Mit dem Einbruch des Frühlings beginnen sich viele Autoenthusiasten zu überlegen, ob sie sich einen Oldtimer zulegen wollen. Ob sie sich vom klassischen Design, von den herrlichen Mo-torengeräuschen oder eigenen (Rücksitz-)Erinnerungen für einen alten Wagen begeistern lassen – die Gründe sind zahlreich.

Am Anfang steht bei den Einsteigern eine Analyse der Bedürfnisse und der Rahmenbedingungen. Wofür soll der Oldtimer genutzt werden und wie häufig? Soll er gar als Alltagsautomobil eingesetzt werden? Wie viele Leute sollen Platz haben? Wie gross muss die Gepäckkapazität sein? Soll der Oldtimer vor allem bei Klubtreffen gezeigt werden oder sind Teilnahmen bei Motorsportveranstaltungen oder Gleichmässigkeits-Rallyes vorgesehen? Diese und ähnliche Fragen zielen darauf, die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche zu verstehen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Den Wünschen und Ansprüchen gegenübergestellt werden müssen die vorhandenen Rahmenbedingungen. Wie viel Geld will man investieren? Wie hoch ist das Budget jährlich? Ist für eine trockene Unterkunft gesorgt? Ist der zukünftige Besitzer handwerklich begabt oder sollen alle Wartungs- und Unterhaltsarbeiten extern durchgeführt werden?

Unabdingbar: Sich umfangreich informieren

Hat man seine Bedürfnisse und die gegebenen Möglichkeiten verstanden, dann empfiehlt sich als Nächstes eine umfangreiche Informationsrunde. Von Fachmagazinen, von denen es unzählige mit den verschiedensten Ausrichtungen gibt, über Bücher und Internet-Portale – wie beispielsweise www.zwischengas.com – bis zu Klubvertretern und spezialisierten Händlern gibt es die unterschiedlichsten Gesprächspartner, die einem Ansichten und Erfahrungen vermitteln können. Es lohnt sich, mehrere Perspektiven zu vergleichen und Erfahrenes zu verifizieren sowie zu hinterfragen, bis man sich entscheidet und kauft.

Es gibt sie übrigens tatsächlich, die typischen Einstiegs-Oldtimer, die einigermassen häufig angeboten werden, bezahlbar sind und im Betrieb nicht zu unermesslichen Kosten führen. Der VW Käfer gehört genauso dazu wie der MGB, der Triumph Spitfire, der Alfa Romeo Spider, der Fiat 124 Spider oder der Mercedes Benz 280 SL (Pagode). An Alternativen (zum Beispiel Citroën 2 CV, Opel Kadett, Porsche 914) mangelt es dabei nicht. Das Angebot ist dementsprechend gross.

«Drum prüfe, wer sich ewig bindet», lautet ein häufig gehörtes Sprichwort, das auch beim Oldtimer-Kauf anwendbar ist. Noch viel mehr als der Kauf eines neuwertigen Occasionswagens ist die Anschaffung eines über 30 Jahre alten Gefährts Vertrauenssache. Selbst Experten können Mängel an einem alten und vielleicht schon einmal restaurierten Fahrzeug nicht auf Anhieb entdecken. Oftmals täuscht der oberflächlich glänzende Lack über Schwächen unter der Bemalung hinweg. Daher ist manchmal wichtiger, von wem man ein Fahrzeug kauft, als was man auf vier Rädern genau ersteht. Kennt der Verkäufer die Vorgeschichte, hat er den Wagen lange besessen? Welche Belege liegen vor? Welche Besitzer hatte der Oldtimer vorher? Wie viel von der Geschichte des Autos ist bekannt? Wer mechanisch unbedarft ist, der sollte einen Fachmann zur Inspektion des Kaufobjektes mitnehmen, selbst wenn dafür Kosten anfallen.

Es hat sich gezeigt, dass es mittelfristig oft günstiger ist, am Anfang etwas mehr auszugeben und das beste Exemplar des Wunsch-Oldtimers zu kaufen.

Wichtig: Die Betriebskosten budgetieren

Mit dem Kauf ist es nicht getan. Oldtimer brauchen – auch bei seltenem Gebrauch – ständig Zuneigung in Form von Wartung und Unterhalt. Im Schnitt geben Oldtimer-Besitzer meist über 1500 Franken pro Jahr aus, um ihren Schatz am Leben zu erhalten. Sollten einmal grössere Reparaturen oder gar eine Teil- oder Vollrestaurierung anstehen, dann sind schnell auch fünfstellige Rechnungen eher die Regel als die Ausnahme. Wichtige Kostentreiber sind die Stundensätze der Vertrauensgarage und die Ersatzteilpreise. Hier sind die Spreizungen enorm. Bei etwas Geschick und Zeitaufwand kann man aber oftmals günstigere Wege finden, als es einem der erstbeste Spezialist vielleicht vorschlägt. Aber als Grundregel sollte man sicher jederzeit Reserven in der Höhe von 10 bis 25 Prozent des Kaufpreises für nicht geplante Reparaturen auf der Seite haben.

Hat man sich entschieden und gekauft, die Versicherungsfragestellungen gelöst und steht das Traumauto erstmals vor der heimischen Garage, dann ist ein sorgfältiges Angewöhnen an den neuen Untersatz zu empfehlen. Zwischen der Automobiltechnik der 1960er-Jahre und der Neuzeit liegen Welten! Die meisten der Fahrzeuge, welche vor 30 und mehr Jahren verkauft wurden und damit ein Anrecht haben, Oldtimer genannt zu werden, verfügen weder über ABS (Antiblockiersystem), ESP (Stabilitätsprogramm) noch ASR (Antischlupfregelung). Der Fahrer selber ist also für sicheres Beschleunigen und Halten verantwortlich. Die Gänge werden zudem meist von Hand gewechselt. Die Kupplungen ertragen rauen Umgang schlecht. Auch an den Kühlsystemen sind die vielen Einsatzjahre nicht spurlos vorbeigegangen und der Wärmehaushalt des Motors kann in den Stau- und Verkehrssituationen, wie wir sie heute, und das noch bei höheren Temperaturen, oftmals antreffen, in Mitleidenschaft geraten. Es ist daher wichtig, seine Reiseplanung und Fahrweise dem Auto anzupassen und nicht umgekehrt. Es ist sinnvoll, die Bedienung des Fahrzeugs zuerst im sicheren Umfeld zu erlernen und vielleicht sogar ein Oldtimer-Fahrtraining, das immer häufiger angeboten wird, zu absolvieren. Generell sollte immer genügend Zeit eingeplant werden. Auch regelmässige Kontrollen von Öl- und Wasservorräten sollte man nicht vergessen.

Youngtimer Sie sind die kostengünstigere Alternative

Umsteigen
Wem ein Oldtimer zu aufwendig und zu kompliziert ist, der wird vielleicht mit einem Youngtimer glücklich(er). Diese rund 15, 20 bis 30 Jahre alten Autos sind wesentlich näher an dem, woran wir heute bei modernen Alltagsautos gewöhnt sind, können aber genauso viel Spass machen wie ihre älteren Vorfahren. Ein Mazda MX5 der ersten Generation, ein Porsche 924 oder ein Ford Capri ist genauso individuell wie mancher 1960er-Jahre-Flitzer, stellt aber im Normalfall geringere Unterhaltsanforderungen und lässt sich einfach fahren. Und in fünf oder zehn Jahren reift der heutige Youngtimer dann ebenfalls zum Oldtimer und profitiert von entsprechenden Privilegien wie tieferen Versicherungskosten oder längeren Prüfintervallen. Und günstiger ist der Einstieg noch alleweil, denn bereits für beispielsweise 5000 bis 8000 Franken findet man hin und wieder ein Traumcabriolet aus den 1980er- oder 1990er-Jahren für den kommenden Sommer.