Frankreich, Brexit-Schicksalstage in London, Trumps Zickzack mit China, Kanzler-Nachfolgekandidaten in Deutschland – und natürlich bei uns zwei neue Bundesrätinnen. Show oder Substanz?
Unbestritten auf Platz eins der Show-Skala: der Twitterer-in-chief. Dass seine Zwitschereien zum Handelskrieg mit China die Börse zwischen Himmel und Hölle pendeln lassen, ist längst courant normal. Heute so, morgen das Gegenteil, the real Donald Trump eben.
Ebenfalls Entertainment: Deutschland. Ob Merz oder Kramp-Karrenbauer: beides Demokraten, beide unterscheiden sich im Stil, aber kaum in der Substanz.
Substanzielle Weichenstellung in Frankreich
Schon substanzieller: das Torkeln der May. Auch wenn bis zur Abstimmung am Dienstag noch viel passieren kann: Es steht schlecht um ihren Brexit-Deal – und das lässt das ohnehin schon gigantische Brexit-Chaos auf ein Horror-Finale zulaufen.
Doch am stärksten in Richtung nachhaltige Weichenstellung schlägt das Pendel bei Macron aus. Dass er seine Steuererhöhung abbläst, ist ein fatales Signal: Es war sein in Stein gemeisseltes Mantra, nicht vor der Strasse zu kapitulieren. Seine Vorgänger Sarkozy und Hollande waren schon im ersten Herbst gescheitert. Bei Jupiter dauerte es nur einen Herbst länger. Verheerend für ihn, verheerend für das Land, verheerend für Europa.
Schweiz ist frei von Drama
Und die Schweiz? Sie lieferte nicht mal Entertainment. Die Bundesratswahlen, die einzigen Königsmessen unseres fast schon zu antimonarchistischen Staatsgebildes, waren so frei von Drama, dass sie am nächsten Tag nur noch Politik-Feinschmecker interessierten. Z’graggen oder Amherd? Das ist wahrlich keine Schicksalsfrage. Und auch die heutige Departementsverteilung dürfte unser Land kaum in seinen Grundfesten erschüttern. Um uns herum stürmt es. Doch die Schweiz bleibt eine Festung der Stabilität. Traumhaft.