Die Affäre um die 1,2-Millionen-Dollar-Zahlung an die Scheinfirma Essential Consultants von Donald Trumps Anwalt Michael Cohen hat personelle Konsequenzen. Novartis-Chefjurist Felix Ehrat tritt per 1. Juni zurück. Als Mitunterzeichner mit dem damaligen Konzernchef Joe Jimenez übernehme er «mit diesem Entscheid persönlich Verantwortung, um die öffentliche Debatte darüber zu beenden», wird er in einer Mitteilung von heute Morgen zitiert.

Das ist ein starker und notwendiger Schritt. Der neue Konzernchef Vas Narasimhan ist mit dem Versprechen angetreten, den Basler Pharmakonzern zu einem «der am meisten respektierten Unternehmen» zu machen. Für den neuen Konzernchef geht es deshalb um mehr als um die zweifellos wichtige Frage, wer an dieser unappetlichen Geschichte «schuld» ist.

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Ethikchefin Shannon Klinger rückt nach 

Für ihn geht es um eine Bewährungsprobe; darum, wer innerhalb seiner 125'000 Mann und Frau grossen Organisation gestärkt aus dieser Affäre hervor gehen wird: Die Vertreter der alten Jimenez-Schule, wonach gesetzliche Spielräume möglichst  auszuschöpfen sind? Oder diejenigen, die sich an ethischen Standards orientieren und sich dafür notfalls auch innerhalb der Hierarchie querlegen? 

Auch die personelle Nachfolge von Felix Ehrat ist ein starkes Zeichen. Nachfolgerin des scheidenden Ehrat wird Ethikchefin Shannon Thyme Klinger. Ihre Funktion war bereits ein erstes Mal aufgewertet worden, als ihr Portfolio als Compliance-Chefin im Frühling um das Thema Risiken erweitert wurde und als sie bei Narasimhans erster grosser Bereinigung der Geschäftsleitung als vollwertiges Mitglied in die Geschäftsleitung aufgenommen wurde. Nun übernimmt sie auch noch die Rolle des General Counsel – ein Signal, dass Ethik und Recht bei Novartis nicht als Widerspruch zu verstehen sind, sondern ins gleiche Kapitel fallen.

Felix Ehrat_Novartis

Chefjurist Felix Ehrat tritt per 1. Juni zurück.

Quelle: Keystone .

Eine gefährlich Nähe 

Der nun aus der Geschäftsleitung ausgeschiedene Felix Ehrat lässt sich in der Pressemitteilung mit den Worten zitieren, der Vertrag sei ein «Irrtum» gewesen – «obwohl juristisch nicht zu beanstanden». Das mag stimmen und das muss er als abtretender Chefjurist wohl auch sagen; gleichzeitig zeugt die Aussage von genau der Mentalität, mit der sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren derart viele Probleme eingehandelt hat. 

Dazu gehören fette Rechtsfälle, ein Image, das dem Unternehmen nicht mehr gerecht wurde, und – zuletzt – die gefährliche Nähe zu einem Anwalt, der im Zentrum einer Affäre steht, an der sich das Schicksal der Präsidentschaft von Donald Trump entscheiden könnte: Der Zahlung eines Schweigegeldes über 130'000 Dollar an eine Pornodarstellerin für eine angebliche Affäre mit dem Präsidenten im Jahr 2006. Angesichts solcher Dimensionen wäre ein klärendes «mea culpa» auch von dem hilfreich, der seinem ehemaligen Arbeitgeber diese leidige Geschichte an erster Stelle eingebrockt hat: Joe Jimenez. Doch der ehemalige Konzernchef bleibt auch eine Woche nach Auffliegen der Affäre auf Tauchstation.